Hartmut Meyer lehrt an der Hochschule
Wirtschaftsexperte aus Stade richtete internationalen Kongress aus
In der vergangenen Woche fand in Berlin eine internationale Konferenz von Wirtschaftsexperten aus aller Welt statt. Geleitet hat sie ein Wissenschaftler aus der Stader Ortschaft Bützfleth: Dr. Hartmut Meyer, der an den Standorten Bremen und Hamburg der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) als Dozent lehrt, richtete die 68. ICSB World Conference (International Conference for Small Business) unter dem Titel "Empowering Entrepreneurship for a Better Future" (Stärkung des Unternehmertums für eine bessere Zukunft) aus. Die mehr als 250 Teilnehmer widmeten sich der Frage: Was muss getan werden, um das Unternehmertum global, aber besonders in Europa, zu stärken?
Der Bützflether ist neben seinem Hochschul-Engagement als freier Unternehmensberater für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tätig. Beim Dachverband der deutschen KMU-Berater führt Meyer den Vorsitz. Er gehört außerdem dem Vorstand der ICSB an, ist dort Fachreferent für internationalen Tourismus und junges Unternehmertum. Einer seiner Schwerpunkte liegt in der Hotel- und Gastronomiebranche. So berät er u.a. den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA). Zuletzt befasste sich Meyer ausführlich mit Auswirkungen der Pandemie und des Ukraine-Krieges auf die Wirtschaft und die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind - beispielsweise in Hinblick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt.
Gesellschaft muss mehr Vertrauen entgegenbringen
Das von Meyer vorbereitete Programm der Berliner Konferenz umfasste neben vielen Workshops auch eine Diskussion im Bundesrat mit Vertretern der Politik, einen Festakt im Berliner Rathaus und einen Besuch der Medienstadt Babelsberg. In der abschließenden Berliner Erklärung wurde betont, dass Unternehmertum nur gefördert werden kann, wenn die Gesellschaft dem Unternehmertum wieder Vertrauen entgegenbringt. Bürokratie und künstliche Intelligenz (KI) allein werden dies niemals erreichen oder ersetzen können. Die Berliner Erklärung wird nun über die UN, OECD und andere internationale Organisationen weltweit verbreitet. Eine weitere Forderung der Konferenz war, dass der Trend zur Deglobalisierung gestoppt und die Märkte offen gehalten werden müssen.
Auch in Bezug das eigene Land vertritt Meyer klare Positionen: Deutschland müsse in den nächsten Jahren daran arbeiten, die Chancen eines nachhaltigen Wirtschaftens und der künstlichen Intelligenz zu nutzen. Er kritisiert, dass Nachhaltigkeit von Unternehmen immer noch mehr als Kostenfaktor gesehen werde und weniger als Chance für Innovationen. "Hier sind andere Länder deutlich weiter", erklärt der Ökonomie-Experte. Die Finanzierung innovativer Projekte müsse erleichtert werden, so Meyers Forderung. Das gilt vor allem im Bereich der Existenzgründungen.
Gesundes Verhältnis zum unternehmerischen Risiko
Auch das deutsche Steuersystem sei derzeit nicht darauf ausgerichtet, Start-up-Unternehmern eine faire Chance zu geben, so Meyer. Hier sollte unternehmerfreundlicher gedacht werden. Allgemein müsse es in Deutschland eine stärkere Bereitschaft geben, unternehmerisch tätig zu werden. Hier sollte bereits bei der Ausbildung an den Schulen und anschließend an den Universitäten angesetzt werden. "Wir müssen ein gesundes Verhältnis zum unternehmerischen Risiko entwickeln und eine Kultur der zweiten Chance schaffen", erklärt der Wirtschaftsexperte. In Hinblick auf den Fachkräftemangel meint Meyer, dass Migration ist eine Chance zur Lösung des Problems sein könne. Voraussetzung sei, diesen Prozess strukturiert anzugehen wird und sofortige Maßnahmen zur Integration anzubieten.
An der Konferenz nahmen auch acht ukrainische Vertreter teil. Meyer wird sich künftig durch Online-Vorlesungen an der Ausbildung in der Ukraine beteiligen. Man versucht dort, so viel Normalität wie möglich aufrechtzuerhalten, auch wenn die Studierenden die Vorlesungen in Bunkern erleben werden. "Frieden und eine marktorientierte Wirtschaftspolitik sind Grundpfeiler für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung und somit auch für Innovationen und Wachstum", betont der Wirtschaftswissenschaftler.
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