Stades IHK-Chefin sieht nicht nur alles pessimistisch
Maike Bielfeldt über Chancen nach der Corona-Krise
tk. Stade. "Die Lage ist dramatisch", sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Stade, über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in der Elbe-Weser-Region. Insolvenzen und wirtschaftliche Schieflagen können nicht wegdiskutiert werden. Es lohnt aber dennoch, nicht nur schwarz zu malen: "Bei der Suche nach Wegen aus der Krise ergeben sich auch neue Potentiale", betont Bielfeldt. Für das einzelne Unternehmen, aber auch für die gesamte Region.
Die IHK Stade drängt mit anderen Institutionen im Norden darauf, bei wirtschaftlichen Hilfen und Zukunftsszenarien "nicht nach dem Gießkannenprinzip vorzugehen, sondern auf Zukunftstechnologien zu setzen", so die IHK-Chefin. Ganz oben auf der Prioritätenliste für die Region müsse die Energiewende und damit verbunden die Elbe-Weser-Region als deutsche Wasserstoff-Hochburg stehen. "Hier gilt es, gezielt neue Industriezweige zu entwickeln und aufzubauen", sagt Bielfeldt. Das sei letztendlich eine politische Entscheidung, doch die IHKs drängen darauf, Gelder zielgerichtet, nachhaltig und innovativ einzusetzen.
Corona ist zudem grundsätzlich ein Beschleuniger, wenn es um die Digitalisierung geht. "Wir haben vielen Einzelhändlern Mut gemacht, die Zeit des Lockdown zu nutzen, um sich auf diesem Gebiet besser aufzustellen", so Bielfeldt. Zudem gebe es auf diesem Feld Landesmittel, die effektiv von jedem Einzelnen eingesetzt werden können.
Eine weitere langfristig wirkende Veränderung der Pandemie betrifft das Arbeiten selbst. "Plötzlich geht Homeoffice", sagt Bielfeldt, und "Meetings werden als Videokonferenz abgehalten". Das betrifft natürlich auch die IHK Stade selbst, die per Beschluss sogar ihre Vollversammlungen künftig regelkonform als Videokonferenz durchführen kann. Die Wirtschaftsexpertin geht davon aus, dass es künftig sehr viele "Hybrid-Modelle" geben wird. Das heißt: Sehr viel mehr Online-Präsenz und nur dann persönliche Treffen, wenn sie wirklich erforderlich sind. "Die digitale Mobilität wird wachsen", sagt Bielfeldt. Ebenfalls auf der Positiv-Seite: Mehr Schwung sei nach ihrer Beobachtung derzeit auch bei den Digitaliserungs-Anstrengungen von Land, Kommunen und Behörden sichtbar. Bis Ende 2022, so sieht es das Onlinezugangsgesetz vor, soll der Bürger - und natürlich auch jedes Unternehmen - Verwaltungsdienstleistungen auch online nutzen. "Auf Landesebene wird jetzt verstärkt daran gearbeitet", sagt Bielfeldt.
Dass die wirtschaftliche Lage "grundsätzlich dramatisch ist", blendet die Stader IHK-Chefin natürlich nicht aus. Zumal drei Befragungen die Fakten liefern. "Die Sorge vor Insolvenzen hat im Verlauf der Pandemie deutlich zugenommen." Es gebe aber auch so etwas wie kleine Lichtpunkte am sprichwörtlichen Ende des Tunnels. Bei der Hotellerie gebe es positive Signale und "zumindest gefühlt", so Maike Bielfeldt", sei es am vergangenen Wochenende in vielen Geschäften zumindest etwas lebhafter zugegangen als zuvor. Wobei der Handel ein Riesenproblem habe: Die Ware ist da, die Lager sind voll. Rabattschlachten und Sonderangebote "minimieren aber nur die Verluste", so Bielfeldt.
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