Deutliche Worte vom Fruchthandelsverband Nord
Obsthändler aus dem Kreis Stade kritisieren Mauterhöhung für Lkw
Nach dem Willen der Ampel-Koalition soll sich die Lkw-Maut zum 1. Dezember nahezu verdoppeln. Die Transportbranche ist entsetzt. Besonders bei den mittelständischen Transportunternehmen und Spediteuren herrscht Fassungslosigkeit. Auch in Region zeigt man sich verärgert über die deftige Mauterhöhung. Hilke Ehlers, Geschäftsführerin des Fruchthandelsverbandes Nord mit Sitz in Stade-Bützfleth, hält die Mautpläne für eine politische Fehlentscheidung. In dem Verband sind Obst(groß)händler aus dem Alten Land, Kehdingen und dem übrigen Landkreis Stade zusammengeschlossen.
Ehlers räumt zwar ein, dass es prinzipiell richtig sein mag, Lkw an den Kosten für die Straßenunterhaltung stärker zu beteiligen, da diese die Straßen mehr belasten. Doch sie findet die Begründung für die Mauterhöhung problematisch. Denn die Verdoppelung der Mautsätze ergibt sich aus einer Erhöhung der CO2-Abgabe. Mit der Verdopplung der Maut für Verbrenner und der Befreiung von der Maut für emissionsfreie Lkw will die Bundesregierung den Verkehrssektor hin zu weniger CO2-Emissionen lenken. Die Unternehmen sollen ihre Fuhrparks auf emissionsfreie Fahrzeuge umstellen, beispielsweise elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben.
Es fehlen die geeigneten Fahrzeuge
"Das Problem ist nur, dass diese Fahrzeuge noch nicht ausreichend verfügbar sind - weder hinsichtlich der technischen Leistung noch in ausreichender Stückzahl", erklärt Ehlers, die auch Stader FDP-Kreisvorsitzende ist. "Selbst mit Lieferzeiten von mehr als einem Jahr sind derzeit nur Einzelstücke verfügbar - und das zu einem Preis, der um ein Vielfaches über dem eines Verbrenners liegt." Es sei völlig offen, wann emissionsfreie Lkw in großer Menge und zu angemessenen Preisen verfügbar seien, meint Ehlers. Womöglich sei das erst im kommenden Jahrzehnt der Fall. "Von der dafür nötigen Infrastruktur mit den nötigen Ladestationen für Strom und Wasserstoff mal ganz zu schweigen."
Ein weiteres Problem sind laut der Fruchthandelsverbands-Geschäftsführerin die geringen Reichweiten der emissionsfreien Lkw. "Um die Altländer Äpfel deutschlandweit zu vermarkten, brauchen die Unternehmen Lkw, die das Obst mit 40 Tonnen Gesamtgewicht auch über die Kasseler Berge bringen, ohne dass die Laster immer wieder stundenlang aufgeladen werden müssen oder nach 100 Kilometern mangels Ladestation liegenbleiben", sagt Ehlers.
Ihr Fazit: Die geplante Lenkungswirkung könne das Mauterhöhungsgesetz gar nicht erzielen, weil es keine Fahrzeug-Alternativen für die Logistikfirmen gibt. Somit würden den Transportunternehmen und auch den hiesigen Fruchthandelsfirmen fast die doppelten Mautkosten abverlangt. Das führe zu einer Mehrbelastung von schätzungsweise 1,5 Millionen Euro, so Ehlers. Klimaschutz sei wichtig. "Nur wird dem Klima mit doppelter Maut nicht geholfen, wenn Alternativen fehlen“, so die Verbandsgeschäftsführerin. "Die Fruchtgroßhändler wollen ja ihren Beitrag leisten zu Klimaschutz und CO2-Reduzierung. Aber dafür benötigen sie tatsächlich verfügbare Fahrzeuge."
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