Jahresbilanz der Wohnstätte Stade: Nachfrage nach preiswertem Wohnraum steigt
Stade fehlen günstige Wohnungen
jd. Stade. Wohnen zur Miete wird immer teurer - auch in Stade. Wenn man überhaupt eine Wohnung findet. Denn das wird immer schwieriger. Der Mietwohnungsmarkt in der Hansestadt ist so gut wie leergefegt. Die Situation wird sich auf absehbare Zeit nicht entspannen. Eher im Gegenteil: Die Baukosten steigen. Wohnungsbau zu günstigen Konditionen ist da kaum möglich. Auch nicht für den größten Wohnungsanbieter vor Ort: die Wohnstätte Stade. Die hat vor Kurzem ihre Jahresbilanz für 2020 vorgelegt. "Der Stader Mietwohnungsmarkt steht vor großen sozialen Herausforderungen", heißt es darin.
Wie problematisch die Lage ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Die Wohnstätte hat aktuell 2.451 Wohneinheiten in ihrem Bestand. Genauso viele Bewerber für eine Wohnung, nämlich rund 2.500 Interessenten, stehen auf der Warteliste. In Zeiten von Corona hat sich die Nachfrage sogar noch deutlich erhöht. Vor einem Jahr führte die Warteliste noch 2.100 Namen. Das ist ein Anstieg um fast 20 Prozent.
Mit einer derart steigenden Nachfrage kann die Wohnstätte natürlich nicht mithalten - aber immerhin: Im Stader Stadtteil Kopenkamp, wo die Wohnstätte mit der Gründung der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Stade im Jahr 1925 ihren Ursprung hat, wurden in den vergangenen drei Jahren rund 100 neue Wohnungen gebaut. Damit leiste sein Unternehmen einen Beitrag zu mehr bezahlbarem Wohnraum in Stade, so Wohnstätten-Vorstand Dr. Christian Pape.
Allein im Jahr 2020 hat die Wohnstätte 16,4 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand investiert. Die Hälfte davon floss in den Neubau, der in Kooperation mit der Sozialeinrichtung "Bethel im Norden" errichtet und Anfang April fertiggestellt wurde. Weitere 6,3 Millionen Euro wurden für die Bestandspflege verwendet. Das bedeutet, mit dem Geld wurden Modernisierungsmaßnahmen bezahlt. Insgesamt beläuft sich die Bilanzsumme der Wohnstätte auf 147,4 Millionen Euro.
Der Wohnstätte sei es wichtig, auch in den kommenden Jahren zur weiteren Entwicklung der Stadt beizutragen. "Dabei richten wir unser Handeln im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen aus. Es zeichnet sich aber ab, dass sich das Umfeld für uns in Zukunft schwieriger gestalten wird."
Denn signifikant gestiegene Baukosten sowohl bei Modernisierungsmaßnahmen als auch bei Neubauten würden das Wohnen verteuern. So seien bei Neubauten aktuell Nettokaltmieten von 11,50 Euro pro Quadratmeter erforderlich, um allein die Baukosten zu decken. Dabei seien die aktuellen Engpässe bei den Baustoffen wie auch Anforderungen an das Bauen im Rahmen des Klimaschutzes preislich noch gar nicht abgebildet. Bisher lag die Schallgrenze beim Quadratmeterpreis bei 10 Euro. Als durchschnittliche Grundmiete werden 6,58 Euro verlangt, 2015 waren es noch 5,75 Euro.
Neben der CO₂-Abgabe hält Pape Pläne der Politik für problematisch, Mietpreisbremse bzw. Mietendeckel auszuweiten oder die Umlagefähigkeit der Grundsteuer einzuschränken. Diese Regulierungsmaßnahmen seien unter sozialen Gesichtspunkten zwar durchaus verständlich, so Pape. „Die gestiegenen Mieten belasten inzwischen viele Haushalte bis weit in die Mittelschicht hinein." Eine Begrenzung des Mietenanstiegs sei daher ein absolut legitimes Ziel.
Dennoch würden die regulatorischen Eingriffe die Möglichkeiten zur Investitionstätigkeit beschneiden, meint der Wohnstätten-Vorstand. Mittelfristig könnte ein Absinken der Investitionen die Folge sein.
Erfreulich sei, dass sich die Folgen der Corona-Krise am Wohnungsmarkt derzeit noch in Grenzen hielten, so Pape. Nur wenige Mieter der Wohnstätte hätten Mietstundungen beantragt. Die staatlichen Corona-Programme hätten einiges abgefedert. Daher habe es keinen wesentlichen Anstieg bei den Mietrückständen gegeben. Auch die Wohnstätte habe durch den Verzicht auf planmäßige Mietanpassungen im Jahr 2020 ihren Beitrag geleistet.
Künftig will die Wohnstätte verstärkt den eigenen Bestand in den Fokus nehmen, um mehr Wohnraum zu schaffen. So soll die energetische Sanierung von Dächern mit dem Ausbau von Dachgeschossen einhergehen. Außerdem sind Nachverdichtungen auf eigenen Grundstücken geplant.
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