Projekt kostet eine Milliarde Euro
EU-Marktführer aus Spanien soll Stader LNG-Terminal betreiben
Ein spanischer Konzern wird operativer Betreiber des LNG-Terminals am Stader Seehafen. Das Unternehmen Enagás ist in der EU größter Terminal-Betreiber bei verflüssigten Gasen mit einem Marktanteil von 40 Prozent. Die Projektfirma für das Stader Terminal, die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH), hat damit den europäischen Marktführer in diesem Bereich ins Boot geholt. Gleichzeitig beteiligt sich Enagás mit zehn Prozent an dem Stader Projektkonsortium, deren weitere Gesellschafter die Hamburger Buss-Gruppe, die Partners Group sowie die Dow als Industriepartner sind. Der bisherige Minderheitsgesellschafter Fluxys steigt unterdessen aus dem Projekt aus. Über die genauen Vertragsbedingungen haben HEH und Enagás Stillschweigen vereinbart, bis die finale Investitionsentscheidung für das rund eine Milliarde Euro teure Projekt getroffen worden ist. Die Entscheidung soll noch im Laufe dieses Jahres fallen.
Betrieb soll in 2027 starten
Bei dem von der HEH geplanten Importterminal für verflüssigte Gase geht es um das landseitige LNG-Terminal, das neben den Dow-Anlagen entstehen und 2027 seinen Betrieb aufnehmen soll. Es ist nicht zu verwechseln mit dem schwimmenden Terminal, das voraussichtlich bereits Ende dieses Jahres betriebsbereit sein wird. Das an Land entstehende Terminal werde die Versorgung Deutschlands mit LNG und später auch mit "grünen" Gasen sichern, so Johann Killinger, HEH-Geschäftsführer und Inhaber der Buss Group. Er hebt die Bedeutung des neuen Partners aus Spanien hervor: "Enagás teilt nicht nur unsere Vision, sondern trägt mit umfassender technischer Expertise dazu bei, dass wir sie zügig und verlässlich Realität werden lassen."
Stade soll Drehscheibe für klimaneutrale Gase werden
Auch in der Politik wird es begrüßt, dass Wahl auf Enagás gefallen ist. Der Stader CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann verweist darauf, dass Spanien in Zukunft voraussichtlich größter Produzent klimaneutraler Energieträger in der EU sein wird. Für die Anlandung dieser klimafreundlichen Gase würden die Spanier eine Drehscheibe in Deutschland als industriestarkem Kernland Europas benötigen. "Diese Drehscheibe wird künftig Stade sein." Grundmann ist fest davon überzeugt: "Das Stader Konsortium hat in Deutschland damit wieder klar die Nase vorn und wird zum Favoriten zur Realisierung des ersten klimaneutralen Ammoniak-Ready-Terminals in Europa." Terminal, Hafen, Industriepark und die weitere Infrastruktur werden so ausgelegt, dass eine Umstellung auf Ammoniak als wasserstoffbasierter Energieträger modular erfolgen kann.
Enagás hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 vollständig kohlenstoffneutral zu sein. Der spanische Gasnetzbetreiber verfügt über eine umfassende Expertise im Umgang mit Wasserstoff, Biogas und Bio-Methan. Enagás-CEO Arturo Gonzalo bezeichnet die Vereinbarung zum Stader Terminal als einen wichtigen Meilenstein, um für Europa Versorgungssicherheit bei der Energie zu gewährleisten und die Dekarbonisierung umzusetzen. Bereits im April hatte HEH ein Konsortium mit dem Bau des landbasierten Terminals beauftragt - vorbehaltlich einer finalen Investitionsentscheidung. Mehr dazu lesen Sie hier:
Vorbereiten auf Wasserstoff-Vermarktung
Das landbasierte Terminal ist darauf ausgelegt, jährlich 13,3 Milliarden Kubikmeter Gas in das deutsche Netz zu speisen. Das entspricht etwa 15 Prozent des aktuellen deutschen Gasbedarfs. Zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr sind bereits langfristig durch wichtige Kunden wie EnBW und SEFE gebucht. Damit ist die kommerzielle Vermarktung des Hanseatic Energy Hubs weitestgehend abgeschlossen. Nun will HEH den parallelen Markthochlauf von Wasserstoff auf Ammoniakbasis vorantreiben. Dabei soll ein Markttest unter anderem klären, ob vor der Umrüstung der Großtanks Bedarf für einen zusätzlichen, kleineren Ammoniaktank besteht. Grundlage für die Energiewende im Stader Industriegebiet soll ein flexibles Baukastensystem bilden. Schon heute produziert Dow vor Ort im großen Umfang Wasserstoff.
"Wir sind erfreut, mit Enagás einen sehr erfahrenen und zuverlässigen technischen Partner begrüßen zu können", sagt Julia Schlenz, Präsidentin von Dow Deutschland. "Gemeinsam werden wir mit dem Terminal für verflüssigte Gase nicht nur einen konkreten Beitrag zur Energiesicherheit und Energiewende in Deutschland liefern." Es bestünden große Effizienzpotentiale - unter anderem durch die Nutzung der industriellen Abwärme des Dow-Standortes für die Regasifizierung des LNG.
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