Bewohner stehen in zehn Tagen auf der Straße
Aus für das Johannisheim: Stader Pflegeheim schließt Ende Februar
Hiobsbotschaft für Beschäftigte und Bewohner: Das Stader Johannisheim stellt seinen Betrieb ein. Am kommenden Donnerstag, 29. Februar, ist Schluss. Betroffen sind neben den Beschäftigten vor allem die rund 60 Bewohner, die noch im Johannisheim leben. Mit Hochtouren arbeiten alle Beteiligten - allen voran der Landkreis Stade - daran, für die Senioren eine neue Bleibe zu finden (siehe nebenstehenden Artikel). Die Zukunft des Johannisheims stand auf der Kippe, seitdem im Sommer 2023 Insolvenz angemeldet wurde. Der neue Betreiber, der zwischenzeitlich gefunden wurde, ist nun selbst insolvent.
Villa Vitalia als neuer Betreiber
Dabei sah es im Herbst 2023 noch ganz danach aus, dass es mit dem Johannisheim weitergeht. Nachdem der kirchliche Träger, der Verein "Kuratorium für das Johannisheim e.V.", im Juni 2023 den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte, war der vom Amtsgericht Stade bestellte Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Dr. Gideon Böhm von der Hamburger Kanzlei Münzel-Böhm, auf Investorensuche gegangen und fündig geworden. Die Villa Vitalia Gruppe mit Hauptsitz in Hamburg übernehme die Einrichtung und sämtliche 100 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben, wurde im September verkündet. Nur die formale rechtliche Übernahme des Geschäftsbetriebs müsse noch erfolgen, hieß es damals. Die Villa Vitalia Gruppe hatte aber bereits das "operative Management" der Einrichtung übernommen - im Rahmen eines sogenannten Geschäftsbesorgungsvertrags. Der bisherige Trägerverein war mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst worden.
Jetzt ist Villa Vitalia auch insolvent
Doch mittlerweile ist die Villa Vitalia Gruppe ebenfalls pleite. Bereits Ende Dezember hatte die Konzernmutter Villa Vitalia Gesundheit und Pflege AG für 18 Tochtergesellschaften des verschachtelten Unternehmens-Konglomerats einen Insolvenzantrag gestellt. Zur Gruppe gehören neben stationären Pfl Pflegedienst Cairful. Zum Involvenzverwalter wurde der Hamburger Anwalt Dr. Malte Köster von der Kanzlei Willmer/Köster bestellt. Köster ist in der Region kein Unbekannter: Er war auch für das Insolvenzverfahren des Unternehmens Convivo zuständig, das in Fredenbeck einen Wohnpark betrieben hat, eine Wohneinrichtung für Senioren mit zubuchbaren Service- und Pflegeleistungen. "Die Branchenkrise in der Pflege setzt sich fort", erklärt Köster angesichts der Pleite von Villa Vitalia.
Im September hatte der Gründer und Vorstandschef der Villa Vitalia AG, Dr. Wolfgang Röhr, noch frohlockt: "Das Johannisheim fügt sich gut in unsere Gruppe ein" Es sei wichtig, Standorte zu erhalten – "sowohl für die Bewohner als auch für das Team der Mitarbeiter", so Röhr, der übrigens seinerzeit beim ersten Spatenstich für den Convivo-Wohnpark in Fredenbeck als Investor mit dabei war, später aber aus dem Projekt ausstieg.
Große Worte noch im September
Im September hatte der Gründer und Vorstandschef der Villa Vitalia AG, Dr. Wolfgang Röhr, noch frohlockt: "Das Johannis-#+heim fügt sich gut in unsere Gruppe ein." Es sei wichtig, Standorte zu erhalten – "sowohl für die Bewohner als auch für das Team der Mitarbeiter", so Röhr, der übrigens seinerzeit beim ersten Spatenstich für den Convivo-Wohnpark in Fredenbeck als Investor mit dabei war, später aber aus dem Projekt ausstieg.
Wegen der Insolvenz von Villa Vitalia konnte auch gar nicht mehr die formelle Übernahme des Johannisheims vollzogen werden. Die Hausbank war nicht bereit, weitere Kredite zu bewilligen. Eine Sprecherin von Willmer/Köster erklärte auf WOCHENBLATT-Nachfrage: "Bitte wenden Sie sich direkt an Villa Vitalia." Und von Villa Vitalia hieß es: "Das Johannisheim gehört nicht mehr zur Villa Vitalia Gruppe." Auskunft zur aktuellen Situation des Johannisheims hätte daher nur der Insolvenzverwalter geben können. Doch Anwalt Böhm hüllte sich in Schweigen. Er ließ eine Anfrage, wie es nun mit dem Heim sowie seinen Mitarbeitern und Bewohnern weitergehen soll, unbeantwortet. Ein zugesagter Rückruf des zuständigen Sachbearbeiters der Kanzlei Münzel-Böhm unterblieb. Erst zwei Tage später gab Böhm eine Pressemitteilung über eine PR-Agentur heraus. Da stand aber nichts drin, was das WOCHENBLATT nicht zuvor schon recherchiert hatte.
Wer hilft jetzt den Bewohnern? Mehr dazu ist hier zu lesen:
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