Ist jede sechste Stelle in Finkenwerder bedroht?
Angst vor dem Jobabbau bei Airbus
tk. Stade. Bei Airbus in Deutschland sollen tausende Stellen abgebaut werden. Die Sorgen an den drei Standorten in Finkenwerder, Stade und Buxtehude sind daher groß. Allein in Finkenwerder und Stade sind 16.000 Menschen beschäftigt. Die Betriebsräte fordern, dass mit Kurzarbeit und einer Senkung der Arbeitszeit eine Kündigungswelle verhindert werden kann. Es gibt Berechnungen, dass mit Kurzarbeit die Zahl der Entlassungen auf 1.500 für Deutschland gedrückt werden könnte.
Laut übereinstimmenden Medienberichten wurden am Donnerstag folgende Zahlen genannt: In Finkenwerder sollen 2.324 Beschäftigte und in Stade 363 ihren Job verlieren.
Vor zwei Wochen hatte Airbus-Chef Guillaume Faury angekündigt, dass die Produktion und Auslieferung der zivilen Flugzeuge für die nächsten zwei Jahre um 40 Prozent niedriger sein werden. Er hatte die Mitarbeiter auf harte Zeiten eingestimmt. Jetzt hat die Konzernspitze erstmals Zahlen zu einem möglichen Jobabbau genannt: Weltweit könnten bis zu 15.000 Stellen gestrichen werden. 6.000 Stellen sollen allein an den deutschen Airbus-Standorten wegfallen. Gerüchteweise, aber diese Zahl ist nicht offiziell bestätigt worden, könnte in Finkenwerder jeder sechste Job wegfallen. Außerdem werden vermutlich 1.700 Leiharbeiter gehen müssen. Die Welle der Entlassungen wird sich fortsetzen, denn betroffen sind auch diverse Zulieferer, die sich rund um die Airbus-Standorte angesiedelt haben.
Kurzarbeit statt Entlassungen
Drohende Entlassungen kommentiert der Stader Betriebsratsvorsitzende Tamer Yüksel mit den Worten: "Wir brauchen jetzt Zeit." Das sei in doppelter Hinsicht wichtig. Zeit, um vernünftige Strategien für jeden einzelnen Standort und jede einzelne Produktionslinie zu entwickeln. Zeit aber auch, "weil die Menschen wieder reisen und auch fliegen werden", ist Yüksel überzeugt. Die Krise jetzt könne durch steigende Nachfrage, die kommen werde, überwunden werden. Airbus sei grundsätzlich ein gesundes Unternehmen. "Bis zum Ende des Jahres gilt der Zukunftstarifvertrag", sagt der Stader Betriebsratschef. Das heißt: Betriebsbedingte Kündigungen seien ausgeschlossen. "Die Zeit bis dahin und darüber hinaus müssen wir nutzen", sagt Yüksel.
Zentrale Forderung an die Bundespolitik, die die Arbeitnehmervertreter stellen: Die Möglichkeit der Kurzarbeit muss auf zwei Jahre für die Luftfahrtbranche verlängert werden. Und zwar bis Ende 2021. "Wir nutzen das heute schon sehr individuell und unterschiedlich", sagt der Stader Betriebsratschef Yüksel. In manchen Abteilungen werde vier Tage in der Woche gearbeitet, in anderen eine Woche und die nächste Woche nicht. Kurzarbeit, davon ist der Betriebsrat überzeugt, kann Entlassungen verhindern. Ein weiteres Instrument, um Kündigungen in der Krise zu verhindern, sei eine grundsätzliche, befristete Reduzierung der Arbeitszeit. Was Tamer Yüksel zu bedenken gibt: Bei Airbus arbeiten hochqualifizierte Fachkräfte. Werden deren Stellen jetzt massiv abgebaut, werden diese Beschäftigten fehlen, wenn sich Reiseanbieter, Airlines und damit auch Flugzeugbauer von der Corona-Krise erholen und die Nachfrage nach Flugreisen und damit auch nach Flugzeugen wieder anzieht.
Kein Kahlschlag
• Die IG Metall Küste hat in einer Pressemitteilung vor "Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten" gewarnt. Das wäre eine Katastrophe für die Menschen und die Standorte. Was die Gewerkschaft kritisiert: An einigen Standorten sei Kurzarbeit erst vor zwei Monaten eingeführt worden. Jetzt über Arbeitsplatzabbau zu diskutieren, sei paradox. Immerhin: Als Airbuschef Faury über die Drosselung der Produktion sprach, sagte er auch, dass keine einzige Produktionslinie gänzlich eingestampft werden solle.
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