Elbe-Weser-Gesundheitskongress in Stade
Künstliche Intelligenz im Krankenhaus
Von Robotern im OP bis zur 4-Tage-Woche: Mehr als 300 Besucher diskutierten beim zweiten Elbe-Weser-Gesundheitskongress in Stade. Hier standen Medizin und Pflege zwei Tage lang im Mittelpunkt. Der Einladung zum zweiten Elbe-Weser-Gesundheitskongress von Elbe Kliniken und OsteMed folgten mehr als 300 Fachleute aus dem Gesundheitswesen aus den Landkreisen Stade, Rotenburg und Cuxhaven. Darunter insbesondere niedergelassene und Klinik-Ärzte sowie zahlreiches medizinisches Fachpersonal.
40 Fachvorträge boten die Expertinnen und Experten im Historischen Rathaus der Hansestadt Stade an. Dabei wurden nicht nur das große medizinische Spektrum und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Elbe Kliniken Stade und Buxtehude sowie der OsteMed Klinik in Bremervörde sichtbar. Auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse wurden im Rahmen des Ärztesymposiums geteilt, besprochen und diskutiert. Die Besucher bekamen zudem spannende Einblicke in Operationen zu sehen. So ließen sich beispielsweise die Kardiologie-Oberärzte Dr. Safian Anwar und Torsten Lauf aus dem Elbe Klinikum Stade filmisch bei einer Mitralklappen-Operation begleiten. Dabei wird ein Clip, der sogenannte MitraClip, exakt zwischen den Mitralklappensegeln am Herzen platziert. Ausschnitte des komplexen Eingriffs sowie Vorher-Nachher-Bilder bekamen die Besucher direkt vor Ort eindrucksvoll zu sehen.
Ein oft erwähntes Thema vor Ort: Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik. Dabei waren sich die meisten Experten einig, dass in Zukunft immer mehr Eingriffe mit Hilfe von KI und Robotern durchgeführt werden. „Wer einmal ein Auto mit modernen Assistenzsystemen gefahren ist, möchte darauf nicht mehr verzichten. So ähnlich ist es in der Medizin auch“, sagte Prof. Dr. Benno Stinner, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie am Elbe Klinikum Stade. Dass die Robotik eine große Hilfestellung sein kann, zeigte Dr. Jörg Franke, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie an der OsteMed Klinik Bremervörde und am Elbe Klinikum Stade. Gemeinsam mit seinem Team hat er in der Bremervörder Klinik in diesem Jahr bereits über 100 roboterassistierte Implantationen künstlicher Kniegelenke durchgeführt.
Im Pflegesymposium wurde dagegen weniger über Künstliche Intelligenz und Robotik gesprochen. Vielmehr ging es in den zahlreichen Vorträgen häufig um Wertschätzung, Kommunikation und oft diskutierte Arbeitszeitmodelle wie eine Drei- oder Vier-Tage-Woche. Denn in Zeiten des Fachkräftemangels und der sogenannten Generation Z, die immer mehr Work-Life-Balance – also eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie – fordert, muss man sich im Gesundheitswesen mehr denn je die Frage stellen, wie man sich als Arbeitgeber attraktiv machen und Nachwuchs gewinnen kann. Eine oft vertretene Meinung während der Diskussion war, dass Drei- oder Vier-Tage-Wochen aufgrund ihrer sehr starren und langen Arbeitszeiten nicht zwingend die eine Lösung sind. „Viele, die eine Vier-Tage-Woche eingeführt haben, verlassen das System nach kurzer Zeit schon wieder, weil es nicht so gut funktioniert, wie gedacht. Es hört sich oft nur auf den ersten Blick gut an“, sagte Torben von Hadeln, Stationsleiter der Intensivstation im Elbe Klinikum Buxtehude, in seinem Vortrag. Vielmehr müsse es darum gehen, dass jede Pflegekraft individuell das für sich am besten geeignete Arbeitszeitmodell auswählen kann. Das stellt Kliniken und Heime jedoch vor große Herausforderungen, da rund um die Uhr eine gewisse Besetzung sichergestellt sein muss. Und mehr Individualität bedeutet mehr benötigtes Personal und entsprechend mehr Geld. Geld, das Gesundheitseinrichtungen aktuell nicht haben.
„90 Prozent aller Kliniken in Niedersachsen schreiben in diesem Jahr rote Zahlen und benötigen finanzielle Unterstützung von kommunaler Seite“, betonte Kai Seefried, Landrat des Landkreises Stade, während seiner Begrüßung. Und weiter: „Auch wir unterstützen natürlich unsere Elbe Kliniken und werden das auch weiterhin tun. Gleichzeitig verstehe ich einfach nicht, wie unser Bundesgesundheitsminister riskiert, dass auch künftig dringend benötigte Kliniken insolvenzbedroht sind. Die kommende Gesundheitsreform hat zwar gute Ansätze. Die Kliniken müssen bis zum Start der Reform jedoch auch überleben können – und das nicht nur durch kommunale Unterstützung.“
Dass die Elbe Kliniken und OsteMed im Verbund qualitativ gut aufgestellt sind, zeigte sich nicht nur im vielfältigen interdisziplinären Kongressprogramm. Der Organisator des Kongresses, Privatdozent Dr. Sebastian Philipp, Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum Stade und Chefarzt der Inneren Medizin – Kardiologie und Intensivmedizin, hob die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen der Kliniken immer wieder hervor: „Es ist großartig, was hier in den letzten Jahren entstanden ist und wie sich der Kongress im zweiten Jahr weiterentwickelt hat. Daran werden wir anknüpfen und weiterhin Hand in Hand, auch mit den vielen niedergelassenen Ärzten, zusammenarbeiten.“
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.