Franzosen packen Projekt A20 mit Tunnel bei Drochtersen an
Konzern "Vinci" will Küstenautobahn mit Elbquerung in Kehdingen realisieren / Finanzierung mit Maut
tp. Drochtersen. Der französische Infrastrukturkonzern "Vinci" will die Küstenautobahn A20 (früher A22), die von Bad Segeberg bis Bremerhaven und quer durch den Kreis Stade verlaufen soll, in kurzer Zeit komplett fertigstellen. Laut Medienberichten will "Vinci" innerhalb von nur fünf Jahren den 150 Kilometer langen A20-Abschnitt inklusive Elbquerung zwischen Drochtersen und Glückstadt in die Tat umsetzen.
Im Gegenzug will sich "Vinci" für 50 Jahre Mauteinnahmen sichern. Eine Maut-Station ist unter anderem am neuen, rund 6,5 Kilometer langen Elbtunnel bei Drochtersen vorgesehen.
Im Rahmen eines "Private-public-Partnership"-Modells wollen sich "Vinci" und der Bund die Baukosten von ca. zwei Milliarden Euro teilen. Die Investition soll mit Mautgebühren von zwei Euro für Pkw und zwölf Euro für Lkw refinanziert werden. Nach 50 Jahren sollen A20 und Tunnel in das Eigentum des Bundes übergehen.
"Eine riesige wirtschaftlichen Chance für die Region", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Drochtersen, Hans-Wilhelm Bösch (64, CDU). Er erfuhr am Donnerstag überraschend aus der Presse von dem Vorhaben. Bösch staunt über die zügige Zeitvorgaben der Franzosen: Baubeginn der vierspurigen Straße könnte im Jahr 2015 sein. Die Fertigstellung samt Tunnel wird für 2020 angepeilt. "Ich bin erfreut über die Initiative", so Bösch. Die Gemeinde Drochtersen hat ein 200 Hektar großes Gewerbegebiet am neuen Autobahnzubringer ausgewiesen.
• Bei einem Besuch Anfang der Woche in Stade stellte der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Chef des Verkehrsausschusses, Dr. Anton Hofreiter (43), den volkswirtschaftlichen Nutzen der A20 in Frage: Deutschland habe bereits das dichteste Autobahnnetz Europas. Allein dieses zu erhalten, werde sehr viel Geld kosten. Hofreiter warf kritisch Fragen auf, wie: "Muss eine Elbquerung als Autobahntunnel realisiert werden oder gibt es kostengünstigere Alternativen? Diese Fragen würden oftmals nicht ausreichend beantwortet, stattdessen Zahlen zu positiv berechnet, um regionale Neubaupläne von Fernstraßen gut im Bundesverkehrswegeplan zu platzieren. Verkehrsprognosen gingen von bis zu 25.000 Kfz in 24 Stunden für die A20 aus, so Hofreiter. Es dürfe bezweifelt werden, ob dafür eine Autobahn, die für bis zu 70.000 Kfz pro Tag ausgelegt ist, benötigt werde.
• Uwe Schmidt, Sprecher des Koordinationskreises der Initiativen gegen die A20, sagt: "Die Kosten für die A 20 werden unterschätzt. Bei Ansatz der realen zu erwartenden Kosten steht die Wirtschaftlichkeit in Frage. Eine Privatfinanzierung geht immer zu Lasten künftiger Haushalte und Generationen, umgeht die Schuldenbremse und verschleiert die tatsächlichen Kosten."
• Die "Vinci"-Pläne liegen zur Begutachtung beim schleswig-holsteinischen Verkehrsministerium.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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