Leerstände werden nicht als Problem gesehen
Stader City im Umbruch: Künftig weniger klassische Läden?
Auch wenn die Schließung des Modehauses Brokelmann (mehr dazu hier: "Stader Modehaus schließt für immer seine Pforten") eine weitere Lücke in das Angebot der Stader City reißt: Der Vorsitzende von "Stade aktuell", Amir Afschartabbar spricht von einem "normalen Prozess", den der Einzelhandel jetzt überall durchlebe: "Stade bildet hier keine Ausnahme", so bedauerlich insbesondere diese Geschäftsaufgabe sei. Der zunehmende Online-Versand und die Inflation seien Gift für den stationären Einzelhandel. Afschartabbar sieht hier eine allgemeine Entwicklung: Es wird in Zukunft immer weniger klassische Läden in den Innenstädten geben und dafür mehr Dienstleister und Gastronomie. Die Gefahr einer Verödung der City sieht der Vorsitzende des Zusammenschlusses der Händler und Gewerbetreibenden nicht: "Die Leute kommen dann nicht mehr nur zum Shoppen, sie wollen sich dort mit anderen treffen und etwas erleben." Außerdem sei die Stader Altstadt höchst lebendig, weil es eben nicht ausschließlich Geschäfte gibt, sondern auch viele Menschen dort wohnen.
Anteil der Läden ist rückläufig
Auch Stades Stadtmarketing-Chef Dr. Andreas Schäfer geht von einem Wandel in der Stader City aus: "Wir sind hier am Beginn eines Prozesses." Der Anteil der Geschäfte an den derzeit knapp 200 Betrieben in der Stader Altstadt liege derzeit noch bei 50 Prozent. Die Zahl werde aber sicherlich weiter zurückgehen. Besonders für Bekleidungsgeschäfte dürfte es schwierig werden. Textilien würden im Internet und in Outlets gekauft. Wer in dieser Branche bestehen will, müsse die Kunden mit frischen Ideen und originellen Angeboten locken. "Einfach nur die Ware in den Laden räumen und auf Kundschaft warten - das läuft heutzutage nicht mehr."
Modenschau als positives Beispiel
Hier sieht Schäfer aber auch allgemein die Gewerbetreibenden in der Stader City gefordert: "Die Menschen wollen unterhalten werden. Sie gehen in die Stadt, wenn sie Events geboten bekommen." Alle Beteiligten vor Ort sollten sich zusammensetzen und gemeinsam entsprechende Aktionen überlegen. Als Beispiel für eine gelungene Aktion nennt Stades Citymanagerin Christine Plath eine Open-Air-Modenschau, die im Juni am Stader Fischmarkt lief. Vier Modeläden, ein Sportgeschäft, ein Optiker und ein Frisör hatten das Event auf die Beine gestellt. Die Präsentation der neuesten Modetrends sei gut angekommen, berichtet Plathe: "Es war reichlich Publikum vor Ort und die Außenplätze der umliegenden Lokale waren alle belegt."
Auch bei "Stade aktuell" sieht man diese Herausforderung: "Das Wort Handel hat ja etwas mit handeln zu tun", meint Afschartabbar. Wer als Ladeninhaber nicht aktiv sei und sich neuen Herausforderungen stelle, werde es in Zukunft schwer haben. "Wir Geschäftsleute müssen mit der Zeit gehen und immer wieder neue Wege finden, um die Kunden an uns zu binden." Stade habe eine attraktive Altstadt, die Menschen würden dort gern flanieren - entsprechend groß sei die Chance, sich dort mit neuen Geschäftsideen zu etablieren. Plath hat auch hier ein Beispiel parat: Der neue Laden für Barfußschuhe soll hervorragend laufen.
Leerstände bereiten keine Sorge
Wenig problematisch ist aus Afschartabbars Sicht das Thema Leerstände. Laut Experten sei eine Leerstands-Quote um die acht Prozent noch völlig im "grünen Bereich". Bei diesem Wert bewege sich derzeit die Stader Altstadt. Derzeit gibt es 18 Objekte, die leer stehen. Für drei davon sind bereits neue Mieter gefunden worden. Allerdings kommen in den folgenden Wochen und Monaten vier Geschäfte - darunter das Modehaus Brokelmann - hinzu, die schließen. Afschartabbar macht sich in dieser Hinsicht aber keine Sorgen: "Im Vergleich zu anderen Städten steht Stade noch richtig gut da."
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