Die eigenen vier Wände sind für viele ein wichtiger Ruhepol
Wohnen in der Corona-Krise
(sb/bhw). Nach den Herausforderungen der Pandemie wollen viele Deutsche ihre persönliche Wohnsituation verbessern. Dazu einige Antworten von Henning Göbel, Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkasse.
WOCHENBLATT: Die eigene Immobilie steht für die meisten Deutschen ganz oben auf ihrer Wunschliste. Hat die Coronakrise etwas daran geändert?
Henning Göbel: Im Gegenteil! Eine Umfrage der BHW Bausparkasse zeigt, dass die eigenen vier Wände sich erneut als Refugium und Ruhepol bewährt haben. Eigentümer meistern die Herausforderungen der Krise deutlich besser. Fast doppelt so viele Mieter fühlen sich durch die Einschränkungen belastet – sei es durch zu wenig Platz, ungünstige Raumaufteilungen oder den fehlenden Garten.
WOCHENBLATT: Gilt das für alle Altersgruppen?
Henning Göbel: Die Jungen spüren die Zumutungen der Pandemie besonders deutlich. 38 Prozent der Mieter unter 40 Jahren wollen jetzt ihre Wohnsituation verändern. Sie setzen auf den Kauf einer eigenen Immobilie, um mehr Sicherheit und Unabhängigkeit zu gewinnen.
WOCHENBLATT: Das Homeoffice war für viele Berufstätige eine Herausforderung. Was muss sich in der Wohnraumplanung ändern?
Henning Göbel: Jetzt sind innovative Konzepte gefragt, die den mobilen Arbeitsplatz und auch Rückzugsmöglichkeiten einbeziehen. Vor allem die Netzanbindung entspricht oft nicht den Anforderungen. Über die Hälfte der jungen Deutschen wollen dringend eine schnellere Internetverbindung. Die digitale Infrastruktur in ländlichen Regionen muss so schnell wie möglich ausgebaut werden.
WOCHENBLATT: Konnte die Corona-krise einen Impuls zur Wohneigentumsbildung geben, bei der Deutschland im europäischen Vergleich weit hinten rangiert?
Henning Göbel: Corona hat Schwachstellen beim Wohnen aufgedeckt. Dass Deutschland im Eigentumsranking so schlecht abschneidet, liegt nicht an den Bürgern. Sie wünschen sich sicheres und vor allem bezahlbares Wohnen in der eigenen Immobilie. Bleibt zu hoffen, dass der zusätzliche Veränderungsdruck ausreicht, um auf politischer Ebene für positive Anreize zu sorgen. Wir brauchen mehr geförderte Finanzierungsmodelle, mit denen sich Eigeninitiative und Investitionen in Wohneigentum vor allem für junge Menschen auszahlen.
WOCHENBLATT: Die Senkung der Mehrwertsteuer kommt auch Bauherren zugute. Ist das schon ein richtiger Schritt?
Henning Göbel: Davon profitieren nur Bauherren, die noch bis Dezember 2020 die Abnahme ihrer Immobilie über die Bühne bringen. Erfolgt die Fertigstellung erst 2021, wird wieder der höhere Mehrwertsteuersatz fällig. Gemessen an den Gesamtkosten einer Immobilie hat die Ersparnis eher Symbolcharakter und ist als zielgenaues Fördermittel nicht geeignet.
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