Investitionsentscheidung für Milliardenprojekt
Finanzierung steht: Deutschlands erstes landseitiges LNG-Terminal wird in Stade gebaut
Die Region Stade wird zur Energiedrehscheibe für die Bundesrepublik. Denn eine lang erwartete Entscheidung wurde am heutigen Donnerstag (21. März) bekanntgegeben: Deutschlands erstes landbasiertes LNG-Terminal wird definitiv gebaut. Die Projektgesellschaft Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) hat die finale Investitionsentscheidung für das eine Milliarde Euro teure Bauvorhaben getroffen. Nach der erfolgreichen Vermarktung der Terminal-Kapazitäten und der im Dezember erfolgten Genehmigung der Baumaßnahme konnte HEH nun die Finanzierung des Terminals sicherstellen. Der Bau der Anlage erfolgt in der Nähe zum neuen Stader Energiehafen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dow-Gelände. Die Inbetriebnahme ist im Jahr 2027 vorgesehen.
Später Umstieg auf klimaneutrale Gase
Die HEH ist ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen. Gesellschafter sind die Partners Group, Enagás, Dow sowie die Buss Gruppe. Der weltweit tätige spanische Konzern Técnicas Reunidas und dessen Partner, FCC und Enka, wurden final mit dem Bau der Energiedrehscheibe im Industriepark Stade beauftragt. Der offizielle erste Spatenstich für das LNG-Terminal soll bereits in den kommenden Wochen erfolgen. Man werde ab 2027 einen maßgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas leisten, heißt es seitens der HEH. Zunächst fungiere die Anlage als Importterminal für LNG, SNG (synthetisches Erdgas) und verflüssigtes Biomethan. Später folgt Ammoniak als CO2-neutraler, wasserstoffbasierter Energieträger. Mit Inbetriebnahme des landbasierten Terminals verlässt zugleich das schwimmende LNG-Terminal, das von der Bundesregierung gecharterte Spezialschiff “Energos Force”, den Standort Stade. Das schwimmende LNG-Terminal sichert für die Übergangszeit die Gasversorgung, bis das effizientere landbasierte Terminal fertiggestellt ist.
Kapazitäten sind bereits vermarktet
Die Gesamtkapazität des Hanseatic Energy Hubs beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr, was dem jährlichen Verbrauch von bis zu 13 Millionen Haushalten entspricht. Das ist die zweieinhalbfache Kapazität des schwimmenden LNG-Terminals. 90 Prozent der Kapazität haben die drei europäischen Energieversorger EnBW, SEFE und ČEZ langfristig gebucht. Die restliche Kapazität ist für kurzfristige Buchungen reserviert. Die langfristig laufenden Verträge beinhalten die Option, später auf klimaneutrale, wasserstoffbasierte Energieträger umzustellen. Die technischen Voraussetzungen hierfür wurden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens überprüft. Das Konzept sei daher "Ammoniak-ready", so die HEH.
Enagás übernimmt Bau des Terminals
Für das Unternehmen beginnt nach mehr als sechs Jahren Planung und Genehmigung nun die nächste Projektphase. Enagás übernimmt die technische Leitung für den Bau des Terminals und wird später für dessen Betrieb verantwortlich sein. Der spanische Energiekonzern erhöht dafür seinen Gesellschafteranteil von zehn auf 15 Prozent. Veränderungen gibt es an der HEH-Spitze: Johann Killinger, einer der wesentlichen Treiber des Vorhabens, wird sich aus der aktiven Geschäftsführung zurückziehen, bleibt aber Gesellschafter.
Killinger übergibt an Jan Themlitz, der als Experte für die Entwicklung von Energieprojekten mit langjähriger LNG-Erfahrung als CEO den Bau und die Inbetriebnahme des Terminals verantworten wird.
Landrat Kai Seefried begrüßt Entscheidung zum Terminal-Bau
"Die Entscheidung für den Bau des Terminals ist ein wichtiges Signal für den Landkreis Stade – aber auch für Niedersachsen und Deutschland“, sagt Landrat Kai Seefried. „Jetzt gilt es, das volle Potenzial unseres Stader Seehafens zu heben. Wir leisten hier im Landkreis Stade unseren Beitrag zur Energiewende!“
Der Stader Energiehafen mit seinen starken Standortvorteilen sei ein Beispiel, wie die Energiewende vor Ort gelingen und die Transformation der Industrie vorangetrieben werden könne, so der Landrat. Das landseitige Terminal helfe mittelfristig bei der Sicherung der deutschen Energieversorgung – und biete dann große Chancen, neue Technologien zu implementieren. „Wir können hier eine Vorbildfunktion einnehmen und ganz viel für die Wertschöpfung in der Region tun“, sagt Seefried. In den Betrieben sei viel Know-how vorhanden. Zudem verfüge das Hafenareal über ausreichend Flächen für weitere Unternehmensansiedlungen.
Die finale Finanzierungszusage der Hanseatic Energy Hub habe eine wichtige Signalwirkung, so Seefried: „Die Industrie ist eine wichtige Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs des Landkreises. Energiepreise und -verfügbarkeiten sind in den Betrieben die zentralen Themen dieser Zeit. Die Betriebe hier müssen eine Zukunft haben.“ Gleichwohl sei es eine herausragende Zukunftsaufgabe, die Umstellung der Industrie auf grüne Energieträger voranzutreiben. Auch hierzu werde das landseitige Terminal einen wichtigen Beitrag leisten. "Wir wollen uns im Landkreis Stade als Energiedrehkreuz etablieren", erklärt der Landrat. Die Errichtung des neuen Energiehafens habe gezeigt, wie schnell ein Projekt umgesetzt werden kann, wenn es wirklich gewollt ist, sagt Seefried: „Dieses Tempo muss Schule machen.“
Der Landrat verweist zudem auf die besondere Rolle des Landkreises, der nicht nur aufgrund der rasanten Hafenentwicklung im Fokus steht. Neue Höchst- und Hochspannungs-Stromtrassen in Form von Erdkabeln und Freileitungen werden in den kommenden 15 Jahren zusätzlich durch den Landkreis Stade verlaufen und damit im Rahmen der Energiewende weiterhin eine sichere Stromversorgung ermöglichen. Schon die jetzigen 380-kV-Leitungen in unserer Region gehören zu den am stärksten belasteten im deutschen Stromnetz. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Umspannwerke in Stade und in Dollern, die bereits ausgebaut worden sind und weitere technische Anlagen erhalten werden.
Grundmann: Terminal gegen Widerstände durchgesetzt
Auch der Stader CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann meldet sich zu Wort. Er verweist darauf, dass er seit Jahren politisch für das Projekt eingesetzt habe. "Sieben Jahre haben wir für diesen Tag gekämpft, schon weit vor dem Krieg. Wir steigen jetzt auf zur Nr. 1 aller deutschen Terminal Standorte. Diese Milliardeninvestition dient dem Klimaschutz, dient der Versorgungssicherheit und sichert Industriearbeitsplätze in unserer Heimat", so Grundmann.
"Und ich möchte betonen: Dieses Terminal, diese Milliarden-Investition haben wir gegen raue Winde durchgesetzt. In seiner historischen Zeitenwende-Rede sagte der Kanzler, in Deutschland würden nur zwei Terminals gebaut, und zwar in Brunsbüttel und in Wilhelmshaven und jetzt - jetzt ist Stade die Nr. 1", erklärt der CDU-Politiker.
Die vier Gesellschafter der Hanseatic Energy Hub GmbH nehmen wie folgt Stellung:
Johann Killinger, Inhaber Buss Group:
„Stade kommt! Wir haben vor allem in den letzten beiden Jahren alle Hürden genommen und gehen nun als Deutschlands erstes landbasiertes Terminal an die Umsetzung. Für mich als Mitinitiator und Treiber ist es besonders erfüllend, mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag für Deutschlands Energiesicherheit zu leisten. Darüber hinaus freue ich mich sehr, Niedersachsen einen starken Impuls für seine wirtschaftliche Entwicklung zu geben. Möglich ist dieser Erfolg nur durch die entschlossene Unterstützung seitens unserer Kunden, seitens Politik und Verwaltung in Hannover und Berlin und – ganz wichtig – seitens der Region.”
Carsten König, Managing Director Infrastructure, Partners Group:
„Wir freuen uns, diesen wichtigen Meilenstein für HEH nach mehreren Jahren gründlicher Planung und Entwicklung erreicht zu haben. Als LNG-Terminal an einem strategischen Standort wird HEH künftig eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung und der Unterstützung der Energiewende in Deutschland und Europa spielen. Partners Group hat einen starken thematischen Fokus auf den Energiesektor, in den wir allein im letzten Jahr eine Reihe von Investitionen getätigt haben."
Arturo Gonzalo, CEO Enagás:
„Enagás hat sein Engagement in Deutschland durch die Anteilserhöhung auf 15 Prozent am Hanseatic Energy Hub deutlich verstärkt. Dies steht im vollen Einklang mit unserer Unternehmensstrategie, einen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung zu leisten und die Dekarbonisierung in Europa voranzutreiben. Enagás wird das LNG-Terminal in Stade betreiben, so können wir dieses strategische Projekt mit unserer gesamten Erfahrung unterstützen.”
Julia S. Schlenz, Vorstandsvorsitzende und Präsidentin Dow Deutschland:
„Das landbasierte LNG-Terminal wird ein entscheidender Baustein beim Übergang zu einer CO2-neutralen Zukunft in Deutschland und Europa sein. Dank der guten Rahmenbedingungen vor Ort und des entschlossenen Handelns der Politik wird das Zero-Emission-Terminal die Energieversorgung diversifizieren und langfristig mitsichern. Es bietet einzigartige Synergieeffekte zwischen Chemie, Logistik und Energiewirtschaft und fungiert als effizienter Industrie- und Energie-Knotenpunkt rund um den Industriepark Stade. Es sind diese Brückentechnologien, die wir als Industrie in Deutschland brauchen, um langfristig die Transformation mitzugestalten."
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