Zahl der Azubis und Lehrstellen sinkt
Wettbewerb verschärft sich

Günter Neumann (Handwerkskammer, v.li.), Dagmar Froelich (Agentur für Arbeit) und Dirk Immken (IHK) stellten die Bilanz des Ausbildungsmarktes vor | Foto: jab
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jab. Landkreis. Feste Vorstellungen vom Ausbildungsberuf, von denen Jugendliche nicht aberücken, sowie zu wenige bzw. ungeeignete Bewerber - das sind zwei Faktoren, die zu unbesetzten Ausbildungsstellen und nicht vermittelten Bewerbern führen. Das sagen Dagmar Froelich von der Agentur für Arbeit Stade, Dirk Immken von der Industrie- und Handelskammer Stade sowie Günter Neumann von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade bei der Vorstellung der Bilanz des Ausbildungsmarktes 2018/2019. In Zukunft werde sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt noch weiter verschärfen, sind sich die Experten einig.

"Es ist schwierig, die Wünsche der Jugendlichen mit den Ausbildungsstellen in Einklang zu bringen", meint Dagmar Froelich, Chefin der Agentur für Arbeit in Stade. Dabei hätten sich die Wunschberufe nicht wesentlich verändert. Die Top fünf sind Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker und Medizinischer Fachangesteller.

Weitere Gründe für die unbesetzten Ausbildungsplätze seien fehlende Mobilität bei den Jugendlichen, Vorbehalte gegenüber einigen Berufen sowie zu wenig Flexibilität einen anderen bzw. ähnlichen Beruf zu wählen. Auf der anderen Seite verzichteten aber auch die Arbeitgeber von sich aus auf eine Besetzung von Ausbildungsstellen, da es aus ihrer Sicht keine geeigneten Bewerber gebe, meint Froelich.

Im kommenden Jahr wird die Zahl potentieller Bewerber noch weiter sinken. Grund: Dann wird ein ganzer Abschlussjahrgang wegen der Umstellung des Abiturs von zwölf auf 13 Jahre fehlen.

Im Handwerk sehe die Situation dennoch gut aus, sagt Günter Neumann, Leiter Berufliche Bildung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Dennoch seien die Prognosen für die kommenden sechs Monate nicht mehr so euphorisch, denn die Zahl der Neuverträge für eine Ausbildung sei um acht Prozent gesunken. Inzwischen belaufe sich die Zahl durch Nachvermittlung auf nur noch drei Prozent. "Denn auch noch während des laufenden Ausbildungsjahres ist es noch möglich, Verträge abzuschließen", so Neumann. Dirk Immken, Leiter Prüfungen und Interner Service der IHK Stade, sagt, dass es den größten Zuwachs in den technischen Berufen (drei Prozent), den größten Rückgang im Hotel- und Gastronomiegewerbe sowie im Bereich Logistik gebe. "Wir steuern hier auf ein Zehnjahrestief hin, das den Fachkräftemangel verschärfen wird", so Immken.

Um einer weiteren negativen Entwicklung auf dem dem Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken, setzt die Agentur für Arbeit auf frühzeitige Berufsorientierung. Schon in den Schulen werden den Schülern Berufsberatungen und Orientierungsprojekte angeboten.

• Zum Stichtag am 30. September im Ausbildungsjahr 2018/19 waren im Landkreis 1.037 offene Ausbildungsplätze gemeldet. Im Vergleich zu 2017/2018 ergibt sich ein Minus von 0,5 Prozent. Demgegenüber standen 813 Jugendliche im Landkreis, die auf der Suche nach einer Lehrstelle waren - ein Minus von 14,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von ihnen konnten 21 nicht in einen Betrieb vermittelt werden.

Günter Neumann (Handwerkskammer, v.li.), Dagmar Froelich (Agentur für Arbeit) und Dirk Immken (IHK) stellten die Bilanz des Ausbildungsmarktes vor | Foto: jab
Auf der Suche nach einer Lehrstelle sollten sich junge Leute auch flexibel zeigen | Foto: ProMotor
Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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