Eine Kältekur für Frühblüher
Gärtnereien bleiben auf ersten Saisonpflanzen sitzen
(sb/thl). Normalerweise sind ab Ende Januar bunte Frühblüher wie Primeln oder Hyazinthen schöne Mitbringsel, die die Stimmung heben und das Warten auf den Frühling verkürzen. Normalerweise. Wegen des Lockdowns haben zurzeit jedoch Blumengeschäfte und Gärtnereien geschlossen. Das ist insbesondere für die Betriebe hart, die ihre Frühblüher im eigenen Gewächshaus ziehen. Sie fürchten, auf ihrer Ware sitzen zu bleiben, sie im Notfall sogar entsorgen zu müssen.
"Der Verkauf mit Frühjahrsblühern wie allerlei Primelsorten, Hornveilchen, Bellis sowie Zwiebelblumen im Topf wie Hyazinthen, Narzissen und Tulpen ginge jetzt normalerweise los", sagt Wolfgang Ehrecke, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der Verkauf läuft zurzeit ausschließlich über das Prinzip "Call and Collect", bei dem Kunden Ware telefonisch bestellen und kontaktlos abholen, oder über die Wochenmärkte. "Diese eingeschränkten Verkaufsmöglichkeiten können das Angebot aber nicht auffangen", so Ehrecke. "Und die Situation wird sich zuspitzen, wenn ab Mitte Februar weiterhin noch kein Verkauf erlaubt sein sollte. Dann müssen sicher große Partien dieser Pflanzen aufwendig entsorgt werden."
Die Gärtnereien versuchen zurzeit, das Wachstum ihrer Frühblüher zu verzögern, indem sie die Temperatur in den Gewächshäusern nach unten regulieren. So lässt sich die Entwicklung der Pflanzen zwar bremsen, aber nicht ewig aufhalten. Noch spielt die Witterung mit, sodass ein verfrühtes Aufblühen der Bestände nicht zu erwarten ist. Wenn dann ab Mitte Februar aber sonnigere Phasen kommen sollten, werden die Probleme groß sein.
Zu den Gärtnereien im Landkreis Stade, die einen Teil ihrer Pflanzen selbst ziehen, gehört die Pflanzenwelt Lühnen in Apensen. "Noch ist die Situation für uns nicht dramatisch, denn unsere Saison beginnt erst Mitte Februar", sagt Ute Lühnen. Der Familienbetrieb bietet dann die ersten Stiefmütterchen aus eigener Aufzucht an. Anfang März folgen Primeln, Hyazinthen und Tulpen. Sollte der Lockdown dann jedoch noch andauern, bliebe wie im Frühjahr 2019 nur der kontaktlose Verkauf. Damals stellte Familie Lühnen ihre Ware in Containern vor ihrem Geschäft auf. Die Kunden bedienten sich selbst und bezahlten, indem sie Geld in eine bereitstehende Kasse legten. "Die Kunden waren durchweg ehrlich", sagt Ute Lühnen.
Zu den Gärtnereien im Landkreis Harburg, die einen Teil ihrer Pflanzen selbst ziehen, gehört Blumen Weese in Winsen. "Nachdem uns nach dem Weihnachtsgeschäft jetzt auch schon der Valentinstag wegbricht, hoffen wir, dass wir spätestens im März wieder öffnen dürfen. Dann kommen wir gerade noch mit einem blauen Auge davon", sagt Inhaber Hans-Jürgen Weese. In seinen Gewächshäusern stehen u.a. rund 15.000 Stiefmütterchen und etwa 8.000 Primeln. "Wenn wir die Ware nicht verkaufen können, bleibt am Ende nur die Entsorgung. Das wäre ein herber Verlust", sagt Weese. Bereits zu Beginn des Lockdowns habe er zahlreiche Weihnachtssterne wegwerfen müssen. Zwar bietet Weese, wie viele seiner Kollegen, einen Abhol- und Lieferservice für die Kunden an, doch "das bringt natürlich nicht den Umsatz, den wir sonst haben".
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