Elektrofachgeschäft sucht mit "Wildwest-Methoden" Mitarbeiter
lt. Horneburg. "Wanted" - aber bitte lebendig. Mit einer ungewöhnlichen Plakat-Aktion sucht Andreas Schliecker nach einem Elektroinstallateur für sein rund 25-köpfiges Team in Horneburg, Jork und Drochtersen. Der gelernte Elektroinstallateur setzt sogar eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro im Wert eines Einkaufsgutscheins zur "Ergreifung" eines potenziellen neuen Mitarbeiters aus.
Mit dieser "Wildwest-Methode" sei er auf jeden Fall im Gespräch gewesen, sagt Andreas Schliecker, dessen Vater Johannes das Geschäft vor 40 Jahren gegründet hat. Auf Facebook wurde das Plakat rund 30.000 Mal angeklickt. Eine brauchbare Bewerbung sei aber leider trotzdem nicht eingetrudelt, sagt Schliecker.
Weil viele langjährige Mitarbeiter jetzt oder in naher Zukunft in Rente gehen, suchen Vater und Sohn bereits seit rund zwei Jahren händeringend nach einer Fachkraft oder nach einem geeigneten Auszubildenden.
"Ich habe das Gefühl, die jungen Leute und die Arbeitnehmer von heute kennen nur noch ihre Rechte und wollen von Pflichten nichts mehr wissen", sagt Andreas Schliecker. Engagierte und motivierte Bewerber - Fehlanzeige.
Das Problem des Fachkräftemangels ist nicht neu. Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg- Stade sagt dazu: "Viele Betriebe beklagen verstärkt, dass die Besetzung offener Stellen sehr lange dauert oder niemand zu finden ist, der die nötigen Qualifikationen mitbingt. Wir als Handwerkskammer sind auf Ausbildungsmessen und in Internetbörsen unterwegs, wir kümmern uns um die Migranten vor Ort, um Studienabbrecher und wir bieten Schulen Partnerschaften an. Zudem konzentriert sich die Imagekampagne des deutschen Handwerks aktuell auf eine Nachwuchskampagne, um Jugendliche auf das Handwerk als attraktiven Ausbilder aufmerksam zu machen."
Die Chefin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade, Maike Bielfeldt, teilt auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit, dass rund ein Drittel der Betriebe im Elbe-Weser-Raum offene Stellen längerfristig nicht besetzen kann. Aufgrund des demografischen Wandels und des anhaltenden Trends zur Akademisierung werde diese Problematik künftig weiter zunehmen. Im Bezirk der Arbeitsagentur Stade treffe das Problem vor allem auf Mechatronik- und Elektroberufe, nichtmedizinische Gesundheits- und Körperpflegeberufe sowie auf die Berufshauptgruppe Metallerzeugung/-bearbeitung und Metallbau zu, so Bielfeldt. Der Fachkräftemangel sei aus Sicht der regionalen Betriebe zum größten Geschäftsrisiko avanciert.
Kommentar
Warum bewerben sich entweder gar keine oder nur ungeeignete potenzielle Mitarbeiter in den Firmen der Region? Sind die Erwartungen der Arbeitnehmer, bzw. der Auszubildenden, zu hoch? Sind die Leute heute entweder überqualifiziert oder - entschuldigung - so doof, dass sie nicht mal eins und eins zusammenzählen können?
Viel Geld verdienen und dabei möglichst wenig arbeiten scheint auf jeden Fall die Devise zu sein. In einem bodenständigen Familienbetrieb Fuß zu fassen und ein solides Handwerk zu lernen ist offenbar nicht mehr erstrebenswert.
Ein Studium mag ja auf den ersten Blick vielversprechender erscheinen, passt aber längst nicht zu jedem und ist mit Sicherheit nicht das Nonplusultra für ein erfolgreiches Berufsleben.
Lena Stehr
Redakteur:Lena Stehr |
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