Öffentlicher Nahverkehr
Corona-Pandemie setzt KVG und Metronom zu
(ts). Die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr sind drastisch gesunken: Das Markt- und Sozialforschungsinstitut Infas sieht Busse und Bahnen in seiner vor Kurzem veröffentlichten Studie zur Alltagsmobilität in der Zeit von Ausgangsbeschränkung oder Quarantäne als den Verlierer der Corona-Pandemie. Die Gefahr, sich dort anzustecken, lasse die Fahrgastzahlen einbrechen. Sie bewegten sich auf einem Niveau zwischen 20 und 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, heißt es in der Studie.
Rückgang bis zu 90 Prozent
Kein anderes Bild bei den Verkehrsunternehmen in der Region: Bei der KVG Stade GmbH & Co. KG sind die Fahrgastzahlen nach Angaben des Unternehmens um 75 bis 90 Prozent zurückgegangen. Die Züge der Metronom Eisenbahngesellschaft nutzten zu Beginn der Corona-Pandemie 30 Prozent der üblichen Fahrgäste, mittlerweile seien es immerhin 50 Prozent.
"Die Fahrgastzahlen im gesamten öffentlichen Personennahverkehr sind seit den Schließungen der Schulen und dem anschließenden 'Lockdown' in Form der Kontaktsperren natürlich massiv eingebrochen – allein der Schulausfall führte zu deutlichen Fahrgastrückgängen, diese wurden verstärkt durch die massive Reduktion des Berufsverkehrs sowie den Wegfall von Fahrten im Einkaufs- und Freizeitverkehr", erklärt KVG-Sprecher Oliver Blau.
Langfristige Folgen
Trotz allem: Die Beschäftigten gehen ihrer Arbeit weiter nach. Bei der Metronom Eisenbahngesellschaft sei niemand in Kurzarbeit (Stand Ende April), teilte das Unternehmen mit. Bei der KVG befinde sich eine niedrige zweistellige Zahl Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die KVG beschäftigt rund 880 Mitarbeiter.
Die Corona-Krise setzt dem öffentlichen Nahverkehr zu: Der Anteil der mit Bus und Bahn zurückgelegten Kilometer nahm während der Pandemie um mehr als 75 Prozent ab, hat das Unternehmen MotionTag gemessen. Das Start-up aus Potsdam war an der Infas-Studie beteiligt. Die Ersteller der Studie sehen die Gefahr, dass das schwindende Vertrauen bzw. die reduzierten Möglichkeiten des öffentlichen Verkehrs langfristige Folgen haben und zu dauerhaften Kundenverlusten bei Bus und Bahn führen könnten, selbst wenn die Krise 2021 überwunden sein wird. Bei zunehmenden Lockerungen der Corona-Beschränkungen sei aber auch eine schnelle Rückkehr zur Normalität denkbar, von der auch der öffentliche Nahverkehr profitieren würde, so die Wissenschaftler weiter.
Pkw-Verkehrszunahme befürchtet
Die Grünen im Niedersächsischen Landtag befürchten eine starke Zunahme des Pkw-Verkehrs und damit eine Zunahme von gesundheits- und klimaschädlichen Emissionen als Begleiterscheinung der Corona-Pandemie. Mit einem Antrag wollen sie erreichen, dass sich das Land Niedersachsen mit einer Initiative im Bundesrat für ein ÖPNV-Sonderfinanzierungsprogramm des Bundes in Höhe von mindestens vier Milliarden Euro einsetzt. Zudem fordern sie eine Mobilisierungskampagne mit dem Ziel, Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr zu halten, zurück- und neu zu gewinnen.
Unverschuldet in dieser Situation
Einen Imageverlust des öffentlichen Nahverkehrs sehen Metronom Eisenbahngesellschaft und die KVG nicht: "Bahnfahren bleibt wie immer die bessere Alternative", sagt Metronom-Sprecher Björn Pamperin. Covid-19 habe allen gesellschaftlichen Bereichen seinen Stempel aufgedrückt. "Bürger und Fahrgäste", sagt Oliver Blau, "können durchaus einordnen, dass auch der öffentliche Personennahverkehr unverschuldet in diese Situation geraten ist und die vielen Beschäftigten, vor allem die Busfahrer, vorbildlich weiter ihrer Arbeit nachgehen, um Mobilität für alle sicherzustellen."
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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