Gutachter schlagen Alarm
Wohnungsmarkt im Kreis Stade: dramatisch schlechte Lage
Aktuelles Konzept, altbekannte Fakten: Im Landkreis Stade fehlen weiterhin preiswerte Wohnungen. Familien oder Einzelpersonen mit prekären Einkommensverhältnissen bleiben die Verlierer auf dem Wohnungsmarkt. Nach sechs Jahren lässt der Landkreis Stade derzeit sein Wohnraumversorgungskonzept auf den neuesten Stand bringen. In dem Entwurf, der kürzlich der Politik vorgestellt wurde, kommen die Fachleute erneut zu dem Ergebnis, dass kreisweit zu wenig Wohnraum im günstigen Preissegment vorhanden ist. Geringverdiener stehen vor dem massiven Problem, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
"Dramatische" Lage auf dem Wohnungsmarkt
Selbst der Landkreis spricht von einer "dramatisch schlechten" Lage auf dem Wohnungsmarkt. Vor allem kleine Wohnungen, wie sie von Senioren, aber auch von Auszubildenden gesucht werden, fehlen. Die jetzt im Entwurf vorliegende Expertise des vom Landkreis beauftragten Instituts für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) an der Ruhr-Universität Bochum zeigt aber auch, dass es innerhalb des Landkreises große regionale Unterschiede auf dem Wohnungsmarkt gibt.
Fast jeder fünfte Haushalt ist einkommensschwach
Laut InWIS-Planerin Regina Höbel besteht eine besonders große Nachfrage nach Wohnungen in denjenigen Gemeinden, die eine gute verkehrstechnische Anbindung an Hamburg haben, vor allem mit der Bahn. Die Nähe der Metropole und die gute wirtschaftliche Entwicklung der Region trage in diesen Kommunen zu einer „überdurchschnittlichen Wohnkaufkraft“ bei, so das Konzept. Auf der anderen Seite weist Höbel darauf hin, dass jeder fünfte Vollbeschäftigte im Landkreis Stade im Niedriglohnsektor arbeite. Es bestehe daher ein entsprechend hoher Bedarf an „bezahlbarem Wohnraum“. Der Anteil der einkommensschwachen Haushalte im Landkreis Stade liegt bei 18 Prozent.
Kaum noch geförderte Wohnungen
Dem stehe seit 2016 ein „dramatischer Rückgang an geförderten Wohnungen um 90 Prozent gegenüber“, so Höbel - Tendenz weiter sinkend. Lokale Wohnungsbaugenossenschaften wie die Wohnstätte in Stade und die Buxtehuder Wohnungsbaugesellschaft konzentrierten sich auf die Hansestädte. Nur im nördlichen Kreisgebiet hat InWIS „Versorgungsalternativen“ für Einkommensschwache auf dem freien Wohnungsmarkt ausgemacht. Sonst sei überall im Landkreis das Preisniveau zu hoch. Positiv bewerten die Gutachter das vom Landkreis Stade aufgelegte kreisweite Förderprogramm zur Schaffung von Wohnraum mit Mietpreis- und Belegungsbindung. Mit 300.000 Euro subventioniert das Programm die Nutzung von bestehenden Mietwohnungen. Allerdings reiche das Programm nicht aus, um die Probleme zu lösen.
Einwohnerzuwachs verschärft Situation
Der Mangel an Wohnraum für Einkommensschwache wird durch den erwarteten Einwohnerzuwachs im Landkreis Stade um gut sechs Prozent (rund 13.000 Menschen) mit Schwerpunkt im Südwesten bis zum Jahr 2030 noch verschärft. Daher geben die Gutachter Empfehlungen, deren „Fokus auf die Sicherung bezahlbaren Wohnraums“ gerichtet ist. Als Beispiele werden ein höherer Anteil von Mehrfamilienhäusern in den Bebauungsplänen der Kommunen, ein gezielter Ankauf von Brachflächen als Bauland-Pool sowie der Verkauf kommunaler Grundstücke mit Auflagen im Sinne des sozialen Wohnungsbaus genannt.
Insgesamt, so Höbel, sei eine stärkere „Steuerung der Wohnformen“ durch die Kommunen wichtig. Die Baugenossenschaften sollten mit den Kommunen kooperieren und auch außerhalb der Städte aktiv werden, so eine weitere Empfehlung der Gutachter.
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