Konzernspitze hält an Plänen Umstrukturierung fest
Airbus -Mitarbeiter zeigen Management die Rote Karte
jab. Stade. Kaum waren die betriebsbedingten Kündigungen bei Airbus vom Tisch, da kam bereits die nächste Hiobsbotschaft der Konzernspitze. Zwei neue Tochtergesellschaften sollen gegründet und einige Bereiche wie in Finkenwerder - in Stade sogar das gesamte Werk - ausgegliedert werden. Die Pläne des Unternehmens ließen sich die Mitarbeiter nicht gefallen und zeigten dem Management die Rote Karte.
Die Betriebsräte der betroffenen Werke hatten am Dienstag zu einer außerordentliche Betriebsversammlung eingeladen, an der rund 300 Personen teilnahmen. Der Zeitpunkt sei bewusst gewählt worden, sagt Tamer Yüksel, Stades Betriebsratsvorsitzender. Denn bereits am Mittwoch hat erneut der Europäische Betriebsrat des Konzerns eine Sitzung abgehalten. Dort wurden dann die Fotos der Aktion gezeigt, um ein deutliches Zeichen zu setzen.
Auf den roten Postkarten, die an die Arbeiter ausgeteilt wurden und die sie unterschrieben wieder abgegeben haben, machen die Betroffenen ihrem Ärger Luft und verleihen ihren Sorgen um die Zukunft Nachdruck. Die Umstrukturierung führe zu mehr Wettbewerbsdruck durch Billiger-Strategien und Standortkonkurrenzen auf dem Rücken der Beschäftigten. Sie wollen sich nicht spalten lassen.
9.600 Mitarbeiter betroffen
Hintergrund: Der Konzern hatte angekündigt, sowohl in Frankreich als auch in Deutschland neue Tochtergesellschaften zu gründen und Teilbereiche auszugliedern. In Frankreich soll es die Struktur- und Ausrüstungsmontage betreffen. In Deutschland sollte künftig ein Unternehmen für die Einzelteilfertigung verantwortlich sein, das Zweite sollte die deutsche Strukturmontage sowie das gesamte Werk Stade beinhalten. Von den Plänen waren ca. 7.600 Arbeitsplätze betroffen. Am Montag kündigte das Unternehmen allerdings eine weitere Änderungen an. Im Werk in Finkenwerder sollen nun nicht nur die Strukturmontage, sondern zusätzlich die Ausrüstungsmontage ausgegliedert werden. Nun sind in Finkenwerder sogar 4.100 Arbeiter betroffen - neben dem Stader Werk mit insgesamt 2.000 Beschäftigten.
"Mit diesem Schritt wendet das Management unsere Argumente gegen uns", sagt Yüksel. Die Betriebsräte wollten das Unternehmen zu einer Umkehr bewegen und hatten dem Management versucht deutlich zu machen, dass beide Länder zudem bei den Plänen nicht gleich behandelt werden. "Ihr Argument für die neue Entscheidung ist, dass wir uns nun auf Augenhöhe mit Frankreich befinden. Das ist kontraproduktiv."
Das Management sei sogar vor Ort in Stade gewesen. Dort habe man versucht, die Entscheidung zu erklären, das Werk komplett auszugliedern, so Yüksel. "Es gab keine inhaltlich schlüssigen Argumente." Er ist überzeugt, dass es lediglich um die Kosten gehe. "Das ist ein reines Einsparungsprogramm. Außerdem ist Stade ein gut aufgestelltes Werk mit guten Zahlen. Das wollen die in der neuen Tochtergesellschaft haben." Yüksel kritisiert zudem, dass das Unternehmen von Optimierungspotenzial als Grund für die Pläne spreche. "Optimierung ist auch in den bestehenden Strukturen möglich."
Betriebsräte nicht gesprächsbereit
Auch Jörg Schendel, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, kann die Entscheidung in Finkenwerder nicht nachvollziehen: "Das führt zu einer Spaltung innerhalb des Werks." Die Entscheidung für den Stader Standort sei ebenso wenig nachvollziehbar. Hier gehe es lediglich um den "schnöden Mammon", die Leidtragenden seien die Mitarbeiter. Zudem würden neue Schnittstellen geschaffen, die zu Problemen führen. "Wir wollen auch keine Gespräche führen. Es gibt nichts zu besprechen", so Schendel.
Inzwischen habe die Mitarbeitervertretung allerdings die Politik mit ins Boot geholt. Laut Yüksel wurden bereits Gespräche mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann (CDU), Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) und Olaf Lies (SPD), stellvertretender Vorsitzender der SPD Niedersachsen, geführt. Alle drei hätten ein positives Signal für Unterstützung gesendet. Yüksel: "Stephan Weil möchte nun das Thema ins Kanzleramt tragen."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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