Wenn Spazierengehen nicht mehr reicht
Mit Waldbaden tiefe Entspannung finden
(nw/jab). Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das wusste schon Goethe vor rund 200 Jahren und ist heute in Zeiten der Corona-Pandemie gültiger denn je. Denn aus dem Landkreis Stade muss niemand in den Harz fahren, wenn der Rüstjer Forst doch direkt vor der Tür liegt. Wem Spazierengehen zum Entspannen allein nicht mehr ausreicht, der sollte Waldbaden einmal ausprobieren. Das WOCHENBLATT erklärt, was es damit auf sich hat.
Beim sogenannten Waldbaden geht es um mehr, als nur durch den Wald zu stiefeln. "Ein Spaziergang ist aber ein guter Anfang" sagt Birte Schmetjen. Sie bildet in Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten qualifizierte Trainer aus, die u.a. Kurse zum Waldbaden anbieten. Der Sinn dahinter ist die Entschleunigung des Alltags. Die Menschen sollen im Wald zur Ruhe kommen. Theoretisch könne jeder sofort Waldbaden betreiben. Die Expertin empfiehlt allerdings, an speziellen Kursen teilzunehmen, da Waldbaden ohne Vorkenntnisse schwierig sei. "Wichtig ist die Technik", erklärt sie. Dazu gehören u.a. bestimmte Atemübungen und Achtsamkeitstraining.
Positiver Effekt in nur 20 Minuten
Die ausgebildeten Trainer zeigen den Teilnehmern, wie sie ins Jetzt zurückgelangen. Denn: "Viele leben in der Vergangenheit oder planen bereits die Zukunft", sagt Schmetjen. Die Kursleiter verfügen zudem über ein umfangreiches Wissen über das Ökosystem Wald. Durch die ätherischen Öle, die in der Natur vorkommen, soll außerdem das Immunsystem gestärkt werden. Für einen positiven Effekt reichen bereits 20 Minuten im Wald aus.
Das perfekte Wetter zum Waldbaden gibt es laut Schmetjen nicht. Aber die Expertin empfiehlt, nach einem Regenschauer bei Sonnenschein in den Wald zu gehen. Denn dann werden die ätherischen Öle im Wald besonders gut freigesetzt. Prinzipiell sei ein entspannter Spaziergang in der Natur aber bei jedem Wetter gut und auch gesund.
Seinen Ursprung hat das klassische Waldbaden im japanischen Raum. Es leitet sich vom Wort "Shinrinyoku" ab, das soviel wie "Eintauchen in die Waldatmosphäre" - oder kurz "Waldbaden" - bedeutet. In Japan wird es bereits seit den 1980er Jahren betrieben. "Dort ist es sogar fester Bestandteil der Medizin und wird bei bestimmten Erkrankungen als Therapie verschrieben", erklärt Schmetjen. In Deutschland erlebte der Trend vor gut drei Jahren einen Aufschwung. Inwieweit das Waldbaden bei Krankheiten wie Bluthochdruck helfen kann, wird derzeit aber noch wissenschaftlich erforscht.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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