Gratis-Desinfektionsmittel für Kliniken
Stader Dow-Werk hilft in der Corona-Krise
jd. Stade. Desinfektionsmittel gehörten zu den ersten Waren, die mit dem Ausbruch der Corona-Krise aus den Regalen verschwanden. In Supermärkten, Drogerien und Apotheken waren Sagrotan und Co. bereits Anfang März ausverkauft. Aber nicht nur die Produkte für die Privathaushalte waren vergriffen, auch Ärzte, Kliniken und Pflegeeinrichtungen kamen nicht mehr an den dringend benötigten Nachschub. Seit drei Wochen dürfen die Apotheken selbst Desinfektionsmittel herstellen (das WOCHENBLATT berichtete). Doch diese Mengen reichen nicht aus, um die Nachfrage im medizinischen Bereich zu decken. Die Politik hat die Industrie hier um Hilfe gebeten. Eines der Unternehmen, die auf den Hilferuf reagiert haben, ist die Dow. Im Werk in Stade-Bützfleth werden jetzt Mittel zur Handdesinfektion hergestellt.
Eine Prüfung innerhalb des Dow-Konzerns ergab: Das Stader Werk verfügt über die technischen Voraussetzungen, eine entsprechende Produktionslinie aufzubauen. Nach nur wenigen Tagen der Vorbereitung ist der Betrieb seit einer Woche in der Lage, täglich 15 Tonnen Desinfektionsmittel zu produzieren. Pro Monat sind das rund 300 Tonnen, was etwa 600.000 handelsüblichen Flaschen à 500 Milliliter (= ein halber Liter) entspricht. Das Mittel wird in sogenannten Bulk Containern abgefüllt. Das sind große quaderförmiger Behälter, die meist zwischen 500 und 3.000 Liter fassen. Dow stellt dieses Produkt Krankenhäusern und Apotheken kostenlos zur Verfügung.
Die ersten Lieferungen gehen an Einrichtungen im Landkreis Stade, die am dringendsten Mittel zur Desinfektion benötigen, weil die Vorräte erschöpft sind. Die Dow wird aber auch andere Regionen in Deutschland versorgen. Neben diesem gebrauchsfertigen Handdesinfektionsmittel produziert die Dow auch Rohmaterialien. Diese gehen an bundesweit 377 Krankenhäuser, die damit dann selbst das Endprodukt anmischen.
In der regulären Produktion hat Dow bisher keine solchen Desinfektionsmittel hergestellt. Ein Großteil der benötigten Inhaltsstoffe wird aber bereits in den deutschen Werken des Unternehmens produziert. Dow will die Produktion der Desinfektionsmittel so lange fortsetzen, bis die Corona-Pandemie abklingt oder sich die Versorgungslage bei diesen Erzeugnissen gebessert hat.
Grundlage für die Herstellung der Desinfektionsmittel ist eine Allgemeinverfügung der Bundesstelle für Chemikalien. Die Behörde hat eine bis August befristete Ausnahmegenehmigung erteilt, nach der die strengen Richtlinien bei der Produktion aufgehoben sind. Das Desinfektionsmittel wird bei Dow nach einer Rezeptur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hergestellt - unter der Aufsicht eines Apothekers.
Das jetzt bei der Dow angelaufene Projekt ist Teil einer bundesweiten Initiative des Verbands der chemischen Industrie (VCI), des Verbandes der Apotheker sowie der Krankenhäuser, um gemeinsam die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Die Dow kooperiert dabei mit der ebenfalls in Bützfleth ansässigen Firma Olin. So steuern die Anlagen von Olin kostenfrei das benötigte Glyzerin bei.
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