Pella Sietas will insolvente FSG Werft übernehmen
Sorgen um Zukunft des Standorts in Neuenfelde

Die Pella Sietas Werft an der Estemündung hat mit Schlickproblemen zu kämpfen | Foto: Der Luftbildfotograf/Martin Elsen
  • Die Pella Sietas Werft an der Estemündung hat mit Schlickproblemen zu kämpfen
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tk. Cranz. Die Pella Sietas Werft in Neuenfelde plant die Übernahme der insolventen FSG Werft in Flensburg. Geschäftsführerin Natallia Dean bestätigt diese Pläne. Für die Beschäftigten von Pella Sietas geht es um viel. Um ihre Jobs und ihre Zukunft. Sie befürchten, dass der Standort Neuenfelde langfristig nicht mehr gehalten wird. Die FSG hat nämlich etwas, das Pella Sietas fehlt: ungehinderter Zugang zur Ostsee. In Neuenfelde kämpft die Werft mit der Verschlickung.

Möglicherweise Umzug nach Hamburg

"Wir versuchen alles, um den Standort und die Jobs zu erhalten", sagt Dean über die Zukunft ihrer Werft in Neuenfelde. Wobei auch klar ist: Standort und Arbeitsplätze erhalten könnte auch ein Umzug in Hamburg bedeuten. Etwa auf das Gelände von "Blohm & Voss". "Wir brauchen die Hilfe der Politik", sagt die Pella-Sietas-Chefin. Ein Gespräch mit Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) stehe an. Dann könnte es Ergebnisse geben, sagt Dean. "Wir arbeiten an belastbaren Konzepten."

Das zentrale Problem am alteingesessenen Standort in Neuenfelde: Die Verschlickung von Este und Elbe mache es schier unmöglich für die Werft, mit Schiffen rein- oder rauszufahren. "Uns muss geholfen werden", sagt Dean. Die Flensburger Werft wiederum hat direkten Zugang zur Ostsee.

Zusammen 520 Jahre Erfahrung

Dass die Übernahme der FSG ein Ziel ist, sei richtig, so die Werftchefin. "Zusammen kommen wir auf 520 Jahre Erfahrung im Schiffbau - ein halbes Jahrtausend." Diese lange Geschichte, die für Erfahrung und Kompetenz stehe, dürfe nicht Geschichte werden. FSG und Pella Sietas würden sich gut ergänzen, so die Geschäftsführerin aus Neuenfelde. Pella Sietas habe sich auf den Spezialschiffbau konzentriert, während die FSG überwiegend größere Fähren baue.

Wobei das für die Flensburger Werft auch zum Problem geworden ist. Aktuell ist ein Auftrag für eine Fähre zurückgegeben worden. Der Auftraggeber bekommt laut Medienangaben 33 Millionen Euro zurück. Investor und FSG-Eigentümer Windhorst soll diesen Neubau als "Altlast" bezeichnet haben. Nach der Corona-Zwangspause fährt die FSG ihren Betrieb jetzt langsam wieder hoch.

Sorge Flensburg könnte alleiniger Standort werden

"Das Ziel ist es, beide Standorte zu sichern", sagt Dean. Die Neuenfelder Werft hatte in jüngster Vergangenheit bereits selbst eine Insolvenz hinter sich. Die Werftengruppe Pellas aus St. Petersburg hatte Sietas, die älteste noch bestehende Werft Deutschlands, 2014 aus der Insolvenz übernommen. Pella Sietas hat rund 350 Mitarbeiter, die größere FSG ungefähr 650. Die Sorge der Neuenfelder Werftarbeiter: Wenn es in Hamburg keine Lösung gibt, könnte Flensburg der alleinige Standort werden - die jahrhundertelange Schiffbau-Tradition in Hamburg wäre dann tatsächlich Geschichte.

Jobabbau befürchtet

Die IG Metall befürchtet einen Jobabbau in Neuenfelde und fordert den Erhalt der Jobs. Die Mitarbeiter hätten seit Jahren freiwillig auf Geld verzichtet, um ihren Beitrag bei der Sanierung der Werft zu leisten. Betriebsbedingte Kündigungen seien laut Gewerkschaft auf Grund des Sanierungs-tarifvertrags ausgeschlossen. Der endet aber am 31. Dezember 2020. Der Pella-Sietas-Betriebsrat fordert in einem Flyer der IG Metall: "Wir erwarten starke Unterstützung für den Erhalt der Werft und ein Freihalten der Fahrrinne." Dann könnte die Übernahme der FSG ein Erfolg für beide Unternehmen werden.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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