Gottfried Schrader GmbH in Stade: Die Türen schließen zum Jahresende
Nach drei Generationen ist die Zeit der Gottfried Schrader GmbH in Stade zuende
sb. Stade. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden sich Angelika und Alfred Schaarschmidt (beide 65), Inhaber der Gottfried Schrader GmbH in Stade, Ende des Jahres in den Ruhestand. „Einerseits freuen wir uns darauf, mehr Zeit für uns und die Familie zu haben“, sagt das Ehepaar. „Andererseits sind wir traurig, dass wir für unseren Handwerksbetrieb keinen Nachfolger gefunden haben und die Ära des Familienunternehmens nach drei Generationen zu Ende geht.“
Das Ehepaar verbindet mit seiner Firma nicht nur berufliches, sondern auch privates Glück. Denn Alfred und Angelika Schaarschmidt lernten sich bei der Arbeit kennen. Sie absolvierte im Betrieb ihrer Eltern eine Ausbildung zur Bürokauffrau, er machte eine Lehre zum Elektriker. „Der Firma sind wir beide immer treu geblieben“, sagt Angelika Schaarschmidt.
Auch nach der Geburt der beiden Kinder blieb sie im Unternehmen tätig. Als Sohn und Tochter erwachsen wurden, war es den Eltern wichtig, dass sich ihre Kinder der Firmentradition nicht verpflichtet fühlen. „Sie sollten lernen und arbeiten, was ihnen Spaß macht. Und sie haben sich beruflich anders orientiert. Das ist für uns in Ordnung“, sagt das Ehepaar.
Insgesamt vier Mitarbeiter bleiben Angelika und Alfred Schaarschmidt bis zum Schluss erhalten. „Das sind unter anderem Angestellte, die uns seit mehreren Jahrzehnten die Treue halten. Deshalb sind wir sehr froh, dass alle vier beruflich gut untergekommen sind“, sagen die Unternehmer. Zum Abschluss wird auch noch einmal gefeiert: Zum Jahresende lädt Ehepaar Schaarschmidt zu einer besinnlichen Weihnachtsfeier ein, um sich bei allen Angestellten persönlich zu bedanken.
Einen großen Dank richten sie auch an ihre ehemaligen Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner. „Danke für die Treue und die schöne Zeit“, sagen sie unisono.
Großer Ausverkauf
Bis Freitag, 18. Dezember, laden Angelika und Alfred Schaarschmidt zum großen Ausverkauf in ihren Laden in der Thuner Straße 44 ein. Weil die gesamte Ware raus muss, gibt es Elektro-Kleingeräte und Weiße Ware von der Waschmaschine bis zum Kühlschrank zu stark reduzierten Preisen. Auch Sanitär- und Elektroinstallations-Material ist bis dahin besonders günstig erhältlich.
84 Jahre Erfolgsgeschichte: 1931 gründete Gottfried Schrader seinen Handwerksbetrieb im alten Stader Gefängnis
Im Jahr 1931 eröffnete Gottfried Schrader seinen Handwerksbetrieb in Stade. Der Klempner- und Elektromeister kaufte das ehemalige Stader Gefängnis Beim Salztor 5 und machte daraus einen Handwerksbetrieb mit angeschlossenem Laden. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Rebecca, die das Unternehmen in den Kriegsjahren komplett allein leitete, während ihr Mann Soldat war.
„Mein Großvater hat damals noch typische Klempnerarbeiten ausgeführt und unter anderem Dachrinnen von Hand gefertigt“, erzählt Angelika Schaarschmidt. „Unter anderem führte er Kupferarbeiten am Dach der St. Wilhadikirche und an der Johanniskirche durch.“
Auch sein Sohn, der ebenfalls Gottfried hieß, lernte das Elektrohandwerk sowie Gas-Wasser-Installateur. In beiden Gewerken machte Gottfried Junior seinen Meister und spezialisierte sich zusätzlich auf Kältetechnik. „Die Kältetechnik war das Steckenpferd meines Vaters“, erinnert sich Angelika Schaarschmidt. „Zum Einsatz kam sie bei Schlachtereien und Bäckereien sowie in Schankbetrieben und Restaurants.“
Das Familienunternehmen übernahmen Angelika Schaarschmidts Eltern Gottfried und Getrud Schrader Ende der 1950er Jahre. Zu Spitzenzeiten beschäftigten sie bis zu 20 Mitarbeiter. Aufgrund der guten Auftragslage wurde damals der Firmenstandort Beim Salztor zu klein. Da die Stadt dort jedoch eine Betriebserweiterung untersagte, kaufte das Unternehmerpaar 1965 das Grundstück mit großer Villa in der Thuner Straße 44, wo der Betrieb bis heute ansässig ist. Vor die Villa setzten die Schraders einen Anbau für Laden, Büro und Werkstatt. „Der Laden gehörte immer zum Geschäftskonzept meiner Eltern und Großeltern“, sagt Angelika Schaarschmidt. „Während die Männer auf den Baustellen arbeiteten, bedienten die Frauen im Geschäft und erledigten die Büroarbeit.“
1993 übernahmen Angelika und Alfred Schaarschmidt den Familienbetrieb in dritter Generation. Mit seinen Ausbildungen zum Elektromeister, Gas- und Wasserinstallateurmeister sowie Kälteanlagenbauer brachte der Schwiegersohn perfekte Voraussetzungen für die Betriebsleitung mit. „Wie mein Vater hat auch mein Mann ein besonderes Faible für die Kältetechnik“, erzählt Angelika Schaarschmidt. „Unter anderem haben wir viele Kühllager für Obst im Alten Land gebaut und gewartet.“
Bis Jahresende ist Alfred Schaarschmidt Mitglied im Prüfungsausschuss für Gas- und Wasserinstallateure. Mit der Geschäftsaufgabe gbit er auch diese Amt auf. Angelika Schaarschmidt engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich als Beisitzerin im Arbeitsgericht. Auch im Ruhestand möchte sie weiterhin ein Ehrenamt ausüben. „Trotz Enkelkind, Haushalt und Hobbys wird mir der Alltag sonst bestimmt zu langweilig“, sagt sie.
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