Schwierige Situation für Handel und Gastronomie
Wird die Stader Innenstadt ein Opfer der Pandemie?
jd. Stade. Löst Corona ein neues Ladensterben aus? Und gibt es Rezepte, wie sich eine drohende Verödung der Innenstädte verhindern lässt? Das sind Fragen, die sich gerade viele Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft - und hier vor allem aus den Bereichen Einzelhandel und Gastronomie - stellen. Kürzlich befasste sich der Wirtschaftsrat der CDU auf einer Online-Veranstaltung mit dem Thema. Am Beispiel Stade zeigte die Citymanagerin der Hansestadt, Sophie Hohmeister, auf, mit welchen Problemen die Gewerbetreibenden in der Stader City angesichts der Corona-Beschränkungen zu kämpfen haben.
Während der Online- und Versandhandel seinen Umsatz im vergangenen Jahr sogar noch steigern konnte, verzeichneten die Geschäftsinhaber vor Ort massive Umsatzeinbrüche. Kaum eine Branche ist von den derzeitigen Pandemie-bedingten Einschränkungen so stark betroffen wie der Einzelhandel. Staatliche Hilfen reichen vielen kaum aus, um das Überleben ihrer Läden zu sichern. Ein Leerstand in den Innenstädten könnte die Folge sein, befürchtet der Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates, Dirk Abeling.
Auch in Stade sei eine gewisse Resignation unter den Ladeninhabern nach mehreren Monaten Lockdown zu spüren, so Hohmeister. Viele hätten es versäumt, bereits nach den ersten Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 rechtzeitig Online-Shops einzurichten. Dennoch gebe es gerade bei den Modegeschäften jüngere Inhaber, die schnell reagiert haben und jetzt Beratung per Whatsapp oder über das Telefon anbieten.
Klar ist aber auch: Klick bzw. call and collect kann keinen geöffneten Laden ersetzen. Gerade im Bekleidungsbereich werden viele Händler auf einem Teil ihrer georderten Ware sitzen bleiben. Nach Angaben von Hohmeister gibt es in Stade nun Überlegungen, sozusagen ein gemeinsames Outlet auf Zeit einzurichten, in dem beispielsweise Winterkleidung zu reduzierten Preisen verkauft wird. So könnten die Läger für die neuen Kollektionen geräumt werden.
Ferlemann: Corona wird Innenstädte massiv treffen
Auch wenn in Stade noch nicht absehbar ist, wie viele Läden und Lokale den Lockdown womöglich nicht überstehen werden und in welcher Intensität die Pandemie Geschäfte und Gastronomie treffen wird: Die Teilnehmer der Online-Runde einte die Sorge, dass die Citylagen Besucher verlieren, wenn nicht gegensteuert wird. Corona habe die Tendenz zum Online-Shopping noch einmal deutlich verstärkt, so der Bundestagsabgeordnete Enak Ferlemann. Dies werde die Innenstädte massiv treffen.
Der CDU-Politiker geht davon aus, dass Corona eine Entwicklung auf zwei bis drei Jahre eindampft, die sich sonst über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren vollzogen hätte. Man müsse sich schon jetzt darauf einstellen, dass in naher Zukunft Geschäfte schließen werden. Entsprechend müssen Konzepte zur Neubelebung von Citybereichen erarbeitet werden.
Auch die Stader Citymanagerin macht sich Gedanken um solche Zukunftsperspektiven. "Man muss sich in Zukunft die Frage stellen, wie die Leute in die Innenstädte zu bekommen sind", meint Hohmeister. Künftig werde es nicht allein um das Einkaufen an sich gehen, sondern auch um den Erlebnisfaktor. Das sei nun einmal der große Vorteil etwa der Stader Altstadt gegenüber dem Internet: "Hier können sich die Menschen treffen, sich verabreden, zusammensitzen - und dann nebenbei noch einkaufen gehen."
"Lust auf Innenstadt zu machen" - das sei eine riesige Herausforderung für das Citymanagement und für alle Akteure in der Innenstadt, meint Hohmeister. Gastronomie und Handel seien herausgefordert, gemeinsam mit der Stadt an neuen Konzepten zu arbeiten. Diese Sichtweise vertritt auch Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU): "Wir werden über kurz oder lang Innenstadt neu denken müssen."
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