Sind laut Experten noch notwendig: Siloballen in Folie
Silofolie - muss das sein?

Silofolie wird benötigt, um Gras unter Luftabschluss zu lagern   | Foto: Adobe Stock/Wiski
  • Silofolie wird benötigt, um Gras unter Luftabschluss zu lagern
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(jd). Den Geschäften droht ein Plastiktütenverbot. Die freiwillige Selbstverpflichtung des Handels, Tüten nur gegen einen Obolus an Kunden abzugeben, reicht Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nicht mehr aus. Dabei sind schon die meisten Bürger mit einem Mehrwegbeutel aus Naturmaterialien unterwegs, um darin ihre Einkäufe zu verstauen. Viele Menschen bemühen sich bereits, Plastikverpackungen und -folien aus ihrem Alltag weitgehend zu verbannen. Sie fragen sich aber auch: Was tun andere? Beispielsweise die Landwirte. So gab es Leseranfragen, ob es wirklich nötig ist, Siloballen in Folie zu verpacken. Das WOCHENBLATT hakte bei einer Expertin von der Landwirtschaftskammer (LWK) nach.

Wer im Kreis Stade über die Dörfer fährt, sieht sie auf frisch gemähten Wiesen liegen oder auch in Reihen gestapelt am Rande von Pferdeweiden: dicke, zylinderförmige Ballen, die meist in weißer oder grüner Folie eingehüllt sind. In Zeiten überquellenden Plastikmülls müsste folienverpacktes Heu oder Gras eigentlich ein "No-Go" sein, denken sich umweltbewusste Bürger. Doch was auf den ersten Blick wie unnötiger Verpackungs-Wahnsinn aussieht, hat für Landwirte und Pferdehalter einen guten Grund: Erst die Silofolie macht den Inhalt haltbar. In sogenannte Wickel- oder Stretchfolie verpackt, kann das wertvolle Tierfutter mindestens ein Jahr lang gelagert werden.

"Wenn es praktikable Alternativen gäbe, würden die Landwirte auf diese Folien verzichten", sagt Dr. Christine Kalzendorf, Beraterin für Grünland und Futterkonservierung bei der Landwirtschaftskammer. Bei Versuchen mit Kautschuk als Folienersatz sei die Entwicklungsphase abgeschlossen, nun müsse das Verfahren auf seine Praxistauglichkeit getestet werden, wobei es dabei nur um Fahrsilos gehe (siehe Artikel unten).
Wer als Landwirt auf Folie verzichten wolle, dem bleibe derzeit als einzige Alternative nur, das Heu mindestens fünf Tage in der Sonne trocknen zu lassen und es dabei immer wieder zu wenden. "Das funktioniert vielleicht in sonnigen Lagen im Allgäu oder im Breisgau, aber keinesfalls bei unseren norddeutschen Witterungsbedingungen, wenn man von den Hitzeperioden einmal absieht", meint Kalzendorf.

Bei zu hoher Feuchtigkeit würden unerwünschte Gärprozesse einsetzen, die die Futterqualität beeinträchtigen, erläutert die LWK-Expertin. Keime und Hefen erzeugen Essig- und Buttersäure sowie Alkohol - allesamt Inhaltsstoffe, die dazu führen, dass das Futter verderben kann. Das wird verhindert, wenn dem Gras der Sauerstoff entzogen wird. Dieser komplette Luftabschluss ist aber nur zu erreichen, wenn der Siloballen komplett in mehrere Lagen Folie eingewickelt wird.

Die schädliche Keime sterben dann unter der Folie ab und in dem sogenannten anaeroben Milieu überleben nur die Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff auskommen können. Das sind vor allem die Milchsäurebakterien. Sie sorgen dafür, dass das Siliergut rasch einsäuert und dadurch konserviert wird. Für die Landwirte sind die Siloballen auf dem Feld in etwa das, was für den Konsumenten die Sauerkraut-Konservendosen in der Speisekammer sind.

"Der Folienverbrauch bei einem Fahrsilo ist natürlich geringer", räumt Karsten Lodders, Leiter der auch für den Landkreis Stade zuständigen LWK-Bezirksstelle Bremervörde ein. Doch solch eine Anlage mit Siloplatte und Betoneinfassung könne sich beispielsweise ein kleiner Reiterhof gar nicht leisten. Und eine Trocknungsanlage sei wegen des hohen Energieverbrauchs am Ende noch umweltschädlicher, als das Gärheu in Folie zu verpacken.

Um die Umweltbelastung zu minimieren, bestehe schon vielerorts die Möglichkeit, gebrauchte Folien etwa bei den Maschinenringen zwecks Entsorgung abzugeben, so Lodders: "Die Folien bestehen allesamt aus Polyethylen, das komplett recycelt werden kann."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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