Bis zu 32 Personen gleichzeitig: Impfen im Fließband-Takt
Landkreis Stade: 1.000 Corona-Impfungen pro Tag
jd/jab. Stade. Der Standort für ein Corona-Impfzentrum im Landkreis Stade steht fest: Die zentrale Impfstelle des Landkreises wird in der Niederlassung der Firma Saertex im Gewerbegebiet Stade-Ottenbeck (Sophie-Scholl-Weg 24) eingerichtet, die zum Jahresende schließt. Das Impfzentrum soll spätestens am 15. Dezember betriebsbereit sein.
Wann allerdings der erste Impfstoff da sein wird, ist noch offen. Daher steht auch noch nicht fest, wie schnell der Landkreis mit den Impfungen beginnen kann. Bisher sind die Behörden von Anfang 2021 ausgegangen, womöglich treffen die ersten Impfstoffe auch schon in diesem Jahr ein. Ziel ist es, zunächst Impfkapazitäten für rund 1.000 Menschen pro Tag zu schaffen.
Gebäude gut geeignet als Impfzentrum
Das Saertex-Areal liegt in direkter Nachbarschaft zum Airbus-Werk und umfasst einen Gebäudekomplex mit Halle und Verwaltungstrakt. Der Landkreis hat beim Land einen Antrag auf Genehmigung gestellt, dort Impfungen durchführen zu dürfen. Die Hallen mit rund 6.000 Quadratmetern Fläche sowie der frühere Verwaltungsbereich des Betriebes sind aus Sicht des Landkreises hervorragend geeignet, um dort ein Impfzentrum einzurichten.
Das niedersächsische Sozialministerium hat in seinem Konzept für die Impfzentren bestimmte Anforderungen gestellt, die ein Gebäude zu erfüllen hat. Dazu zählen getrennte Ein- und Ausgänge, genügend Parkplätze, überdachte Wartebereiche, eine passende räumliche Unterteilung, ein barrierefreier oder zumindest barrierearmer Zugang, eine stabile Internetverbindung und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Die Erreichbarkeit mit dem Bus ist gegeben: Die nächstgelegene Haltestelle befindet sich 600 Meter entfernt im Claus-von-Stauffenberg-Weg. Dort halten Busse der KVG-Linie 2007, die die Stader Innenstadt mit Ottenbeck verbinden. Vom Pferdemarkt dauert die Fahrt rund 20 Minuten und vom Stader Bahnhof eine knappe Viertelstunde.
Bis zu 32 Impfungen gleichzeitig möglich
Geplant ist, in den ehemaligen Saertex-Produktionshallen zunächst bis zu acht sogenannte Impfstrecken mit jeweils vier Impfstationen zu betreiben. Das bedeutet, dass bis zu 32 Personen parallel geimpft werden können. Nach den Vorgaben des Landes müssen die Impfungen von medizinisch geschultem Fachpersonal vorgenommen werden. Für jeweils vier Impfplätze muss ein Arzt vor Ort sein. Dafür ist ausreichend Personal bereitzustellen.
Der Landkreis arbeitet hier mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zusammen. Laut dem Stader KV-Sprecher Stephan Brune haben bereits mehr als 20 Ärzte zugesagt, in dem Impfzentrum mitzuarbeiten. Dabei handelt es sich u.a. um Ärzte im Ruhestand und Krankenhausärzte, aber auch Ärzte mit eigener Praxis. Bei Letzteren sei wichtig, dass trotzdem die Praxisversorgung aufrechterhalten werde, sagt Brune.
Insgesamt werden rund 60 bis 80 Personen im Impfzentrum tätig sein, da rund um das eigentliche Impfprozedere noch reichlich Verwaltungsaufwand betrieben werden muss. Das Impfpersonal stammt aus den Praxen der Ärzte und von Hilfsorganisationen. Als Voraussetzung, Impfungen durchführen zu dürfen, gilt eine Grundausbildung als Medizinische Fachangestellte oder eine adäquate Ausbildung beispielsweise beim DRK.
Impfungen werden rund ein Jahr dauern
Vorgesehen ist, dass das Impfzentrum werktags jeweils acht Stunden geöffnet ist. Sofern genügend Impfstoff geliefert wird, wird wahrscheinlich nicht nur montags bis freitags geimpft, sondern auch an Samstagen. Ein gewisses "Nadelöhr" stellt das Impfgespräch mit dem Arzt dar (siehe Kasten). Das Land geht von drei Minuten aus, was 20 Gespräche pro Stunde bedeutet. Der Landkreis hingegen setzt 30 Patientengespräche in zwei Stunden an - Pausenzeiten inbegriffen. Nach dieser Rechnung könnten knapp 1.000 Personen täglich geimpft werden.
Der Landkreis beabsichtigt, dass im ersten Halbjahr 2021 möglichst ein Drittel der knapp 205.000 Kreis-Bewohner gegen Corona geimpft wird - darunter sollen alle sein, die über 60 sind und/oder die einer Risikogruppe angehören.
Da es keine Erfahrungen mit derartigen Massenimpfungen gibt und niemand weiß, wie viele Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen, kann noch nicht abgeschätzt werden, wie lange das Impfzentrum in Betrieb sein wird. Der Landkreis geht aber davon aus, dass es bis Ende 2021 betrieben wird. Dazu kann eine einfache Rechnung aufgestellt werden: Wenn man von 25 Prozent Impfverweigerern ausgeht, müssen im Landkreis Stade rund 150.000 Menschen geimpft werden. Da nach ein paar Wochen eine Auffrischung erforderlich ist, wären das insgesamt 300.000 Impfungen. Bei den geplanten rund 1.000 Impfungen pro Tag wären also 300 Werktage erforderlich, um 75 Prozent der Landkreisbevölkerung durchzuimpfen.
Die Kosten für das Impfzentrum liegen inklusive Personal und Pacht bei rund 3,5 Millionen Euro. Der Landkreis bekommt diese Summe vom Land erstattet.
So werden die Impfungen ablaufen
Diese fünf Stationen werden bei der Impfung durchlaufen:
1. Anmeldung: Hier wird geprüft, ob die betreffende Person überhaupt einen Termin hat. Denn nur diejenigen werden geimpft, die über das Terminmanagementsystem angemeldet sind. Der Abruf des Impfstoffes wird mit diesem System gekoppelt. Auch die persönliche Impfberechtigung wird bei der Anmeldung geprüft.
2. Registrierung: Vor der Impfung erfolgt hier ein Abgleich der Daten. Wer zur Impfung eingeladen ist, muss seinen Ausweis vorlegen, damit geprüft werden kann, dass die Angaben zur Person auch korrekt sind.
3. Impfgespräch: An dieser Station erfolgt das Impfgespräch. Das darf nur ein Arzt führen. Er prüft die medizinischen Angaben auf dem Frage-Dokumentationsbogen für die Impfung und klärt eventuell offene Fragen.
4. Impfung: Im Impfzentrum sind 32 Impfplätze vorgesehen. Nach dem Pieks mit der Nadel erfolgt die Eintragung im Dokumentationsbogen. Der Geimpfte erhält einen Eintrag in seinen Impfpass.
5. Wartebereich: Um die Risiken möglicher Impfreaktionen zu minimieren, sollen die frisch Geimpften nicht sofort das Impfzentrum verlassen, sondern in einem Warteraum Platz nehmen. Rund eine Viertelstunde soll abgewartet werden, ob gesundheitliche Probleme auftreten. Für solche Fälle ist ein Sanitätsbereich eingerichtet.
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