Infokampagne mit dem Landkreis Stade, Teil 9
Wer auf den Katastrophenfall vorbereitet ist, hilft so den Behörden

Bei einem flächendeckenden Stromausfall wird es den Behörden kaum möglich sein, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen | Foto: Adobe Stock/Fernando
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  • Bei einem flächendeckenden Stromausfall wird es den Behörden kaum möglich sein, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen
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Im Katastrophenfall sind nicht nur die Feuerwehren und Hilfsorganisationen gefordert. Auch die Polizei nimmt eine wichtige Rolle ein. Die Beamten stehen ein für Recht und Ordnung. Sie müssen beispielsweise verhindern, dass bei einem Blackout anarchische Zustände ausbrechen. So muss die Polizei eingreifen, falls sich Menschenmassen zusammenrotten oder es womöglich zu Plünderungen von Geschäften kommt. Im zweiten Teil des WOCHENBLATT-Interviews mit dem für die Region zuständigen Lüneburger Polizeipräsidenten Thomas Ring geht es um die Aufgabe der Polizei bei einem konkreten Katastrophen-Szenario.

WOCHENBLATT: Welche Aufgaben hat die Polizei im Katastrophenfall?

Thomas Ring: Die Polizei wird im Rahmen ihrer Zuständigkeiten im Katastrophenschutz oder auf dem Wege der Amtshilfe für andere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben unterstützend tätig. Sicherlich kommt es auf den jeweiligen Einsatzanlass an. Für das Szenario eines länger andauernden Stromausfalls, eines sogenannten Blackouts, steht die Gewährleistung der Ansprechbarkeit der Polizei für alle Bürgerinnen und Bürger, trotz möglicher Einschränkungen der Telekommunikation und der Datenverbindungen, meines Erachtens nach an oberster Stelle. Gemeinsam mit den Landkreisen und den Kommunen hat die Polizei hierfür die Möglichkeit der Einrichtung von sogenannten „Leuchttürmen“, also deutlich sichtbaren Stellen mit mobilen Wachen und anderen Hilfeleistungen im öffentlichen Raum, vorgedacht. Ihre ursprünglichen Aufgaben, also die Abwehr von Gefahren und die Verfolgung von Straftaten, nimmt die Polizei im Katastrophenfall, soweit möglich, selbstverständlich weiterhin wahr. Im Katastrophenfall können beispielsweise die Lenkung des Verkehrsgeschehens in einem frühen Stadium und mit zunehmender zeitlicher Dimension des Stromausfalls das Verhindern von Plünderungen einen besonderen Schwerpunkt des Einsatzgeschehens einnehmen.

Lesen Sie hier alle bisherigen Artikel der Info-Kampagne zum Thema Katastrophenschutz

WOCHENBLATT: Welche besonderen Herausforderungen bringen Energiemangellagen mit sich?

Thomas Ring: Insbesondere ein länger andauernder Stromausfall bringt viele Herausforderungen mit sich. Die Polizeidirektion Lüneburg beschäftigt sich bereits seit einiger Zeit intensiv mit diesem Thema. Die Auswirkungen einer Energiemangellage sind vielschichtig, sodass verschiedenste Szenarien betrachtet, bewertet und entsprechende Lösungen gemeinsam mit den Landkreisen und Kommunen erarbeitet werden. Vorrangig spielen hier die Sicherung der Kommunikation, der Mobilität und der Ansprechbarkeit für die Bevölkerung eine Rolle. Die Vorbereitung auf sich verändernde Kriminalitätsphänomene und -formen, die entweder ursächlich für ein Blackout-Szenario sind oder aus einem solchen Anlass resultieren, finden polizeilicherseits ebenfalls Betrachtung.

WOCHENBLATT:Welche Rolle spielt dann die Versorgung mit Treibstoff?

Thomas Ring: Die Versorgung mit Treibstoff spielt nicht nur für die Polizei eine große Rolle. Ohne Kraftstoff fahren keine Fahrzeuge, die kraftstoffbetriebenen Netzersatzanlagen laufen leer und Heizungsanlagen bleiben kalt. Die Polizeidirektion Lüneburg arbeitet mit all ihren Inspektionen auch in diesem Thema eng mit den unteren Katastrophenschutzbehörden der Landkreise zusammen, die u.a. für die Verteilung von Kraftstoffen im Katastrophenfall verantwortlich sind.

Polizeipräsident Thomas Ring sieht seine Dienststellen gut vorbereitet auf mögliche Katastrophen-Szenarien   | Foto: Polizei
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WOCHENBLATT:Die Polizei ist in die Abstimmungen und Vorbereitungen der im Katastrophenschutz tätigen Akteure vor Ort intensiv eingebunden. Welche Bedeutung haben die Vorbereitungen?

Thomas Ring: Die gemeinsamen Vorbereitungen und Abstimmungen aller Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sind wichtig, um im Katastrophenfall schnell und koordiniert agieren zu können. Die Polizei ist ein fester Bestandteil in diesen Netzwerken. Regelmäßige Übungen, koordiniert durch die Katastrophenschutz-Behörden, sind dabei notwendig, um Schnittstellen und mögliche Optimierungsbedarfe zu erkennen. Eine Energiemangellage ist dabei allerdings nur ein denkbares Szenario von vielen, wenn auch ein im Bewusstsein der Bevölkerung sehr präsentes, infolge des Russland-Ukraine-Krieges. Die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt gestaltet sich bei uns in Niedersachsen sehr eng, jede Organisation bringt ein besonderes Knowhow mit. Dieses Netzwerk und das Ehrenamt sind von unschätzbarem Wert. Die Polizeidirektion Lüneburg hat bereits unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mit der Intensivierung der vorhandenen eigenen Planungen sowie des Austausches mit den Netzwerkpartnern begonnen. Zur Abstimmung der verschiedenen Konzepte unterschiedlicher Akteure wurde im Januar eine Fachtagung mit den Polizeidienststellen und den jeweiligen Ansprechpartnern der Landkreise durchgeführt. Die Erkenntnisse aus der Fachtagung, bei der auch Szenarien eines großflächigen Stromausfalls durchdacht und besprochen wurden, haben unmittelbaren Einfluss in die bestehenden Konzepte gefunden. Nicht erst seit der Fachtagung, sondern bereits im täglichen Dienst zeigt sich, wie wichtig das Verständnis der Arbeit und der Bedürfnisse anderer Stakeholder bei der Bewältigung von alltäglichen Einsatzlagen im Kleinen und den hier thematisierten Katastrophenlagen im Großen ist.

Interview mit Polizeipräsident Thomas Ring zum Katastrophenschutz

WOCHENBLATT:Sollte es zu einer längerfristigen Unterbrechung der Gas- oder Stromversorgung kommen, wäre es den staatlichen Stellen nicht möglich, das öffentliche Leben im gewohnten Umfang aufrechtzuerhalten. Was können die Bürger tun, um nicht unvorbereitet in ein solches Szenario zu gehen?

Thomas Ring:
Die Ressourcen der Hilfs- und Rettungsdienste, aber auch die der Polizei, sind endlich. Rettungskräfte werden in einem Katastrophenfall nicht sofort an jedem Ort verfügbar sein können. Gewisse Maßnahmen, zum Beispiel eine Vorbereitung auf derartige Krisen in Form eines Notvorrats, werden also immer auch in der Hand der Bürgerinnen und Bürger selbst liegen. Unabhängig davon, ob es sich um einen Stromausfall, eine Schnee-, eine Flutkatastrophe oder ein anderes Großschadensereignis handelt, ist die Selbstvorsorge der Bürgerinnen und Bürger in einem solchen Szenario elementar. Wer gut vorbereitet ist, hilft somit auch den Sicherheits- und Ordnungsbehörden, indem er schlichtweg weniger Hilfe benötigt. Das BBK hat dazu viele Informationsbroschüren entwickelt und zur Verfügung gestellt. Dabei wird u.a. eine Bevorratung von Lebensmitteln, Wasservorräten und Medikamenten sowie das Vorhalten von batteriebetriebenen Taschenlampen und Radioempfängern empfohlen. Bürgerinnen und Bürger können sich darüber hinaus u.a. auch über Sirenensignale, Warn-Apps und andere Kommunikationswege verschiedener Behörden, wie der Landkreise, informieren.

Wenn die Lichter ausgehen

Im Rahmen einer gemeinsamen Kampagne informieren das WOCHENBLATT und der Landkreis Stade in den kommenden Wochen über aktuelle Themen aus dem Bereich des Katastrophenschutzes. Praktische Hinweise zur Selbstvorsorge werden ebenso präsentiert wie ein Blick hinter die Kulissen des Arbeitskreises Katastrophenschutz. Weitere Informationen, Tipps und Hinweise zu diesem Themenfeld gibt es auch auf einer eigens für die Informationskampagne eingerichteten Internetseite des Landkreises, die regelmäßig erweitert wird: www.landkreis-stade.de/vorsorge.

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Jörg Dammann aus Stade

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