Neue Karte gibt Gefahrenhinweise
Starkregen im Kreis Stade: Wenn Straßen unter Wasser stehen
In den kommenden Tagen soll es auch im Landkreis Stade schneien. Schnee ist unserer Region mittlerweile fast schon eine Ausnahme. Statt Schneeflocken fallen meist dicke Regentropfen. Vor genau einem Jahr waren nach extremen Regenfällen weite Teile Niedersachsens überflutet. Solche Starkregenereignisse treten immer häufiger auf. Welche Gebiete besonders gefährdet sind, wenn es stark schüttet, zeigt eine neue Karte, die im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erstellt wurde. Die sogenannte Hinweiskarte Starkregengefahren kann von jedem Bürger über das Geoportal des Bundes abgerufen werden (hier ist der Link: geoportal.de).
"Anhand dieser Karte kann sich jeder über die mögliche Gefährdung seines Hauses informieren. Das Gleiche gilt beispielsweise für den Autoparkplatz oder den Arbeitsweg", erklären die NLWKN-Experten für das Thema Starkregen, Tobias Drückler und Malte Schilling. Die Hinweiskarte zeigt Überflutungen für zwei Niederschlagsszenarien: ein außergewöhnliches (Starkregenindex 7 von 12) und ein extremes Ereignis mit 100 Millimeter Niederschlag in der Stunde. Eine solche Regenmenge entspricht zehn große Gießkannen auf einem Quadratmeter.
Anzeige auf der Karte per Mausklick aktivieren
Um sich die Hinweiskarten anzeigen zu lassen, muss auf dem Geoportal zunächst links im Menü „Klima und Wetter“ gewählt werden, um auf der folgenden Seite das Thema „Starkregen“ anzuklicken. Dort erreicht man über „Land Niedersachsen, Hinweiskarte Starkregengefahren“ die Kartenansicht. Die beiden NLWKN-Fachleute empfehlen, zunächst alle Kartenebenen per Mausklick auf die Häkchen auszuschalten und nur die Ebenen „NI Starkregen: Überflutungstiefe außergewöhnlich“ und „Webkarte S/W“ durch Setzung der Haken zu aktivieren. Dort kann sich jeder die Region suchen, die für ihn von Interesse ist. Um zu verstehen, woher das Wasser kommt, kann zusätzlich die Kartenebene „NI Starkregen: Fließrichtung außergewöhnlich“ angeklickt werden, die Fließpfeile zeigen die Strömungsrichtung des Wassers. Für eine erste Hilfestellung gibt es im Menü ein Tutorial.
Wasser würde in den Straßen stehen
Die Karte zeigt, dass es selbst bei Regenfällen der Stufe 7 (außergewöhnlicher Starkregen) in einigen Orten des Landkreises Stade Straßen unter Wasser. So würden beispielsweise in Harsefeld, das im Jahr 2002 schon einmal von einem Hochwasser nach heftigsten Regenfällen betroffen war, Teile der Marktstraße und der Friedrich-Tobaben-Platz überflutet, wenn der Rellerbach - wie schon öfter - über die Ufer tritt. In Buxtehude könnte es laut Karte u.a. im Neubaugebiet Giselbertstraße und in der Altstadt (Breite Straße, Hinter dem Zwinger sowie West- und Ostfleth) Probleme geben. Auch in Stade wären einige Straßen betroffen - u.a. wichtige Durchfahrtsstraßen wie Harsefelder, Freiburger, Glückstädter und Harburger Straße sowie die Hansestraße. Auf der Teichstraße, der Gartenstraße und im Bleichergang würde ebenfalls Wasser stehen, ebenso wie in einigen Straßenzügen der Stadtteile Hahle, Haddorf und Ottenbeck sowie im Neubaugebiet Riensförde.
Deutlich schwerwiegender wären die Folgen bei einem "Jahrhundertregen". Dann könnten einige Bereiche auf der Geest - besonders entlang der Flüsse, Bäche und Graben - bis zu zwei Meter unter Wasser stehen. Um zu sehen, welche Gebiete betroffen, muss auf der Hinweiskarte ein Häkchen bei "NI Starkregen: Überflutungstiefe extrem" gesetzt. Die Überflutungstiefen sind auf der Karte in Blautönen gehalten. Je dunkler das Blau, umso höher steht das Wasser. Herrschen auf der Geest überwiegend dunklere Töne (Überflutung mehr als einen halben Meter), ist die Marsch (Altes Land und Kehdingen) fast flächendeckend in Hellblau (Überflutung bis 30 Zentimeter) gehalten. In Harsefeld würden sich bei solch einem extremen Starkregen womöglich die Ereignisse von 2002 wiederholen: In den tiefergelegenen Bereichen an der Aue, wie beispielsweise am Wiesenweg und Gierenberg sowie im unteren Teil der Herrenstraße, würden wieder die Häuser im Wasser stehen.
Zwölf Kategorien für Starkregen
Den Begriff Starkregen verwendet man bei intensiven Regenfällen, die lokal begrenzt und in kurzer Zeit auftreten. Besonders in den Sommermonaten, oft in Verbindung mit Gewittern, sind solche Wetterphänomene keine Seltenheit. Der Klimawandel spielt dabei eine entscheidende Rolle: Durch die steigenden Temperaturen wird mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre gespeichert, die sich bei Gewittern schlagartig entladen kann.
Um die Intensität von Starkregen besser bewerten und darstellen zu können, wurde der sogenannte Starkregenindex entwickelt. Diese zwölfstufige Skala ermöglicht eine einheitliche und verständliche Einstufung von Starkregenereignissen. Während der Indexwert 1 einen „normalen“ Starkregen beschreibt, wie er im Sommer häufiger vorkommt, steht der Indexwert 12 für extrem seltene und besonders heftige Starkregenereignisse. Ähnlich wie die Richterskala für Erdbeben oder die Beaufortskala für Windstärken bietet der Starkregenindex eine Orientierungshilfe bei der Bewertung von Risiken.
Die Auswirkungen von Starkregen können gravierend sein. Prallt der Regen auf bereits gesättigte Böden oder fällt in größeren Mengen, als der Boden aufnehmen kann, fließt das Wasser oberflächlich ab. Das kann schnell zu Sturzfluten führen. Senken und Mulden sammeln oft große Wassermengen, was zu lokalen Überschwemmungen führt. Auch kleine Gewässer können durch den plötzlichen Abfluss des Regenwassers über die Ufer treten und zusätzliche Schäden verursachen. Wird die Kanalisation überlastet oder entstehen Rückstaus an Brücken oder Zäunen, drohen weitere Überschwemmungen, die Straßen und Grundstücke gefährden.
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