Schneller, höher, weiter - alles geben für Gold
Gratis-Angebot nicht nur für Vereinsmitglieder: Sportabzeichen-Training beim VfL Stade
jd. Stade. "Komm, Erika, du schaffst es!" - Die motivierenden Rufe tragen die Läuferin auf ihren letzten Metern ins Ziel. Geschafft hat es Erika Meyer aber nicht ganz: An der Ziellinie der 50-Meter-Distanz zeigt die Stoppuhr 11,2 Sekunden an. Gebraucht hätte sie aber 10,6 Sekunden - für ein weiteres goldenes Sportabzeichen. Rund 20 dieser Anstecker hat die 73-Jährige bereits. In diesem Sommer will sie es wieder wissen. Auf dem Sportplatz des VfL Stade in Ottenbeck trainiert sie die verschiedenen Disziplinen, die für den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens zu absolvieren sind. Dort steht das Sportabzeichen-Team um Trainer Reinhard Schildt im Sommerhalbjahr jeden Mittwochabend bereit, um den Freizeitsportlern Tipps zu geben und Weiten, Zeiten und Höhen zu messen.
"Für das Sportabzeichen müssen Leistungen in den vier Kategorien Ausdauer, Kraft, Koordination und Schnelligkeit erbracht werden. Die Mindestanforderungen dafür sind altersgerecht gestaffelt", erläutert Reinhard Schildt. Erika Meyer hat in den Disziplinen 7,5 Kilometer Walking (Ausdauer), Geräteturnen (Kraft) und Koordination (Seilspringen) bereits die Vorgaben für den goldenen Anstecker erfüllt. In Sachen Schnelligkeit will sie jetzt noch einmal nachlegen, denn sonst würde es nur für Silber reichen.
Mit einem silbernen Sportabzeichen will sich Ralf Ehlers in diesem Jahr zufriedengeben. Zehnmal hat der 54-Jährige bereits Gold geholt, meist im Urlaub mit der ganzen Familie. Die ist dieses Mal nicht dabei. So müssen ihn die anderen in der Sportabzeichen-Gruppe anfeuern. Beim Weitsprung hat das leider nicht geklappt. Auch beim dritten Anlauf verfehlt er die "Gold-Weite". Das Springen ist offenbar seine Achillesferse - im Gegensatz zu den 3.000 Metern, die Ehlers mit Bravour absolviert. Es ist die Königsdisziplin für den passionierten Jogger.
Ehlers lobt das tolle Miteinander in der kleinen Truppe, die an jedem Mittwoch neu zusammengewürfelt ist. Rund 20 große und kleine Sportler haben sich an diesem Abend zusammengefunden, um sich sportliche Lorbeeren zu verdienen. "Das ist die durchschnittliche Teilnehmerzahl", sagt Reinhard Schildt, der bereits seit 1985 eine Prüfungsberechtigung für das Deutsche Sportabzeichen besitzt und in diesem Jahr seinen 44. Anstecker erwerben will. "Nach den Ferien kann es noch mal voll werden auf dem Sportplatz", meint der Trainer. Ende September sei Schluss für diese Saison und erfahrungsgemäß kämen dann noch mal viele, um nicht die Sportabzeichen-Prüfung für dieses Jahr zu versäumen.
Im Gegensatz zu anderen Vereinen, die nur ein paar wenige feste Termine für die Abnahme des Sportabzeichens anbieten, haben die wöchentlichen Aktivitäten beim VfL Stade einen großen Vorteil: Die Absolventen können immer wieder vorbeikommen, wenn sie sich verbessern wollen. Manche holen doch noch die eine oder andere Zehntelsekunde heraus oder schaffen ein paar Zentimeter mehr beim Weitsprung oder Kugelstoßen.
Das ist für Silke Arndt kein Thema. Die ehemalige Handballerin ist gut durchtrainiert und kann ihre Leistung noch immer punktgenau abrufen. Beim Kugelstoßen gibt ihr Jürgen Koch, der ebenfalls zum Trainer- und Prüferteam gehört, noch einen Tipp zur Abstoßtechnik - und dann fliegt die Kugel schon. "Die erforderliche Weite hat sie locker geschafft", meint Koch, als er das Maßband in den Sand legt. Abschließend läuft Arndt noch die 50 Meter in 8,4 Sekunden. Das ist mehr als eine Sekunde unter dem Soll. "Eine super Leistung", befindet Schildt.
Nach anderthalb Stunden wird zusammengepackt. Jürgen Koch setzt sich mit dem zweiten Teamer, Jürgen Erdmann, noch auf eine Selter zusammen. Beide sind bereits jenseits der Siebzig und damit die Ältesten im Sportabzeichen-Team. "Leider hat die Zahl der Teilnehmer über die Jahre immer mehr abgenommen", bedauern sie. Verstehen können sie es nicht: "Das ist doch so ein tolles Angebot. Es ist kostenlos und etwas für die ganze Familie."
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