Handwerkskammer fordert klaren wirtschaftspolitischen Kurs
Die Stimmung im Handwerk hat sich im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal leicht aufgehellt. In der Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade bewerten die 466 befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage zwar etwas schlechter als in der Vorjahresumfrage, die zukünftigen Erwartungen sind jedoch weniger pessimistisch als zuvor. Im Ergebnis steigt der von der Kammer berechnete Geschäftsklimaindex von 96 auf jetzt 103 Punkte. „Angesichts einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die überwiegend von Negativnachrichten geprägt ist, sehen viele Handwerksbetriebe ihre eigene Geschäftslage als relativ stabil an. Tatsächlich entwickeln sich jedoch Umsatz, Beschäftigung und vor allem auch die Investitionen im Handwerk alles andere als gut“, bewertet Kammerhauptgeschäftsführer Matthias Steffen die Umfrageergebnisse.
Aktuell bezeichnen 48 Prozent der befragten Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut, weitere 36 Prozent kommen zu einem zufriedenstellenden Urteil. 16 Prozent bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, im Vorjahr waren es nur 13 Prozent. Wie saisonal üblich werden die Zukunftserwartungen für die kommenden Wintermonate etwas pessimistischer beurteilt, allerdings nicht mehr so stark wie im Vorjahr. 32 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage, in der Vorjahresumfrage waren es noch 42 Prozent. 13 Prozent (Vorjahr: zehn Prozent) gehen von einer Verbesserung aus.
Schwache Investitionsbereitschaft
In der Herbstumfrage der Handwerkskammer meldeten 33 Prozent der befragten Betriebe Umsatzrückgänge, lediglich 19 Prozent konnten ihren Umsatz steigern. Der Auftragsbestand im Handwerk nahm ebenfalls ab. 15 Prozent meldeten Beschäftigungszuwächse, während der Personalbestand in 23 Prozent der befragten Betriebe zurückging. Aktuell haben lediglich 19 Prozent ihre Investitionen erhöht, jeder dritte Betrieb (34 Prozent) nahm jedoch Kürzungen am Investitionsbudget vor. Die schwache Investitionsbereitschaft dürfte in den kommenden Monaten noch weiter zurückgehen.
„Es herrscht aktuell viel Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der Regierung“, sagt Steffen. Zwar sei die Inflation zurückgegangen und die Zinsen wieder niedriger, nachhaltige Wachstumsimpulse blieben jedoch aus. „Die Handwerksbetriebe brauchen Entlastungen bei Steuern, Energiekosten und bei der Bürokratie. Unternehmertum muss wieder gestärkt werden.“ Mit großer Sorge betrachtet der Kammerhauptgeschäftsführer die Entwicklung der Lohnzusatzkosten und warnt: „Hier steuern wir auf Rekordhöhen zu, die gerade für das arbeitsintensive Handwerk zu enormen Belastungen führen werden.“
Das Handwerk für den gewerblichen Bedarf bekommt mit voller Härte die schwache Entwicklung der Industrie zu spüren. Der Geschäftsklimaindex geht um neun Punkte zurück und erreicht nur noch 84 Punkte – Schlusslicht unter den sieben Handwerksgruppen. Ganz anders hingen die Entwicklung in den Gesundheitshandwerken: Der Geschäftsklimaindex zieht um 18 Punkte auf 129 Punkte an. Mit 125 Punkten bleibt das Geschäftsklima im Kfz-Handwerk stabil, die Werkstätten sind gut ausgelastet. Bei den Dienstleistungshandwerken für den persönlichen Bedarf, zum Beispiel Friseure, Kosmetiker oder Fotografen, steigt das Geschäftsklima um 22 auf 116 Punkte. Trotz Aufhellung um zehn Punkte bleibt der Geschäftsklimaindex in den Nahrungsmittelhandwerken mit 91 Punkten hinter dem Durchschnitt zurück. Im für die Handwerkskonjunktur insgesamt wichtigen Bauhauptgewerbe wird die Stimmung wieder besser. Der Geschäftsklimaindex steigt um 15 auf 96 Punkte. Auch das Ausbaugewerbe erholt sich leicht. Der Geschäftsklimaindex erhöht sich um fünf Punkte und liegt jetzt bei 104 Punkten.
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