Immer mehr zücken die Girocard statt der Geldbörse
Kontaktloses Bezahlen in Corona-Zeiten: Für 2,50 Euro wird die PIN verlangt - Warum das denn?
(jd). "Bargeld lacht" - nach diesem Motto handelte bisher immer noch ein Großteil der Bundesbürger. Während ringsherum in Europa oft nur noch die Kredit- oder Bankkarte statt der Geldbörse gezückt wurde, galt Deutschland als das Land der Barzahler. Doch seit der Corona-Krise weichen hierzulande immer mehr Menschen von dem Prinzip "nur Bares ist Wahres" ab. Um sich vor einer Infektion zu schützen, ziehen viele inzwischen das kontaktlose Bezahlen vor. Auch die meisten Läden bitten ihre Kunden mit Hinweisschildern an den Kassen um diese Bezahlmethode, bei der die Karte einfach nur ans Lesegerät gehalten wird, ohne dass die Geheimnummer, die sogenannte PIN, eingegeben werden muss. Doch nun meldeten sich Leser, die sich beklagten, dass dieses Verfahren nicht immer funktioniert. Selbst für einen Betrag von 2,50 Euro beim Bäcker war eine PIN-Eingabe erforderlich. Wird so eine an sich sinnvolle Maßnahme zum Infektionsschutz ad absurdum geführt? Das WOCHENBLATT hakte bei einigen Banken in der Region nach.
"Wenn bei einem Terminal, das mit der Funktion für kontaktloses Bezahlen ausgestattet ist, die Eingabe der PIN verlangt wird, kann das zweierlei Gründe haben", erläutert Axel Ahrens, Pressesprecher der Kreissparkasse Stade. Grund Nr. 1: Der Zahlungsbetrag übersteigt das Limit von 25 Euro für solche Transaktionen. Dieses Limit soll angesichts von Corona und dem Wunsch der Bürger, sich so gut wie möglich vor der Übertragung des Virus zu schützen, bundesweit auf 50 Euro angehoben werden (siehe unten).
Der zweite Grund: Die PIN dient dem Schutz vor Kartendiebstahl. Bei den Sparkassen gebe es hinsichtlich des kontaktlosen Bezahlens aus Sicherheitsgründen zwei weitere Limits, so Ahrens. Die PIN-Abfrage erfolge entweder, wenn nach mehreren kontaktlosen Zahlungen ohne PIN ein Maximalbetrag von 150 Euro erreicht ist. Oder aber die Grenze von fünf PIN-freien Transaktionen sei erreicht. "Wenn dann wieder eine PIN eingegeben wird, ist der Zähler sozusagen wieder zurück auf null gestellt", erklärt der Sparkassen-Sprecher.
Aber Achtung: Die Karte muss während der PIN-Eingabe im Terminal stecken. "Nur Vorhalten reicht nicht", sagt Ahrens' Kollege von der Volksbank Stade-Cuxhaven, Jens Drexler. Auch nach einer Abhebung vom Geldautomaten seien anschließend wieder fünf PIN-freie Kontaktlos-Zahlungen möglich. Bei den Volksbanken allerdings nur bis zu einem Gesamtlimit von 100 Euro.
Wenn sich also jemand darüber ärgert, dass er nach dem Kauf von Brötchen für einen läppischen Betrag eine PIN eingeben musste, statt kontaktlos bezahlen zu können - dem sei gesagt: Das ist keine Willkür, sondern dient der Sicherheit. Und wer hinsichtlich des Corona-Schutzes ganz auf Nummer sicher gehen und das Bezahlterminal an den Kassen auf keinen Fall mehr berühren will, muss das Mobile Payment nutzen: Hier ist die Giro- oder Kreditkarte virtuell in einer von den Banken bereitgestellten Smartphone-App gespeichert. Dabei wird die Zahlung über handyspezifische Sicherheitsfunktionen wie etwa den Fingerabdruck freigegeben.
Limit wird auf 50 Euro erhöht
Bisher war das Limit für kontaktloses Bezahlen auf 25 Euro pro Einkauf festgelegt. Dieser Betrag wird jetzt bei den Bankkarten, den "Girocards", auf 50 Euro erhöht, wie das bei den Kreditkarten von Visa oder Mastercard bereits erfolgt ist. Damit soll in Zeiten von Corona "das berührungslose Bezahlen als hygienische Bezahlmethode" unterstützt werden, heißt es in einer Mitteilung des Branchenverbandes "Deutsche Kreditwirtschaft". Nach Angaben der hiesigen Sparkassen und Volksbanken kann aber keine Aussage darüber getroffen werden, wann genau das höhere Limit bei den Geschäften in der Region eingeführt wird. Laut der "Deutschen Kreditwirtschaft" erfolgte die Umstellung zunächst bei Händlern in größeren Städten wie Hamburg, Frankfurt oder München. In den kommenden Wochen soll das hochgesetzte Limit dann bundesweit nach und nach in ganz Deutschland eingeführt werden.
Die Rechenzentralen der Volksbanken hätten sich bereits darauf eingerichtet, berichtet Jens Drexler von der Volksbank Stade-Cuxhaven. Nun müsste die Software in den Bezahlterminals der Geschäfte entsprechend angepasst werden. Dies erfolge durch die Netzdienstleister, also die Anbieter der Bezahlsysteme.
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