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Bauarbeiten am Bahnübergang: Harsefelder Straße in Stade vier Wochen lang gesperrt

Energiesicherheit für Deutschland schaffen
Milliardenprojekt startet: Erster Spatenstich für Stader LNG-Terminal

Offizieller Spatenstich für das Stader LNG-terminal (v.li.): Jan Themlitz (Hanseatic Energy Hub), Julia S. Schlenz (Dow), Johann Killinger (Buss Gruppe), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Tschechiens Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela, David Daum (Partners Group), Arturo Gonzalo Aizpiri (Enagás) | Foto: HEH
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  • Offizieller Spatenstich für das Stader LNG-terminal (v.li.): Jan Themlitz (Hanseatic Energy Hub), Julia S. Schlenz (Dow), Johann Killinger (Buss Gruppe), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Tschechiens Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela, David Daum (Partners Group), Arturo Gonzalo Aizpiri (Enagás)
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Der offizielle Startschuss für ein Milliardenprojekt zur sicheren Energieversorgung ist gefallen: Mit einem symbolischen ersten Spatenstich wurden die Bauarbeiten für das landseitige LNG-Terminal im Industriegebiet Stade-Bützfleth eingeläutet - im Beisein von Polit-Prominenz: Neben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil war auch der tschechische Energieminister Jozef Síkela dabei. Es herrschte ein regelrechter Medienrummel: Ein Großaufgebot an internationalen Pressevertretern begleitete die Veranstaltung. Die Fertigstellung des Terminals ist für das Jahr 2027 angepeilt. Rund 18 Prozent des deutschen Energiebedarfs könnten über das LNG-Terminal ins Netz eingespeist werden.

Errichtet wird der Umschlagplatz für verflüssigte Gase nahe des neuen Stader Energiehafens mit seinem seetiefen Wasser. Auf dem riesigen Baufeld sind bereits erste Vorarbeiten gestartet, unter anderem wurden Kräne errichtet. Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Areal des Chemiekonzerns Dow. Projektierer des Terminals, dessen Baukosten auf rund anderthalb Milliarden Euro veranschlagt werden, ist das Hamburger Unternehmen Hanseatic Energy Hub (HEH). Die Anlage ist zunächst als Importterminal für LNG, synthetische Gase und verflüssigtes Biomethan ausgelegt. Der Betrieb mit LNG ist bis zum Jahr 2043 genehmigt. Später sollen wasserstoffbasierte Energieträger wie Ammoniak folgen.

Die Visualisierung zeigt, wie das Terminal in Zukunft aussehen soll | Foto: HEH
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Gas für 13 Millionen Haushalte

HEH will mit dem neuen Terminal ab 2027 einen maßgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas leisten. Das unterstreiche auch die Partnerschaft mit dem tschechischen Energieunternehmen ČEZ, das sich langfristige Importrechte von zwei Milliarden Kubikmetern pro Jahr gesichert hat, heißt es von HEH. Die beiden deutschen Energieversorgern EnBW und SEFE haben Kapazitäten des Terminals in Höhe von sechs bzw. vier Milliarden Kubikmetern pro Jahr gebucht. Die Gesamtkapazität des Terminals, dessen Betrieb der spanische Netzbetreiber Enagás übernehmen soll, beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr, was dem jährlichen Verbrauch von bis zu 13 Millionen Haushalten entspricht. 

Finanzierung steht: Deutschlands erstes landseitiges LNG-Terminal wird in Stade gebaut

"Nach den schwimmenden LNG-Terminals wird jetzt auch das bundesweit erste landseitige Flüssiggas-Terminal in Niedersachsen erstellt", erklärte der niedersächsische Ministerpräsident. Niedersachsen übernehme eine zentrale Rolle beim Ausbau der Energieimport-Infrastruktur. Das Bundesland stehe auch im Mittelpunkt des geplanten deutschlandweiten Wasserstoffkernnetzes, das alle zentralen Produktionsstätten, Speicherorte und industriellen Abnehmer miteinander verknüpft. "In Verbindung mit dem weiteren Ausbau der Windenergie verfolgen wir zielstrebig das Ziel einer grünen Wasserstoffwirtschaft und stärken Niedersachsens Position als Energiedrehscheibe Deutschlands", so Weil. In Bezug auf die Genehmigungsverfahren erklärte Weil: „Wir müssen wesentlich schneller sein. Deutschland kann schon schnell – wir müssen es nur machen.“ 

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hob die Bedeutung des künftigen Terminals für die Energieversorgung hervor | Foto: HEH
  • Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hob die Bedeutung des künftigen Terminals für die Energieversorgung hervor
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Unabhängigkeit von russischem Erdgas

Dass die Republik Tschechien große Importkapazitäten bereits vorab gesichert hat, sei erfreulich, so Weil: „Europa funktioniert.“ Der gemeinsame Wirtschaftsraum sei stark. Das unterstrich auch Jozef Síkela, Minister für Industrie und Handel der Tschechischen Republik. LNG sei eine wichtige Brückentechnologie, die grünen Gase die Zukunft. Das alles sei in Stade realisierbar. Für Síkela ist das Terminal in Stade „nicht nur ein technischer und wirtschaftlicher Erfolg, sondern auch eine wichtige Investition in unsere Energiesicherheit“. In Stade werde „die Zukunft von Europa“ geschrieben.

Síkela liegt das Projekt auch noch aus einem anderen Grund am Herzen: „Jeder Kubikmeter Gas, den wir nicht aus Russland importieren müssen, ist ein Schritt zur Schwächung des russischen Einflusses auf Europa“, sagte der Minister. Er hielt seine bewegende Rede auf Deutsch. Es sei ein moralisches Gebot, von Russland, das in der Ukraine die Energieinfrastruktur und damit für Zivilisten lebensnotwendige Einrichtungen zerstöre, kein Gas mehr zu beziehen. Mit einem starken eigenen Energienetz werde der Aggressor Russland geschwächt.

Stade ist ein idealer Standort

Landrat Kai Seefried sieht in dem Anleger für verflüssigte Gase „eine wichtige Grundlage für die nationale, aber auch für die internationale Energieversorgung der Zukunft“. Das neue Terminal sei die perfekte Kombination zum im vorigen Jahr fertiggestellten Energiehafen. Seefried sprach von „idealen Standortbedingungen hier in Stade“. Der Landrat war sichtlich bewegt von der Rede des tschechischen Industrieministers. Mit Blick auf dessen Ansprache sagte Seefried: „Der heutige Spatenstich ist damit auch ein Zeichen für Frieden und Freiheit in Europa.“

Großes Polizeiaufgebot für schwimmendes LNG-Terminal in Stade

"Wir sind stolz darauf, dass in Stade Deutschlands erstes landbasiertes Terminal Gestalt annimmt – und dass wir hier nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Großprojekt erfolgreich umsetzen", erklärte Jan Themlitz, CEO von Hanseatic Energy Hub. Als privatwirtschaftlich organisiertes Projekt profitiere man dabei von der immensen Erfahrung der Gesellschafter: Partners Group sei einer der größten privaten Investoren im Infrastrukturbereich, mit Enagás übernehme Europas führender Terminalbetreiber operative Verantwortung in Stade und treffe dort mit Dow auf den idealen Industriepartner am Standort. Als Initiator habe die Buss Gruppe das Projekt maßgeblich nach vorne getrieben und das Gesellschafterteam zusammengeführt.

Stades Bürgermeister Sönke Hartlef zog historische Parallelen: "Die erfolgreichen Hansestädte mussten schon immer erkennen, welche Produkte für die Bevölkerung wichtig sind. Damals war das zum Beispiel Salz – heute ist es Energie, auf die wir nicht verzichten können." Der Bau des LNG-Terminals stärke den Wirtschafts- und Chemiestandort in Stade. Es sei ein ganz wichtiges Signal für die Unternehmen vor Ort und diejenigen, die künftig über eine Ansiedlung in Stade nachdenken. Darüber hinaus trage das Terminal dazu  bei, dass die Energiewende gelingt. 

In Spitzenzeiten bis zu 1.100 Bauarbeiter

Der weltweit tätige spanische Konzern Técnicas Reunidas und dessen Partner, FCC und Enka werden den Bau verantworten. Damit in drei Jahren die jeweils 240.000 Kubikmetern Füllmenge zwei größten LNG-Tanks Europas Ammoniak-ready ans Netz gehen können, werden in Spitzenzeiten mehr als 1.100 Menschen auf der Baustelle arbeiten. Rund 3.600 Pfähle müssen in den Boden versenkt werden. Das Fundament ist statisch bereits so ausgelegt, dass eine spätere Umstellung auf Ammoniak möglich sein wird. Zudem werden für das Terminal mehr als 60.000 Kubikmeter Beton verarbeitet, was der Füllmenge von rund 20 olympischen Schwimmbecken entspricht. Fast 11.000 Tonnen Stahlkonstruktionen werden errichtet. Das ist etwa das 1,5-fache Gewicht des Pariser Eiffelturms.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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