Vom Frost eiskalt erwischt - Nach der Kältewelle: Schäden bei den Kirschen noch nicht absehbar / Ackerpflanzen kaum betroffen
(jd). Der Wonnemonat Mai vertreibt offenbar das kalte Wetter: Wenn die Vorhersagen stimmen, wandern die Tagestemperaturen endlich in den zweistelligen Bereich und auch Nachtfröste soll es nicht mehr geben. Die nächtlichen Minusgrade hatten in den vergangenen Tagen zu Sorgenfalten bei den Landwirten geführt. Wenn die Feldfrüchte auf dem Acker in frühem Wachstumsstadium extremer Kälte ausgesetzt sind, könnten erhebliche Ertragseinbußen bei der Ernte die Folge sein. Doch laut Kreislandwirt Johann Knabbe blieben Raps, Kartoffel und Co. weitgehend verschont. Anders sieht es im Alten Land aus: Trotz Schutzmaßnahmen wurden die Kirschblüten eiskalt vom Frost erwischt. Das Ausmaß der Schäden ist aber noch nicht absehbar.
"Wir werden erst in ein paar Wochen wissen, welche Auswirkungen die Frostnächte auf die Fruchtbildung hatten", sagt Dr. Matthias Görgens vom Obstbauzentrum in der Esteburg. Die Kirsche sei ohnehin das "Sensibelchen" unter den Obstsorten und reagiere allgemein empfindlich auf Kälte - wesentlich mehr als Pflaumen und Zwetschen, die jetzt ebenfalls in Vollblüte stünden. Ein pauschales Resümee bei den Kirschen könne ohnehin nicht gezogen werden: "Es gibt ganz sicher Unterschiede je nach Standort und Sorte." Bei den Äpfeln sieht Görgens keine Gefährdung: "Deren Blütezeit steht ja erst noch bevor."
Im Prinzip sind bei den meisten Kulturpflanzen die jungen Triebe und vor allem die Blüten frostempfindlich. Bei extremer Kälte gibt es später keine Früchte. Ein Super-GAU für alle Landwirte. Denen haben die Wetterkapriolen in den vergangenen Wochen ohnehin mächtig zugesetzt. Zwar führten die warmen Sonnentage im März dazu, dass die Vegetation besonders früh am Start war. Doch die Äcker sind wegen der zum Teil heftigen Regenfälle erst seit rund 14 Tagen befahrbar und konnten daher erst verspätet bestellt werden. So ist die Mais-Aussaat, die in anderen Jahren Ende April abgeschlossen ist, noch in vollem Gange.
In erster Linie waren frühblühende Rapssorten durch die Nachtfröste gefährdet. Anders als Frühkartoffeln oder Erdbeeren kann Raps nicht mit Folien abgedeckt werden. Schon bei minus vier Grad können die Rapsblüten erfrieren. Da im Landkreis bislang nur wenig gelb leuchtende Rapsfelder zu sehen sind, dürfte es nach Ansicht von Knabbe aber kaum Frostschäden beim Raps gegeben haben. "Auch bei den anderen Ackerkulturen ist die Lage entspannt", so der Kreislandwirt. Die Triebe der Zuckerrüben seien noch nicht aus dem Boden gekommen und die Kartoffeln würden gut geschützt in der Erde liegen.
Die kühle Witterung bringt aber ein anderes Problem mit sich: Wegen der Kälte sind kaum Insekten unterwegs, die die Blüten bestäuben. Wenn Biene und Co. aber wegbleiben, gibt es später keine Früchte. "Draußen in der Natur herrscht derzeit Stillstand", so Knabbe. Auch wenn das Pflanzenwachstum ausgebremst werde, einen Vorteil habe das kalte Wetter dann doch: "Die niedrigen Temperaturen hemmen auch die Aktivitäten von Schädlingen und den Pilzbefall."
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