Neues Gleis auch ohne Weiterbau von A26?
Stader Seehafen benötigt leistungsfähige Bahnanbindung

Für den Ausbau des Stader Hafens müssen auch die Transportkapazitäten auf den Schienen erweitert werden. Derzeit fahren die Züge mit den Kesselwaggons quer durch das Stader Stadtgebiet, um zum Hafen zu gelangen (Symbolfoto) | Foto: Adobe Stock/SockaGPhoto
  • Für den Ausbau des Stader Hafens müssen auch die Transportkapazitäten auf den Schienen erweitert werden. Derzeit fahren die Züge mit den Kesselwaggons quer durch das Stader Stadtgebiet, um zum Hafen zu gelangen (Symbolfoto)
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Was passiert jetzt in Sachen Küstenautobahn? Diese Frage treibt auch die Verantwortlichen im Stader Rathaus um. Sollte die A20 - dem Willen der Grünen entsprechend - nicht weitergebaut werden, dürfte auch die Fortführung der A26 von Stade zum geplanten Kehdinger Kreuz infrage gestellt sein. Und das wiederum hätte Auswirkungen auf eines der wichtigsten Stader Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre: die Verlegung des Industriegleises aus dem Stadtgebiet an die Peripherie. Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) hatte in dieser Sache zwei Brandbriefe verschickt - den einen an den neuen niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), den anderen an das Bundesverkehrsministerium. Um dem Thema mehr Nachdruck zu verleihen, hat Landrat Kai Seefried (CDU) den Brief an Lies mit unterschrieben.

Worin besteht das Problem?

Laut Koalitionsvereinbarung will die rot-grüne Landesregierung den Bund bei dem Vorhaben unterstützen, sämtliche Autobahnprojekte noch einmal unter Klimaschutzaspekten auf den Prüfstand zu stellen. Das könnte nicht nur das Aus für die A20 bedeuten. Damit wäre auch der geplante A26-Abschnitt zwischen Stade und Kehdingen überflüssig. Doch genau da liegt das Problem: Die entsprechenden Bauabschnitte sind mit der Verlegung des Industriegleises, das künftig weitgehend parallel zur neuen Autobahn verlaufen soll, in einem Planfeststellungsverfahren zusammengefasst.

Stades Stadtbaurat verärgert: Noch nichts passiert beim Industriegleis

Unnötige Kosten vermeiden

Die Planungskosten für die neue Bahntrasse übernimmt gemäß einer Vereinbarung mit der Deutschen Bahn die Stadt Stade. Außerdem hat sich die Hansestadt bereiterklärt, 15 Millionen Euro zum Neubau der Strecke beizusteuern. "Es liegt auf der Hand, dass die Stadt nicht (weitere) Finanzmittel aufbringen möchte, die im Falle eines (zunehmend wahrscheinlicheren) Wegfalls der Küstenautobahn umsonst bereitgestellt würden", heißt es im Schreiben an Lies und ans Bundesverkehrsministerium. Schließlich sei dann das kombinierte Planfeststellungsverfahren A26/Bahngleis "obsolet", weil es einer "Verlängerung der A26 (...) nicht bedarf". An beide Adressaten wird die Bitte gerichtet, sich "auch vor dem Hintergrund eines verantwortungsvollen Umgangs mit öffentlichen Mitteln für eine zügige Entscheidung" in der Frage des Weiterbaus von A20 und A26 einzusetzen.

Wenn die A26 nicht kommt

Dies wäre das Worst-Case-Szenario bei den städtischen Planungen. Hartlef und Seefried halten es für "dringend angeraten, dieses Szenario bereits jetzt zu betrachten" und mögliche Alternativen in Betracht zu ziehen. In Frage käme hier ein Ausbau der Landesstraße 111 bis zum Bützflether Industriegebiet, wobei das Industriegleis dann parallel zu dieser Strecke verlaufen müsste. Auf jeden Fall müsste eine leistungsfähige Verkehrsanbindung geschaffen werden - sowohl für das Industriegebiet als auch für den Stader Seehafen. Denn in dem Brief wird betont: "Weder die aktuelle Gleisanbindung noch die Straßenanbindung über die L111 genügen auch nur ansatzweise den Ansprüchen einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Infrastruktur für eines der bedeutendsten Industrie- und Hafengebiete Niedersachsens."

Stabile Bilanz für Stader Seehafen

Warum ein neues Gleis?

Das jetzige Industriegleis führt vom Stader Bahnhof durch das östliche Stadtgebiet und kreuzt mehrere Straßen, wobei die Bahnübergänge nur über Lichtsignale statt Schranken verfügen. Die Züge dürfen nur zu bestimmten Zeiten und mit einem äußerst geringen Tempo fahren. Die Kapazitäten sind bereits jetzt am Limit. Hartlef und Seefried warnen, dass die "Abwicklung zusätzlicher schienengebundener Güterverkehre (...) nicht möglich ist". Das wäre aber erforderlich, wenn die Norderweiterung des Hafens kommt und beispielsweise verflüssigtes Gas - wie von potenziellen Kunden bereits gewünscht - vom künftigen LNG-Terminal in Kesselwaggons zu den Abnehmern transportiert wird. Zudem müssen die Gleisanlagen im Industriegebiet ausgebaut werden.

Gespräche sind vereinbart

Auf einer Videokonferenz mit Vertretern aus Lies' Ministerium ist die Thematik bereits erörtert worden. Man hat jetzt einen Gesprächstermin auf Fachebene vereinbart. Außerdem ist für Anfang Februar eine Unterredung im Bundesverkehrsministerium anberaumt. Bürgermeister Hartlef drängt auf schnelle Klärung: "Es wäre fatal, wenn erst kurz vor Ende des Planfeststellungsverfahrens feststehen sollte, dass die A26 doch nicht kommt."

Minister verspricht Unterstützung

Es liegt bereits eine - wenn auch nur kurze - Antwort von Wirtschaftsminister Olaf Lies vor. In seinem Schreiben versprüht er Optimismus: "Ich habe keinen Zweifel an der Umsetzung der Planungen für die A20 und erst recht nicht für die A26, deren Planungen schon weit fortgeschritten sind."

Er wolle die Stadt Stade gerne bei ihrem Vorhaben unterstützen, das Industriegleis zu verlegen, so Lies weiter. Der Minister verspricht außerdem, sich beim Bundesverkehrsministerium dafür einzusetzen, dass der Weiterbau der A26 nicht einer erneuten Prüfung unter Klimaschutz-Aspekten unterzogen wird.

Das Autobahn-Dilemma von SPD und Grünen im Kreis Stade
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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