WOCHENBLATT-Serie "Blick über die Elbe", Teil 4
Kugelrundes Kultgemüse wird gefeiert: Die Dithmarscher Kohltage
Wo der Landkreis Stade an der Ostemündung endet, beginnt auf der anderen Seite der Elbe der Kreis Dithmarschen. Zwischen Elbe und Eider, Nordsee und Nord-Ostsee-Kanal erstreckt sich ein flaches, fruchtbares Land, das mehr zu bieten hat als nur Weite und Wind. Neben den Schleusen in Brunsbüttel, der Seehundstation in Friedrichskoog, dem größten Marktplatz Deutschlands in Heide und dem imposanten Meldorfer Dom gibt es hier eine ganz besondere Attraktion, der sich der "Blick über die Elbe" in der vierten Folge widmet: den Dithmarscher Kohl.
Der Kohl liegt den Dithmarschern so sehr am Herzen, dass sie ihm sogar ein eigenes Fest gewidmet haben: die Dithmarscher Kohltage. Gefeiert wird immer im Herbst zu Beginn der Erntezeit. Dieses Jahr findet das Event vom 17. bis 22. September statt - und das bereits zum 38. Mal.
Der Dithmarscher Kohl, insbesondere der Weißkohl, hat sich über die Jahre zu einem kulinarischen Markenzeichen entwickelt, das die Region weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus bekannt gemacht hat. Galt der Kohl früher als langweilige Bauernkost, ist er längst zu einem Kultgemüse geworden. Dank seiner Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe gilt Kohl inzwischen als echtes „Superfood“. In den sozialen Medien wimmelt es nur so von kreativen Rezepten und originellen Zubereitungstipps - vom klassischen Eintopf bis hin zu hippen Kohl-Smoothies.
Kohl gedeiht gut im Nordseeklima
Kohl gehört zu Dithmarschen ebenso wie das Meer, die Deiche und die weite Landschaft. Jährlich werden rund 90 Millionen Kohlköpfe auf 3.000 Hektar Anbaufläche geerntet – das macht Dithmarschen zum größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas. Das Nordseeklima, die frische Brise und der sommerliche Landregen und die frische Brise sorgen für ideale Wachstumsbedingungen. Die meisten Kohlköpfe werden direkt in der Region zu Sauerkraut und anderen Spezialitäten weiterverarbeitet oder für den Winter eingelagert.
Doch der Kohlanbau hat nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, eine uralte Tradition in Dithmarschen. Tatsächlich begannen die Bauern erst Ende des 19. Jahrhunderts, Kohl anzubauen. Und es dauerte nicht lange, bis sich das grüne Kugelgemüse als wahre Goldgrube entpuppte. Der Kohl erwies sich als höchst lukrative Erwerbsquelle für die Landwerte. Seitdem ist er geradezu ein Exportschlager. Grund genug also, dem Kohl ein eigenes Fest zu widmen.
Zwei Dithmarscher Kohlregentinnen
Doch damit nicht genug: Als Markenbotschafterinnen des Dithmarscher Kohls fungieren zwei Kohlregentinnen. Aktuell repräsentieren Luisa I. und Solveigh I. Dithmarschen und sein bekanntestes landwirtschaftliches Erzeugnis. Die jungen Frauen, die in der Region fest verwurzelt sind, zeigen nicht nur während der Kohltage auf den verschiedensten Veranstaltungen Präsenz. Sie absolvieren auch bundesweit zahlreiche Termine, um für Dithmarschen und sein kulinarisches Aushängeschild zu werben. Dabei tragen sie stolz die traditionelle Dithmarscher Tracht und zeigen, dass der Kohl längst mehr ist als nur ein Gemüse – er ist ein Symbol für die Region.
Das sind einige Programm-Highlights der diesjährigen Dithmarscher Kohltage:
- Dienstag, 17. September: Feierlicher Kohlanschnitt um 10 Uhr beim Kohlkopfzuchtbetrieb Rijk Zwaan in Marne. Mit dabei sind die beiden Kohlregentinnen. Es gibt Musik, regionale Spezialitäten, Kunsthandwerk und einen Bauernmarkt.
- Mittwoch, 18. September: Bauernmarkt in Brunsbüttel von 10 bis 18 Uhr auf dem Gustav-Meyer-Platz mit maritimer Stimmung und leckeren Kohlgerichten.
- Donnerstag bis Sonntag, 19. bis 22. September: Kohltage in Heide mit Kohlfestzelt auf dem Marktplatz und Kohlmeile in der Innenstadt sowie verkaufsoffenem Sonntag.
- Freitag bis Sonntag, 20. bis 22. September: Stadtfest in Marne mit buntem Markttreiben, Live-Musik auf zwei Bühnen sowie der Krauthobel-Meisterschaft am Sonntag.
- Samstag, 21. September: Bunter Kohlmarkt in Wesselburen.
- Samstag und Sonntag, 21./22. September: Kohlvergnügen in Meldorf mit Handwerkermarkt, Oldtimertreckern, gastronomischen Angeboten, Bühnenprogramm mit Musik und Tanz sowie verkaufsoffenem Sonntag.
Mehr Infos über die Kohltage im Internet: www.dithmarscher-kohltage.de
Das sind die beiden Kohlregentinnen
Die Kohlregentinnen Luisa Hanssen (Luisa I.) aus Eddelak und Solveigh Wiborg (Solveigh I.) aus Karolinenkoog sind ein gut eingespieltes Team. Verwurzelt in Dithmarschen und erfahren in der Landwirtschaft sind sie die Botschafterinnen für die Kohltage und für Dithmarschen. Nicht nur während des Herbstevents, sondern das ganze Jahr über absolvieren sie bundesweit zahlreiche Termine.
Die Amtszeit einer Regentin dauert zwei Jahre, wobei sich immer eine bereits erfahrene und eine Regentin im ersten Amtsjahr zur Seite stehen. Für Solveigh Wiborg sind es die ersten Kohltage als Regentin. Die agrarwirtschaftlich-technische Assistentin arbeitet bei Rijk Zwaan in Marne – dort wird auch das diesjährige Anschnittsfest begangen: „Ich liebe es, meine Heimat, die Landwirtschaft und den Kohl zu repräsentieren. Vor allem ist es schön, den Menschen die Landwirtschaft einmal aus Sicht der Züchtungsarbeit näher zu bringen. Auch besitzt der Kohl eine vielfältige Kultur, das ist vielen nicht bewusst.“
Für Luisa I. endet das zweite Amtsjahr: „Besondere Highlights waren die Grüne Woche in Berlin, das Filderkrautfest in Echterdingen, wo ich zusammen mit der Stadt Marne für ein Wochenende war und die vielen Veranstaltungen bei den anderen Produkthoheiten.“ Vor allem habe ihr das Netzwerken Spaß gemacht: „Als Regentin habe ich viele nette Menschen kennengelernt und Einblicke in unterschiedliche Bereiche bekommen.“ Hanssen ist technische Sachbearbeiterin beim Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen. Sie hilft auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern aus und engagiert sich in der Landjugend.
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