Theater zur Abivorbereitung
Weltwirtschaftskrise auf der Stadeum-Bühne

Theaterstück zu Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“ | Foto: Clemens Heidrich
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  • Theaterstück zu Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“
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„Was sind wir doch für Bestien“, möchte man bei der Lektüre von Ödön von Horváths erstem Roman „Der ewige Spießer“ denken. Sobald der Mensch seinen Wohlstand bedroht sieht, scheint jedes Mittel recht, um ihn zu verteidigen. Das hochaktuelle Werk ist am Montag, 20. Januar, 19.45 Uhr, als Bühnenadaption im Stadeum zu sehen.

Die Geschichte vom ewigen Spießer, die Ödön von Horváth vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise 1929 erzählt, spielt in München, am unteren Ende der Schellingstraße, dort, wo ihre vornehme Eleganz aufhört zu existieren. Hier, in verborgenen Hinterhöfen und schäbigen Häuserfluren, zwischen armseligen Etablissements und einfachen Vorstadtcafés, erschafft Horváth mit ironisch-distanziertem Blick seine Mittelständler-Figuren zwischen „Proletariat“ und „Kapital“. Derb-böse, zugleich melancholisch-zartbitter und zuweilen leise erzählt Michael Stacheders Inszenierung für das Theater für Niedersachsen in kurzen Sequenzen aus ihren Leben, von ihren Sehnsüchten und Ängsten, von ihrem Scheitern und Aufbegehren.

Inflation, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit bedrohen die „kleinen Leute“. Ihr mühsam erspartes Geld ist nichts mehr wert und sie sehnen nach den besseren Zeiten zurück – wo sie „noch wer waren und wo feststand, was sich gehört“. Antisemitische und chauvinistische Parolen fallen hier auf fruchtbaren Boden. Die Sehnsucht nach dem starken Mann, der mit harter Hand durchgreift und dafür sorgt, dass sie wieder wer sind, ist omnipräsent. Die „Spießer“ träumen vom angenehmen Leben ohne Sorgen. Vor dem tristen Alltag ergreifen sie die Flucht in Vergnügungen – ständig auf der Suche nach dem schnellen Geld.

Horváths erster Roman aus dem Jahr 1930 strotzt nur so vor Ironie. Der durch Stücke wie „Kasimir und Karoline“ oder „Glaube Liebe Hoffnung“ weltberühmt gewordene Autor zeichnet episodenhaft, pointiert und klug ein schillerndes und eindrückliches Bild eines Menschentypus, nach dem man auch in heutigen Zeiten nicht lange suchen muss. Hautnah erlebte der Autor im oberbayerischen Murnau, das ihm mehrere Jahre lang Heimat war und den Hintergrund für sein Werk bildete, den Aufstieg des Nationalsozialismus mit. In seinem Text ist nachzulesen, wie sich die menschheitsverachtende und verbrecherische Ideologie immer tiefer in die Menschen hineinfraß, um sich dort festzusetzen.

„Der ewige Spießer“ ist 2025 verpflichtende Abiturlektüre in Niedersachsen.

Tickets für den Schauspielabend kosten zwischen 19 und 39 Euro, erhältlich unter Tel. 04141-409140 sowie im Internet unter www.stadeum.de.

Theaterstück zu Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“ | Foto: Clemens Heidrich
Theaterstück zu Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“ | Foto: Clemens Heidrich
Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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