Stader Anlage immer noch nicht in Betrieb
Vier Milliarden Euro Staatsbeihilfe für schwimmende LNG-Terminals
Das schwimmende LNG-Terminal im neuen Stader Energiehafen ist noch immer nicht in Betrieb. Während Einnahmen bisher ausbleiben, laufen die Kosten unvermindert weiter. Ein aktueller Beschluss der EU-Kommission verdeutlicht die gewaltigen finanziellen Dimensionen, die mit den gecharterten LNG-Spezialschiffen verbunden sind. Es geht um Milliardensummen.
Bisher hieß es von der zuständigen Betreiber- und Vermarktungsgesellschaft, der bundeseigenen Deutsche Energy Terminal (DET) GmbH, dass das LNG-Spezialschiff "Energos Force" rechtzeitig zu Beginn des Winters seine Arbeit aufnimmt. Der Winteranfang ist verstrichen, doch die "Energos Force" hat noch keinen Kubikmeter verflüssigtes Erdgas regasifiziert, um es in deutsche Gasnetz einzuspeisen. Inzwischen heißt es seitens der DET, dass man von einer Inbetriebnahme im ersten Quartal des neuen Jahres ausgehe.
Hohe Kosten, keine Einnahmen
Solange das Terminal keinen LNG-Import ermöglicht, bleiben Einnahmen aus. Die Kosten hingegen steigen weiter. Besonders ins Gewicht fallen die Chartergebühren für das auf zehn Jahre angemietete Spezialschiff. Weder die DET noch die Bundesregierung veröffentlichen konkrete Zahlen, da die Kostendetails der vier schwimmenden LNG-Terminals – in Wilhelmshaven I und II, Brunsbüttel und Stade – als Verschlusssache gelten. Dennoch gibt eine aktuelle Mitteilung der EU-Kommission einen Hinweis auf die Größenordnung: Die Bundesregierung darf der DET eine Beihilfe von rund vier Milliarden Euro für den Betrieb der Terminals gewähren.
Hohe Chartergebühren
Experten schätzen, dass die täglichen Charterkosten für jedes der vier LNG-Spezialschiffe bei bis zu 200.000 Euro liegen. Über zehn Jahre summiert sich das auf nahezu drei Milliarden Euro pro Schiff. Rechnet man Infrastrukturkosten, laufenden Betrieb und Hafennutzungsgebühren hinzu, könnten die Gesamtkosten auf bis zu fünf Milliarden Euro steigen. Die zu erwartenden Einnahmen werden diese Summen kaum decken: Laut Bundeswirtschaftsministerium könnten bis 2027 durch Regasifizierungsgebühren zwischen 690 und 930 Millionen Euro erzielt werden. Doch diese Prognose erscheint inzwischen zu optimistisch, da derzeit nur die Terminals in Wilhelmshaven I und Brunsbüttel in Betrieb sind – und vor allem in Brunsbüttel nur ein Bruchteil der Kapazitäten genutzt wird.
Einschätzung hat sich bestätigt
Bereits im Oktober schrieb das WOCHENBLATT zum Thema LNG-Importe: "Ohne den Einsatz von erheblichen Summen an Steuergeldern wird es nicht gehen." Diese Einschätzung hat sich mit der Entscheidung der EU-Kommission nun bestätigt. "Die Europäische Kommission hat nach den EU-Beihilfevorschriften eine deutsche Maßnahme im Umfang von schätzungsweise 4,06 Milliarden Euro genehmigt, mit der der Betrieb von vier Anlagen zur LNG-Speicherung und -Rückvergasung für die Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) durch das Deutsche Energy Terminal (DET) gefördert werden soll", heißt es in der Mitteilung aus Brüssel. Diese Beihilfe solle die Verluste der DET durch den Betrieb der vier Spezialschiffe bis zum Ende des Charterzeitraums im Jahr 2033 abdecken. Sollten die Verluste noch höher ausfallen als erwartet, darf die Beihilfe sogar auf bis zu fünf Milliarden ansteigen.
Versorgungssicherheit in Krisenzeiten
Die EU-Kommission begründet ihre Zustimmung zur Milliardenbeihilfe des Bundes für die DET mit der Notwendigkeit, "die Störungen des Energiemarktes zu beheben, die durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Einstellung der Pipeline-Gaslieferungen von Russland nach Deutschland verursacht wurden". Mit den Spezialschiffen habe Deutschland Gasversorgungssicherheit in "einer außergewöhnlichen Lage" gewährleisten wollen. Da die schwimmenden Terminals auf dem Höhepunkt der Energiekrise zu entsprechend hohen Chartergebühren angemietet worden seien, habe man von Anfang an damit rechnen müssen, "dass diese Terminals mit Verlust betrieben würden".
Die Genehmigung der EU-Kommission ist an die Bedingung geknüpft, dass der Betrieb der schwimmenden Terminals in Stade und Brunsbüttel eingestellt wird, sobald dort geplante landseitige LNG-Terminals in Betrieb gehen. In Stade wird dies voraussichtlich 2027 der Fall sein. Die Schiffe „Energos Force“ (Stade) und „Höegh Gannet“ (Brunsbüttel) sollen dann ins Ausland untervermietet werden, bis ihre Charterverträge auslaufen. Diese Regelung soll Wettbewerbsverzerrungen auf dem LNG-Markt verhindern.
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