Ukraine-Krieg überschattet IHK-Jahresempfang
IHK-Chef: Zerplatzte Illusionen bei der Wirtschaft

Die erste Reihe beim IHK Empfang: Neben dem IHK-Präsidenten Matthias Kohlmann (li.) und Ifo-Chef Clemens Fuest (2. v.li.) hatte die lokalpolitische Prominenz Platz genommen    | Foto: jd
  • Die erste Reihe beim IHK Empfang: Neben dem IHK-Präsidenten Matthias Kohlmann (li.) und Ifo-Chef Clemens Fuest (2. v.li.) hatte die lokalpolitische Prominenz Platz genommen
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Gleich in den ersten Sätzen seiner Begrüßungsrede ging der Stader IHK-Präsident Matthias Kohlmann auf die gedämpfte Stimmungslage bei den Betrieben ein. Er sprach auf dem Jahresempfang der IHK Stade von einer Desillusionierung, die sich in diesen Tagen in der Gesellschaft und auch in der Wirtschaft breitmache: "Zu Corona-Krise, Fachkräftemangel und Energiewende kommen jetzt unkalkulierbare Energiepreise, verschärfte Lieferengpässe, steigende Zinsen und eine hohe Inflation hinzu."

Kohlmann zeigte den rund 500 Gästen auf der Veranstaltung im Stadeum aber auch Lösungswege auf, um aus dem Konjunkturtal herauszufinden. Den Hauptvortag hielt der Präsident des renommierten "ifo instituts", Clemens Fuest.

Mehr über Fuests Vortrag lesen Sie hier:

Ifo-Chef Clemens Fuest : Deutschland schaut auf Stade

Nach Corona gerade erst wieder in Fahrt gekommen, gerate der Wirtschaftsmotor erneut ins Stottern, so Kohlmann. Da der russische Angriffskrieg auch die "Widerstandsfähigkeit unserer Demokratien" infrage stelle, hält der IHK-Chef Sanktionen für unabdingbar - trotz der damit verbundenen wirtschaftlichen Probleme. "Für die deutsche Wirtschaft gilt das Primat der Politik", betonte Kohlmann. Allerdings gelte es, das Prinzip der Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit zu beachten.

Viermal "D" als Zukunftsoption

Doch wie kann die Wirtschaft "auf die vielen zerplatzten Illusionen" reagieren? Wie können sich die Unternehmen am besten den Herausforderungen der Zukunft stellen? Hier bringt Kohlmann die vier "D" ins Spiel. Sie stehen für Diversifizierung, Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung. Bei dem ersten D dürfte klar sein, worum es geht: Immer wieder wird über das geplante LNG-Terminal gesprochen, das ein wichtiger Baustein bei der Diversifizierung der deutschen Gasversorgung darstellen soll. Der IHK-Präsident warnte in diesem Zusammenhang davor, auf nationale Alleingänge bei der Belieferung mit Energie oder auch mit anderen Rohstoffen zu setzen. Eine "Nationalisierung von Lieferketten" könnte zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um zehn Prozent führen.

Die Dekarbonisierung bezeichnet Kohlmann als "Teil einer der größten Transformationsprozesse, vor denen wir stehen". "Die Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Leitbild für die Wirtschaft." Dabei könne gerade der Elbe-Weser-Raum mit dem Wind vor Tür einen großen Beitrag zur Energiewende leisten. Hinzu komme der Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. Auch hier spiele die Region bekanntlich eine bedeutsame Rolle.

Derzeit sei Wasserstoff noch eine knappe Ressource, so Kohlmann. Das Gleiche gelte für qualifizierte Beschäftigte. Hier müsse beim dritten D, der Demografie, angesetzt werden. Die Fachkräfte und innovativen Köpfe, die morgen dringender denn je benötigt werden, säßen heute noch in den Klassenzimmern und Hörsälen. "Der 'academic drift', der zu viele Abiturienten an die Hochschulen spült, ist nach wie vor eine große Herausforderung", stellt Kohlmann fest. Eine Berufsausbildung in einem Betrieb müsse für junge Leute wieder attraktiver werden.

Als weiteres wichtiges Zukunftsthema nennt Kohlmann die Digitalisierung. Mit ihren Beratungsangeboten und Infokampagnen zu diesem Thema leiste die IHK einen "Beitrag zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung der Innenstädte und Zentren" im Elbe-Weser-Dreieck. Auch die Arbeitswelt werde sich im digitalen Zeitalter verändern - Stichwort: "New Work". Kohlmann ist davon überzeugt: "Das Verständnis von Arbeit wird sich grundlegend wandeln und damit Unternehmenskulturen verändern."

Die nächste Krise: Unternehmer im Elbe-Weser-Raum in Sorge
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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