Stade: Freisprechung von 15 neuen Tischlern
Den Gesellenbrief in der Tasche
15 neue Tischlerinnen und Tischler aus dem Landkreis Stade erhielten Ende August ihren Gesellenbrief. Obermeister der Tischler-Innung Stade Jörg Klintworth hatte bei den Feierlichkeiten, die im Autohaus Tietjen in Stade-Wiepenkathen stattfanden, besondere Worte an die neuen Handwerksgesellinnen und -gesellen: „Treten Sie in keine Fußstapfen – schaffen Sie sich Ihren eigenen Trampelpfad. Es sind die kleinen Schritte, die den Unterschied machen und zu Innovationen führen – im Kleinen und im Großen.“
Dass die frischen Gesellen bereits eine Menge Ideen und Innovationen haben, zeigten die Jungtischler vor Ort. Ihre mit Fleiß und Herzblut angefertigten Gesellenstücke wurden in den Räumlichkeiten des Autohauses präsentiert und begutachtet. Jahrgangsbester Mathis Cohrs, vom Ausbildungsbetrieb L+K Harsefeld, kann mit seiner Leistung am Leistungswettbewerb der Tischler auf Landesebene teilnehmen und sich dort sogar für den Bundeswettbewerb qualifizieren. Erstmal wird es für den 22-Jährigen allerdings nach Hildesheim gehen, denn dort wird er sein Studium der Architektur an der HAWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst) Hildesheim beginnen. In seiner Ausbildung hat Cohrs am liebsten mit Vollholz gearbeitet. „Von Anfang an jeden Produktionsschritt zu begleiten - vom Baumstamm bis zum fertigen Möbelstück - und am Ende dann das Ergebnis zu sehen, ist was Besonderes“, sagt Mathis Cohrs. Dem kann Kai Seefried nur zustimmen, denn der heutige Landrat des Landkreises Stade schloss seine eigene Tischlerlehre im Jahr 1998 ab. Bei der Freisprechung der aktuellen Berufsanfänger blickte Seefried deshalb mit Stolz auf seinen Werdegang zurück. „Es gibt kaum ein anderes Berufsbild mit so viel Kreativität, mit so vielen Möglichkeiten, mit so viel aktiver und eigener Gestaltungsfreiheit und eigenem einbringen, wie im Tischlerhandwerk“, plädiert Seefried und schiebt scherzend hinterher: „Das Einzige, was das noch toppen könnte, wäre vielleicht, Landrat zu sein.“
Doch es gibt auch Schattenseiten: Von den 42 Auszubildenden, die an der Berufsfachschule starteten, beendeten nur 36 Schülerinnen und Schüler das erste Jahr. Von diesen 36 potenziellen Tischler-Azubis wiederum erhielten nur 23 einen Lehrvertrag. "Das ist zu wenig", resümiert Lehrlingswart Rudolf Mundt, denn bis zum dritten Lehrjahr reduzierte sich die Zahl der Auszubildenden nochmals auf 17, von denen am Ende nur 15 die Prüfung bestanden. Das Interesse ist groß und dennoch fehlen die Fachkräfte. „Dabei haben wir es selber in der Hand. Würden wir von den 42 Gestarteten mindestens zwei Dritteln den Gesellenbrief übergeben können, stünden wir deutlich entspannter da“, erklärt Mundt. Das Handwerk müsse nicht nur populärer werden, es bedürfe auch der richtigen Förderung der Auszubildenden. Nur so könne sich das Handwerk richtig aufstellen.
Den Wettbewerb "Die gute Form" gewann in diesem Jahr Schülersprecher Lukas Wintzen mit seinem Möbelstück "Gentleman's Surf & Drink". Dabei handelt es sich um einen Tisch, den an der Front ein eingebauter Gläser- und Getränkeschrank ziert. „Man kann sich gegenübersitzen, reden, fachsimpeln oder Zeit miteinander verbringen“, erläutert Wintzen, der ein zeitloses, funktionelles Gesellenstück schuf, das nicht nur die Jury überzeugte. Auch Ausbildungschef Ricardo Schmorl war stolz auf seinen Schützling Lukas Wintzen, für den jetzt, nach Abschluss seiner Ausbildung, feststeht: "Ich bleibe jetzt erstmal in meinem Betrieb und werde eventuell später Architektur studieren.“
Lukas Wintzen bedankte sich anschließend in seiner Funktion als Schülersprecher bei den Prüfungsmitgliedern, Lehrern und der Innung für ihr Engagement und erinnerte nochmals an die tolle Zeit während der Ausbildung. Er wünsche sich, dass alle in Kontakt blieben und ihre Ziele verfolgen.
Sein Berufsschullehrer Martin Volkmann gratulierte den Absolventinnen und Absolventen im Namen des Kollegiums: „Ihr habt es geschafft, nach drei langen Jahren. Es ist eure Leistung, euer Durchhaltevermögen." Trotz Corona-bedingter widriger Umstände hätte es den Lehrern immer viel Spaß gemacht. Und so bietet er, wie die Tradition es will, den ehemaligen Schülern das „Du“ an: „Ich bin jetzt Martin für euch.“
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