Pflegeausbildung boomt
Die Umstellung der Ausbildung stößt nach Expertenaussage auf positive Resonanz
sb. Stade. Auf Hochtouren laufen derzeit die Vorbereitungen für die Umstellung der Ausbildung in Pflegeberufen. In Stade fand im April dazu eine Infoveranstaltung für Schulen und Ausbildungsbetriebe statt. Das WOCHENBLATT sprach dort mit Referent Thomas Knäpper vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) und mit Anke Hilck, Lehrkraft Gesundheit-Pflege an der Stader Berufsschule BBS III.
Ab dem 1. Januar 2020 beginnt die Generalisierung der bisherigen drei Ausbildungsbereiche Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege. Dann gibt es eine allgemeine Ausbildung zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen. "Erfolgt die Ausbildung in allen drei Ausbildungsjahren generalisiert, lautet die Berufsbezeichnung nach drei Jahren ,Pflegefachfrau' beziehungsweise ,Pflegefachmann'", erklärt Thomas Knäpper. "Diese Ausbildung ist EU-weit anerkannt." Auf Wunsch der Auszubildenden ist jedoch auch eine Spezialisierung zum Altenpfleger oder zum Kinderkrankenpfleger im dritten Lehrjahr möglich. "Die Entscheidung für eine Spezialisierung muss jedoch bereits zum Ausbildungsbeginn getroffen werden", betont Anke Hilck. "Denn der Ausbildungsbetrieb, bei dem der oder die Lernende beschäftigt ist, muss zu der Spezialisierung passen."
In der generalisierten Ausbildung erhalten die Auszubildenden Kenntnisse in der Versorgung von Kindern, in der stationären Akut- und Langzeitpflege, in der ambulanten Pflege und in der psychiatrischen Versorgung. Hierfür wird es einen einheitlichen Lehrplan geben. Neben der praktischen Ausbildung im Lehrbetrieb wird es Gastpraktika in allen Bereichen geben. "Da muss viel umgestellt und es müssen Ausbildungsinhalte angepasst werden", sagt Thomas Knäpper. Was ihn erstaunt: "Bei meiner Arbeit mit Einrichtungsleitern und Ausbildern habe ich jedoch festgestellt, dass inzwischen sehr viele die generalisierte Ausbildung zur Pflegefachkraft favorisieren. Die anfängliche Skepsis gegenüber der Vereinheitlichung hat sich gelegt."
Was viele nicht wissen: Die Pflegeausbildung boomt. Derzeit absolvieren deutschlandweit rund 137.000 Personen eine Ausbildung in der Pflege. An der BBS III in Stade erfolgt die schulische Ausbildung ab August 2018 aufgrund der hohen Zahlen sogar in drei Parallelklassen. Anke Hilck und Thomas Knäpper wundert das nicht. "Die Pflege bietet beste Jobperspektiven bis zur Rente, sehr gute Weiterbildungs- und Aufstiegschancen sowie eine hohe Wertschätzung", sagen sie. Auch das Gehalt könne sich vom ersten Tag an sehen lassen. "Im ersten Ausbildungsjahr verdienen die Azubis schon mehr als 1.000 Euro - und Schulgeld gibt es in Niedersachsen schon seit Jahren nicht mehr."
Anke Hilck empfieht allen, die auf der Suche nach beruflichen Perspektiven sind, einfach mal ein Praktikum im Pflegebereich zu absolvieren. "Viele sagen ,Pflegen könnte ich nicht'", sagt sie. "Der Respekt vor den Aufgaben und der Verantwortung ist sehr hoch. In der Praxis stellen sie dann aber fest, dass dieser Beruf doch etwas für sie sein könnte und sind begeistert von der Wertschätzung, die sie für ihre Arbeit erfahren."
• Web-Tipp:http:// www.altenpflege.net
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