Kreisbauernversammlung in Hammah: Gute Prognosen für die Landwirte
Globaler Absatzmarkt wächst / Bürokratie und Naturschutz als Hemmnisse
tp. Hammah. Flächenknappheit, Umweltauflagen, Bürokratie, Kritik an konventioneller Lebensmittelerzeugung, niedrige Erzeugerpreise bei Milch und Schweinefleisch: Viele Bauern - auch im Landkreis Stade - machen laut Kreislandwirt Johann Knabbe täglich einen Stress-Job an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Das Blatt könne sich in den kommenden Jahren spürbar zum Positiven wenden, prognostizierte der Professor für internationalen landwirtschaftlichen Handel, Dr. Harald von Witzke von der Humboldt Universität Berlin am Mittwoch auf der Kreisbauernverbandsversammlung in Hammah.
Im bis auf den letzten Platz besetzten Saal des Landhauses Hammah sprach Volkswirt von Witzke zum "hohen Wert der modernen Landwirtschaft für die Gesellschaft".
Die drastisch steigende Weltbevölkerung von aktuell 7,39 Milliarden auf knapp zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 beschere den europäischen Landwirten global einen wachsenden Absatzmarkt. Der Schlüssel zur Bewältigung der Aufgaben sei die Produktivitätssteigerung, so von Witzke. Jeder Prozentpunkt Ertragssteigerung in der EU steigere den Gesamtnutzen für die Bevölkerung, die "soziale Wohlfahrt", um 500 Millionen Euro. Steigende Erträge erzielen Bauern u.a. durch computergesteuerte Fütterung, Melkroboter und Präzisionslandwirtschaft unter Berücksichtigung der Unterschiede des Bodens und der Ertragsfähigkeit innerhalb eines Feldes.
Als Vorteile der Produktivitätssteigerung führte von Witzke den Erhalt natürlicher Lebensräume und der biologischen Vielfalt an. Mittelfristig dürften sich die Landwirte über bessere Erzeugerpreise freuen. Der Fachmann warnte jedoch vor negativen Effekten des Preisanstiegs für Agrarprodukte wie Mangelernährung in armen Ländern, Flucht und politische Instabilität.
Angesichts der Herausforderungen, die die Bauern in der Region bereit sind zu meistern, brach Kreislandwirt eine Lanze für seine Berufskollegen und richtete den Slogan an die Öffentlichkeit: "Wir machen euch satt - und das dreimal täglich." Knabbe fordert eine vorurteilsfreie Betrachtung der modernen Landwirtschaft und eine sachliche Diskussion in der Landwirtschaft, frei von Ideologie.
In seiner Begrüßungsrede äußerte Landrat Michael Roesberg Sorge wegen der bürokratischen Last auf den Höfen, die im Bereich des beratungsintensiven Pflanzenschutzes gerade für kleiner Betriebe kaum noch zu bewältigen sei.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.