Ein Meilenstein für das A20-Projekt
Planfeststellungsbeschluss für neuen Elbtunnel im März erwartet / Noch viele offene Fragen zur "Küstenautobahn"
tp. Stade. Noch ist die von Pendlern und Unternehmern in der Region ungeduldig erwartete Küstenautobahn A20 nur ein dicker roter Strich auf der Landkarte der Planer: Auf dem rund 75 Kilometer langen Abschnitt, der von Drochtersen im Landkreis Stade quer durchs Elbe-Weser Dreieck durch den Wesertunnel bis Westerstede verläuft, ist nicht nicht ein Quadratmeter Asphalt verbaut. Wenngleich sichtbare Ergebnisse bislang fehlen, kommt das Mammut-Projekt voran: Im März erwarten die Planer der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Stade eine wichtige Entscheidung vom Land: den Planfeststellungsbeschuss, mit dem der Elbtunnel auf niedersächsischer Seite bei Drochtersen der Baureife näher rückt: "Ein Meilenstein", sagt der zuständige Behörden-Leiter des Geschäftsbereichs Stade, Hans-Jürgen Haase.
Wie berichtet, ist die A20 im Kreis Stade Teil eines länderübergreifenden Fernverkehrsprojektes. Die geplante, insgesamt 541 Kilometer lange Küstenautobahn, die von Bad Segeberg in Schleswig-Holstein über Mecklenburg-Vorpommern bis zum Autobahndreieck Uckermark an der A11 führt, soll die Ostseeküsten-Region besser an europäische Verkehrsnetz anbinden. In Kombination mit der im Bau befindlichen A26 dient die A20 zudem als Nordwestumgehung Hamburgs. Von der A20 sind erst 325 Kilometer in Betrieb.
Fünf der insgesamt acht von dem Amt in Stade geplanten Bauabschnitte (ABs, siehe Karte) liegen im Elbe-Weser-Dreieck, zwei im Landkreis. Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen für den 12,4 Kilometer langen "Abschnitt 6", der zugleich als Nordumgehung der Stadt Bremervörde dient und die Oste mit einer 276 Meter langen Brücke bei Nieder-Ochtenhausen quert und in Hude/Behrste den Landkreis Stade erreicht. Dort läuft bereits die Planfeststellung. Einwendungen von Bürgern, Umweltverbänden und Landwirten und anderen Betroffenen wurden zwischenzeitlich ausgewertet. Die Erwiderungen der Behörde werden in Kürze bei einem Erörterungstermin vorgestellt.
Für den 18,4 Kilometer langen "Abschnitt 7", der in Nord-Ost-Richting über die Stader Geest ins Land Kehdingen führt, wurde der Vorentwurf kürzlich an das Bundesverkehrsministerium übergeben. Die Planfeststellung soll Ende 2016 eingeleitet werden.
In die "heiße Planungsphase" geht der A20-Bauabschnitt zwischen Drochtersen und Glückstadt, der in drei gesonderte Planfeststellungsverfahren aufgeteilt wurde. In Schleswig-Holstein erging kürzlich für den Abschnitt Glückstadt inklusive "halbem" Tunnel bis Elb-Mitte der Planfeststellungsbeschluss. Im März soll Niedersachsen mit der Planfeststellung der Strecke Drochtersen bis Elb-Mitte nachziehen.
Nach Schätzungen des Verkehrsministeriums erfolgt frühestens Mitte dieses Jahres der Startschuss das dritten Planfeststellungsverfahren, das den Anschluss der A26 an die A20 durch das Autobahndreieck Drochtersen regelt. Das Prozedere dauert voraussichtlich zwei Jahre. Noch offen ist laut Hans-Jürgen Haase die Anbindung Drochtersens an die A20/A26. Ebenfalls Zukunftsmusik sei die Anbindung der Gemeinde Cadenberge (Kreis Cuxhaven) an das Dreieck durch eine neue Bundesstraße.
Zu dem aus zwei Röhren bestehenden Tunnel mit je zwei Fahrstreifen und je einem schmalen Seitenstreifen gehören beiderseits der Elbe 400 Meter lange Einfahrten, sogenannte Tröge. Der Bund will den Tunnel, der mit 5,7 Kilometern längster Unterwassertunnel Deutschlands wird, privat errichten lassen. Der Investor soll das Recht bekommen, die Baukosten durch eine Maut zu refinanzieren.
Enak Ferlemann (CDU) aus Cuxhaven, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, rechnet mit einer Tunnel-Fertigstellung im Jahr 2025. Kritikern scheint der Termin angesichts der zu erwartenden Klagen gegen die unterschiedlichen Planfeststellungsbeschlüsse als zu früh. Auch Landes-Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) glaubt eher an eine Fertigstellung im Jahr 2028. Die Planer aus Stade setzen alles daran, dass Tunnel und A20 zeitgleich fertig werden. Haase: "Nur zusammen macht es Sinn."
Die Baukosten für die A20 im Elbe-Weser-Dreieck schätzt Behördenchef Haase aktuell auf knapp eine Milliarde Euro. Für den Elbtunnel veranschlagt er unter Berufung auf eine Kalkulation des Landes Schleswig-Holstein mit rund 1,1 Milliarden Euro.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.