Inge Klatt (88) bringt gern lustige Erlebnisse zu Papier
Schreiben als Sucht

Inge Klatt verbringt viel Zeit an ihrem Computer | Foto: sb
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sb. Stade. Sie beleidigte einen saudi-arabischen Prinzen, weil sie ihm unverschleiert gegenübersaß. Und im Sudan brachte sie mit einem Trick einen Arzt um sein überteuertes Salär. Wenn Inge Klatt (88) aus ihrem Leben erzählt, kommen spannende und lustige Geschichten ans Licht. Ihre Erlebnisse hat die rüstige Seniorin aufgeschrieben. Inzwischen gibt es drei Bücher von ihr: "Schrecklich schöne Kindheit" und "Auferstehung aus Trümmern und Schutt" aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in Hamburg sowie "Ehe-Episoden" aus ihrem Leben als Frau eines Kapitäns.

Zum Schreiben kam Inge Klatt erst mit 70 Jahren. "Ich habe immer gern Episoden aus meinem Leben erzählt und mein Publikum damit oft zum Lachen gebracht", sagt Inge Klatt. "Irgendwann reifte dann die Idee, diese Geschichten aufzuschreiben." Also kaufte sich die Seniorin ihren ersten Computer und legte los. "Zuerst war ich am Laptop sehr unsicher und brauchte so manche Nachhilfestunde", erinnert sie sich. Inzwischen ist sie mit der Technik so vertraut, dass sie sogar in sozialen Netzwerken postet. "Der PC und das Internet sind insbesondere in der Corona-Zeit für mich eine unglaubliche Hilfe."

Geboren und aufgewachsen ist Inge Klatt im Hamburger Stadtteil Hammerbrook. Als junge Frau lernte sie ihren späteren Mann Hans-Joachim kennen. Geheiratet wurde völlig überstürzt im Sommer 1962 - aber nicht, weil etwas Kleines unterwegs war. Vielmehr hieß es damals: Kein Trauschein, keine Wohnung. Und weil plötzlich im Bekanntenkreis eine Unterkunft frei wurde, ging das Paar keine Woche später zum Standesamt. Seit 1971 wohnen Inge und Hans-Joachim Klatt in Stade.

Als Ehefrau durfte Inge Klatt ihren Mann, der von Beruf Kapitän war, auf einige Seereisen begleiten. So lernte die Staderin in einer Zeit, in der Fernreisen noch völlig unüblich waren, u.a. Ägypten, Jordanien und den Sudan kennen. Auch Saudi-Arabien wurde angefahren, dort durfte die europäische Besatzung das Schiff jedoch nicht verlassen. Hier brüskierte Inge Klatt den eingangs erwähnten Prinzen. Dieser kam an Bord, um ein Schadensprotokoll aufnehmen zu lassen. An der Schreibmaschine saß die unverschleierte Inge Klatt. "Hätte mein Mann sich nicht in den Türrahmen gestellt und damit den Weg nach draußen blockiert, der entsetzte Prinz hätte das für uns so wichtige Protokoll niemals unterschrieben", erinnert sich die Staderin. Im Sudan durfte niemand von Bord, der nicht gegen Gelbfieber geimpft war. Der an Bord kommende "Buschdoktor", wie Klatt den einheimischen Arzt in ihrem Buch bezeichnet, hatte jedoch nur unsteriles Impfbesteck dabei. "Zum Glück hatte mein Mann mich diesbezüglich vorgewarnt und ich hatte mich schon in Stade impfen lassen", erinnert sich Inge Klatt. Ihr Impfpass habe bei dem "Buschdoktor" große Enttäuschung hervorgerufen, so Klatt. Denn für den Piks hätte er umgerechnet 40 D-Mark bekommen.
Zurzeit schreibt Inge Klatt ihre Erlebnisse in der Corona-Zeit auf. Dazu gehören ihr täglicher Kampf mit Maske plus Hörgerät, Hamsterkäufe und klaustrophobische Anfälle beim Friseurbesuch mit Mund-Nase-Schutz. "Schreiben ist für mich zur Sucht geworden", sagt sie. "Und ich erlebe immer etwas, das sich aufzuschreiben lohnt."

Inge Klatt verbringt viel Zeit an ihrem Computer | Foto: sb
Inge Klatt hat in ihrem Leben viel erlebt | Foto: sb
Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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