Nach Plänen zur Umstrukturierung
Angst und Verunsicherung bei den Airbus-Mitarbeitern
jab. Stade. Heute Kernkompetenz, morgen Tochtergesellschaft, übermorgen verkauft? Das ist die Befürchtung der Mitarbeiter des Flugzeugherstellers Airbus. Denn vor einer Woche teilte die Konzernspitze vor dem Europäischen Airbus-Betriebsrat ihre Pläne mit, eine Umstrukturierung vorzunehmen. Ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter. Schließlich waren gerade erst die betriebsbedingten Kündigungen, bei denen deutschlandweit 6.000 Arbeitsplätze betroffen gewesen sind, vom Tisch. Doch einfach hinnehmen werden die Arbeiter das Vorhaben nicht: "Wir sind kampfbereit", sagt der deutsche Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Airbus Operations Jan-Marcus Hinz. Er und die anderen Betriebsräte sind sich einig: "Wir lassen uns nicht spalten!"
Stade und Finkenwerder betroffen
Hintergrund: Airbus plant, den Bereich der Flugzeugstruktur-Montage-Aktivitäten zusammenzuführen und dafür neue Tochtergesellschaften zu gründen. Betroffen von den Plänen sind in Deutschland u.a. der gesamte Standort Stade und ein Teil des Werkes in Finkenwerder. Sie sollen unter der geplanten Tochtergesellschaft mit dem bisherigen Arbeitstitel „Airbus Aerostructure" geführt werden. "In Finkenwerder wird ein Zaun durchs Werk gezogen und so ein Werk im Werk erstellt", kritisiert Hinz. Auch die "Premium Aerotec"-Werke in Nordenham, Bremen und teilweise das Werk in Augsburg sollen ausgegliedert und in dieser Gesellschaft zusammengefasst werden. Aus dem "Premium Aerotec"-Werk in Varel wird eine weitere Gesellschaft im Bereich Einzelteil-Fertigung hervorgehen.
Airbus begründet die Planung damit, dass die Wertschöpfungskette der Flugzeugstruktur-Montage, die eine Kernaktivität darstelle, gestärkt werden soll. Produktionsabläufe sollen so optimiert und das Unternehmen wettbewerbsfähig gegenüber Unternehmen wie Boeing bleiben. Doch auch wenn die Werke ausgelagert werden, sollen sie weiterhin in das Unternehmen integriert sein, verspricht Airbus.
Dass die Flugzeugstruktur-Montage als Kernkompetenz angesehen werde, sei gut, bestätigt Hinz. Allerdings sei nicht verständlich, wieso diese dann ausgegliedert werden soll. "Das könnte sich bei einem anderen Unternehmen wie beispielsweise Mercedes doch auch keiner vorstellen", so Hinz. Eine Optimierung und Verringerung der Schnittstellen, wie von Airbus gewünscht, könne nicht extern, sondern nur intern gelingen. Noch gebe es aber keine Details, daher müsse er sich erst einmal ein Bild verschaffen, so Hinz.
Angst und Verunsicherung
Stades Betriebsratsvorsitzender Tamer Yüksel stimmt Hinz zu. In den kommenden Wochen und Monaten werde Airbus mit ihnen in den Dialog treten müssen. "Das werden wir uns alles genau anschauen", so Yüksel. Denn auch er weiß: Nach der Ausgliederung folge häufig der Verkauf - und damit meist der Verlust von Arbeitsplätzen. Und diese Angst sitzt innerhalb der Belegschaft tief. "Airbus betont, dass es sich um eine reine Umorganisation handelt. Aber wer weiß, was danach kommt."
Für ihn und die Angestellten in Stade sei die Nachricht, ausgegliedert zu werden, daher nicht akzeptabel, so Yüksel. Die vom Unternehmen genannten Gründe seien an diesem Standort nicht nachvollziehbar. Schließlich würde alles, was Airbus als Begründung hernimmt, seit zehn Jahren am Standort umgesetzt. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht - und das ist der Dank dafür", sagt er.
Innerhalb der Belegschaft sei die Stimmung gekippt und es herrsche große Unsicherheit, sagt Yüksel. Daher hätten sie direkt einen Tag nach Bekanntwerden der Pläne einen Aktionstag im Werk gestartet, um die Arbeiter zu informieren. Viele hätten Angst, dass sie bei diesem "Rundumschlag" unter die Räder kommen.
Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft
Mit einem Flugblatt rief Hinz mit seinen Mitstreitern Holger Junge (Konzernbetriebsrat Airbus) und Thomas Busch (Gesamtbetriebsrat Premium Aerotec) dazu auf, zusammenzustehen und gemeinsam für ihre Ziele zu kämpfen. "Wenn uns jemand spalten will, rücken wir noch näher zusammen", sagt Hinz. Für die Zukunft werden Aktionen wie zuletzt der Autokorso in Finkenwerder oder die Demonstrationen vor dem Werk in Stade geplant. "Es geht um unsere Kollegen und um sichere Arbeitsplätze", so Hinz. Es solle keine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehen.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.