Judas – Freund oder Verräter?
Samuel Koch lädt zum Perspektivwechsel ins Stadeum ein
sb. Stade. „Denn dieser sollte ihn verraten: einer der zwölf“, heißt es in der Bibel über Judas, den Mann, der als Verräter von Jesus Christus zu trauriger Berühmtheit gelangen sollte. Das renommierte Nationaltheater Mannheim ist am Mittwoch, 16. März, um 19.45 Uhr mit dem Theaterstück „Judas“ zu Gast im Stadeum. Die Titelrolle wird vom querschnittsgelähmten Schauspieler Samuel Koch verkörpert. Im Anschluss an die Vorstellung findet auf der Bühne ein Publikumsgespräch mit Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy, dem Schriftsteller und Jesuiten Christoph Wrembek sowie dem Künstler statt.
Samuel Koch, tragisch durch seinen seinerzeitigen Wett-Unfall bei der großen „Wetten, dass…“-Show ins öffentliche Licht gerückt, bestreitet seither sein Leben als querschnittsgelähmter Kämpfer und mittlerweile Schauspieler in vielen tragenden Rollen im Kino, TV und auf deutschen Bühnen. So auch in dieser von Philipp Rosendahl als Monolog inszenierten und preisgekrönten Aufführung. Das intensive Solostück überzeugt durch die Begegnung zweier Männer auf der Bühne: eben Samuel Koch und seiner Rolle – Judas, den Verräter. Das Nationaltheater als Vierspartenhaus mit seiner renommierten Schauspielbühne, an der bereits Schiller wirkte, gehört zu den führenden Staatstheatern im deutschsprachigen Raum und führt mit der Produktion in der Regel keine Gastspiele durch. Das Stadeum-Team freut sich daher besonders, dass es gelungen ist, diese hochkarätige Inszenierung aus Mannheim nach Stade zu holen, die mit einem 28-köpfigen Team anreisen wird.
„Der Name Judas wird gebraucht für einen heimtückischen Menschen überhaupt“, heißt es im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm von 1877. Daran hat sich bis heute nichts geändert, die Geschichte des größten Verrats aller Zeiten wird noch immer erzählt. „Verräter, Mörder, Satan“ sind nur einige der Zuschreibungen, die sich über die Jahrtausende nicht verändert haben. Die niederländische Autorin Lot Vekemans hat ein sehr klares, eigenes Bild von Judas. Ihre Version seiner Geschichte kreist nicht nur um sein angebliches Fehlverhalten, den Verrat an Jesus. Sie gesteht dem Verräter eine Kindheit, eine Familie und Freunde zu und macht ihn dadurch menschlicher. Schauspieler Samuel Koch lässt den vermeintlichen Verräter Judas so zum Vertrauten des Publikums werden. Denn ist seine Geschichte nicht doch eher die Geschichte eines Freundes, der Jesus half, sein Lebensprojekt zu vollenden: sterben und dadurch unsterblich werden? Verhalf nicht er dem Christentum zur großen Weltreligion? Nach zweitausend Jahren ist es an der Zeit, dass Judas selbst spricht.
Im Anschluss an die rund 70-minütige Vorstellung lädt das Stadeum zu einem Nachgespräch mit dem Künstler ein, an dem auch der Regionalbischof für den Sprengel Stade, Dr. Hans Christian Brandy, sowie der Jesuit, Geistliche Begleiter und Schriftsteller Christoph Wrembek teilnehmen werden. Wrembek hat mit seiner Veröffentlichung „Judas, der Freund“ spannende Einsichten in die vermeintliche Verräter-Figur geliefert. Das Podium moderieren wird die Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin Schauspiel des Nationaltheaters, Kerstin Grübmeyer. Das Gespräch lädt dazu ein, sowohl über Gesehenes zu sprechen, aber auch tiefer in die Thematik einzusteigen und Übertragungen auf aktuelle Diskurse zu diskutieren. Das öffentliche Gespräch beginnt etwa um 21 Uhr und steht auch allen Interessierten offen, die sich die Vorstellung nicht angesehen haben.
Samuel Koch, Jahrgang 1987, studierte Schauspiel an der HMTM in Hannover und schloss 2014 das Studium ab. Bekannt wurde er 2010 nach seinem Unglück bei „Wetten dass ..?“. Seitdem sind seine Beine und große Teile seines Körpers gelähmt. Als Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt von 2014 bis 2018 wurde er von Theater heute als bester deutscher Nachwuchsschauspieler nominiert. In der Serie „Sturm der Liebe“ und dem Kinofilm „Honig im Kopf“ hatte er Gastrollen. In „Draußen in meinem Kopf“ gab Koch sein Debüt in einer Kinohauptrolle. Er ist Autor der Spiegel-Bestseller „Zwei Leben“ und „Rolle vorwärts“.
Tickets für diesen hochkarätigen Schauspielabend kosten zwischen 20 und 39,- € und sind unter www.stadeum.de sowie telefonisch unter 04141.409140 erhältlich.
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