Stelle: Freie Sicht auf die Seevengeti

Beim Blick über den Steller See wirkt die Landschaft wie gemalt   Foto: Landkreis Harburg
  • Beim Blick über den Steller See wirkt die Landschaft wie gemalt Foto: Landkreis Harburg
  • hochgeladen von Thomas Lipinski

thl. Stelle. Es wirkt ein wenig wie ein holländisches Gemälde aus dem 17. Jahrhundert: Der Blick auf die Seeveniederung lädt ein zum Träumen und Eintauchen in eine andere Welt – und der Rahmen des Beobachtungsstandes am Steller See verstärkt diesen Eindruck noch. Verträumt, in sanften Farben, präsentiert sich die Niederung. Leichte Nebelschwaden liegen über dem Wasser, Raureif bedeckt die Wiesen. Im Mittelpunkt reckt ein noch kahler Baum seine Äste gen Himmel. Eine Komposition in sanften Blau-, Grau- und Brauntönen.
Möglich wird dieses Bild durch umfangreiche Pflegearbeiten, die die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg in der sogenannten Seevengeti vornehmen ließ. Die beiden Inseln im Steller See wurden entkusselt. Eine Fachfirma hat zahlreiche Büsche und Bäume gefällt, sie sehr aufwendig über das Wasser mit einem Seilsystem an Land gezogen und dort gehäckselt. Das Häckselgut wurde zugleich für die Reparatur der Wege zur Seevengeti vor Ort wiederverwendet. "Ein durchaus gelungener Stoffkreislauf", sagt Armin Hirt von der Unteren Naturschutzbehörde.
Naturliebhabern und Vogel-freunden bietet sich dadurch jetzt ein weiter Blick über die Inseln auf die Uferzonen und den See. Eine großer, bereits kranker Baum wurde zudem absichtlich so gefällt, dass er in das Flachwasser des Sees fiel. Im feinen Geäst unter Wasser finden hier junge Fische neue Kinderstuben und über dem Wasser zahlreiche Wasservögel sichere Sitzplätze zum Sonnen und Ausruhen.
Die Seevengeti ist als Beweidungsprojekt inzwischen weit über die Region hinaus bekannt. Die Bilder der urtümlichen Rinder mit ihren langen Hörnern am Seeufer faszinieren und erinnern tatsächlich an Landschaften auf anderen Kontinenten. Ihre Existenz verdankt die Seevengeti übrigens dem Bau des Rangierbahnhofs Maschen. In den 1970er Jahren wurden auf der Fläche Gestein und unbrauchbare Böden gelagert und sich selbst überlassen. Magerrasen und seltene Pflanzen breiteten sich aus und es entstand ein schützenswerter Lebensraum für Fauna und Flora, der heute mit einer extensiven Beweidung erhalten wird.
Die beiden Inseln im Steller See waren bei der Umgestaltung der Seeufer Anfang der 1980er Jahre entstanden. Im Laufe der Jahre waren sie allerdings mit Erlen und Weiden fast vollständig zugewachsen. Eine mehrere Meter hohe Gehölzkulisse versperrte zum Schluss den Blick auf die Vogelscharen an den Ufern der Seevengeti. Auch die Inseln selber wurden wegen des dichten Geästs von den Vögeln gemieden. Das kann sich nun wieder ändern – und die Ufer wieder zum Refugium für die Natur werden.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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