Letzte Phase des AKW-Rückbaus
Bagger nagt am Beton des Stader Atomkraftwerkes
Vor 20 Jahren wurde das AKW Stade vom Netz genommen. Jetzt beginnt die letzte Phase des Rückbaus, der konventionelle Abbruch. Die Anlage soll bis Ende 2026 abgerissen sein. Die Demontage hat jetzt mit dem Abriss des sogenannten "Unabhängigen Notstands-Gebäudes" (UNS-Gebäude) und des Notfallgebäudes begonnen.
Ein Bagger nagt sich derzeit durch die rund 80 Zentimeter dicken Betonwände des UNS-Gebäudes, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Atommeiler mit seiner weithin sichtbaren Kuppel befindet. Dabei packt der 110-Tonnen-Bagger kraftvoll zu. Mit seinem zangenähnlichen Greifer, der allein fünfeinhalb Tonnen auf die Waage bringt, zerbröselt er den Beton. Der fensterlose Bau diente für Notfälle. Dort standen zwei Dieselaggregate, die zum Einsatz gekommen wären, wenn man das AKW wegen eines Problems hätte abschalten müssen. Dank des dicken Betons war das Gebäude sicher vor Explosionen und Flugzeugabstürzen.
2025 soll der Atommeiler abgerissen werden
Die Abrissarbeiten rund um den Meiler sollen bis Ende 2024 laufen, 2025 soll dann der Kuppelbau selbst vom Abrissbagger zerlegt werden. Im Reaktorgebäude wurden die am stärksten radioaktiv kontaminierten Komponenten wie der Reaktordruckbehälter bereits in den Jahren 2008 bis 2011 abgebaut. Ebenfalls demontiert wurden bereits die Betonriegel zur Abschirmung des Reaktorraumes und die Halterungen im ehemaligen Brennelementlagerbecken. Nun werden die letzten Bestandteile aus dem Meiler entfernt.
Das AKW Stade war im Jahr 2003 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden und befindet sich seit Ende 2005 im Rückbau. Sämtliche demontierten Anlagen- und Gebäudeteile wurden nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Preussen Elektra mehrfach auf verbliebene radioaktive Kontamination gemessen und gegebenenfalls in aufwendigen Verfahren gereinigt. Dieser Prozess sei durch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde stets eng begleitet worden. „Die Bearbeitung und Behandlung von Reststoffen aus dem Rückbau ist arbeits- und kostenintensiv, ermöglicht aber, dass wir einen Großteil der Materialien in den Wertstoffkreislauf zurückgeben können“, erklärt der technische Leiter der Anlage, Marco Albers.
Zwischenlager für den Atommüll
Rund 5.000 Tonnen und damit weniger als zwei Prozent der beim Rückbau eines Kernkraftwerks anfallenden Abbruchmenge müssen als radioaktiver Abfall endgelagert werden. Dafür dient "Lara", das Lager für radioaktive Abfälle, das sich ebenfalls auf dem Kraftwerksgelände befindet. Die dort eingelagerten 700 Behälter mit Atommüll werden in diesem atomaren Zwischenlager verbleiben, bis in Deutschland endlich ein Standort für ein atomares Endlager gefunden wird. Die verbleibenden rund 98 Prozent des Bauschutts können entweder direkt weiter genutzt oder nach entsprechender Reinigung und erfolgter Freigabe weiterverwendet oder konventionell entsorgt werden.
Die Kosten für den gesamten Rückbau des AKWs liegen bei rund einer Milliarde Euro. In der Stader Anlage sind derzeit noch rund 40 Mitarbeiter von Preussen Elektra und 150 Mitarbeiter von Partnerfirmen beschäftigt. Was später mit dem rund 120 Hektar großen Gelände direkt an der Elbe geschieht, steht noch nicht endgültig fest. Dem Vernehmen nach wäre eine industrielle Nutzung denkbar. Das Thema nachhaltige Energieerzeugung könnte dabei eine Rolle spielen.
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