Feuerwehr Heidenau

Für einen Telefonanschluss 112 gab es zunächst kein freies Kabel

"Löschen, Retten, Bergen, Schützen”, so lautet das Motto der Feuerwehr - und das gilt auch von Beginn an für die Freiwillige Feuerwehr Heidenau, die am 27. Februar 1933 mit 37 Aktiven gegründet wurde. Jetzt blicken die Retter auf die 90-jährige Geschichte zurück.

"Wir sind eine junge Feuerwehr mit einem Altersdurchschnitt von Mitte 30 Jahren", berichtet Ole Kröger stolz. Er ist Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Heidenau, die es auf das stattliche Alter von 90 Jahren bringt. Dieser runde Geburtstag wird am Samstag, 22. April, von 10 bis 16 Uhr auf dem Gelände des Autohauses Lohmann, Hauptstraße 42 in Heidenau, gefeiert.

Feuerwehr gibt Einblicke
in ihr Können

Anlässlich der dortigen Fahrzeughalleneinweihung gibt die Wehr Einblicke in ihr Können und zeigt u.a., wie eine eingeklemmte Person aus einem beschädigten Fahrzeug befreit wird. Außerdem gibt es eine Fahrzeugschau und ein tolles Rahmenprogramm für Jung und Alt.

Der Freiwilligen Feuerwehr Heidenau gehören aktuell 60 Aktive, davon 26 Atemschutzgeräteträger, sowie 16 Mitglieder in der Alters- und Ehrenabteilung an. "Wir haben keine Jugendfeuerwehr, aber immer genug Nachwuchskräfte", berichten Ole Kröger und sein Stellvertreter Felix Krogmann. In die Feuerwehr Heidenau können interessierte Jugendliche mit 16 Jahren eintreten, werden nach bestandener Truppmann-I-Ausbildung in die aktive Wehr integriert und fahren ab 18 Jahren mit zu den Einsätzen.

Anforderungen sind
immens gestiegen

Die Anforderungen an die Feuerwehr sind in 90 Jahren immens gestiegen. Und das Einsatzgebiet der Feuerwehr Heidenau ist mit 39 Quadratkilometern sowie der nahe gelegenen Autobahn A1, die einen Einsatzschwerpunkt darstellt, einem Gewerbegebiet, einer Gasstation und dem Ferienzentrum Heidenau sehr groß. Aber natürlich sei die Wehr in Heidenau auch zur Stelle, wenn im Dorf oder in der Samtgemeinde Tostedt Brände gelöscht, Rettungsdienste geleistet oder Sturmschäden beseitigt werden müssen. Allerdings stellt Ole Kröger eines ganz klar: "Wir helfen bei Gefahr in Verzug, aber wir sind keine Dienstleister." Also keine Pumphilfe bei drei Zentimetern Wasser im Keller oder Brennholzschneider für auf Privatgrundstücken bereits umgefallene Bäume.

Im Schnitt leisten die Heidenauer Retter 40 bis 50 Einsätze im Jahr - alles ehrenamtlich neben ihren Berufen. 2022 sei mit 53 Einsätzen das bisherige Rekordjahr.

"Personell und technisch sind wir gut aufgestellt", berichten Kröger und Krogmann.

Für die Einsätze stehen aktuell drei Fahrzeuge zur Verfügung, die Gerätewart Dirk Mosurat instand hält.

• Ein geländegängiges TLF 4.000 mit Sonderlöschmitteln wie 250 Kilogramm Pulver an Bord. "Wir sind die einzige Feuerwehr im Landkreis Harburg, die eine solche Anlage hat", sagt Mosurat. Weiterhin befinden sich auf dem TLF 4.000 Liter Löschwasser, 500 Liter Mehrbereichsschaummittel und Kohlendioxidlöscher. Das Fahrzeug ist konzipiert für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung. Mit dem Wasserwerfer auf dem Dach können Wassser und Schaum bis zu 75 Meter weit ausgeworfen werden. "Damit können wir ordentlich Brände erschlagen", erläutert Dirk Mosurat. Sechs Feuerwehrleute haben Platz auf dem Fahrzeug, vier Atemschutzgeräteträger können während der Anfahrt zum Einsatzort ihre Ausrüstung anlegen.

• Ein geländegängiges Löschgruppenfahrzeug 8/6, Baujahr 2000, mit 600 Litern Wasser und Ausstattung für technische Hilfeleistung, "die rollende Werkzeugkiste", wie Mosurat es nennt. Damit sei die Wehr breit aufgestellt für Pkw- und Lkw-Unfälle auf der A1. In dem Fahrzeug finden neun Mann Platz, auch hier kann der Atemschutz während der Fahrt angelegt werden.

• Ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF), um die Einsatzkräfte zur Einsatzstelle zu fahren. Das Heidenauer MTF ist gleichzeitig Führungsfahrzeug im Brandbekämpfungszug II des Landkreises Harburg.

Hinzu kommen neue hydraulische Rettungsgeräte auf Akkubasis, um schwer eingeklemmte Personen nach Unfällen aus Fahrzeugen zu befreien.

• Wer in der Feuerwehr Heidenau mitmachen will: Dienst ist jeweils am ersten Sonntag im Monat um 9.30 Uhr im Feuerwehrhaus in der Hauptstraße.

Blick in die
Geschichte
Noch vor Gründung der Freiwilligen Wehr gab es in den Jahren 1907 bis 1933 eine Pflichtfeuerwehr für Heidenau unter der Führung von Brandmeister Heinrich Bellmann, der anschließend auch vier Jahre lang die ersten 37 freiwilligen Retter leitete. Ihm folgte 1937 für zwölf Jahre Fritz Freytag. Im Jahr 1940 wurde die erste Motorspritze angeschafft, die zweite erhielt die Heidenauer Wehr 1945 von der Wehrmachtsfeuerwehr.
1949 erteilte der damalige Bürgermeister May den Auftrag zum Bau eines Schlauchturms. Im gleichen Jahr wurde Johann Stöver für sechs Jahre Gemeindebrandmeister.
1951 entbrannte ein Streit mit dem Finanzamt über Feuerlöschgeräte aus Lagerbeständen. Wie die Sache ausging, ist nicht bekannt.
Ab 1955 übernahm Heinrich Martens für elf Jahre das Amt des Gemeindebrandmeisters. Materialengpässe kannte man auch schon in den Wirtschaftswunderjahren: 1957 beantragte Martens einen Telefonanschluss für die Notrufnummer 112. Allerdings gab es dafür zunächst kein freies Kabel, wie die Post mitteilte.
1957 wurde eine zentrale Wasserversorgung in Heidenau aufgebaut. Das erste Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) zum Preis von 7.485 D-Mark wurde im Oktober 1958 geliefert und zum Teil über Spenden der Jagdgenossenschaft finanziert.
Ab 1966 wurde Helmut Bellmann für sechs Jahre Gemeindebrandmeister, 1972 gefolgt von Wilhelm Erhorn, der die Freiwillige Feuerwehr Heidenau 18 Jahr lang anführte.
1973 wurde ein neues TSF angeschafft und 1980 das Gerätehaus an der Hauptstraße eingeweiht. Im gleichen Jahr wurde ein neues TSF in Dienst gestellt. 1985 kam das erste Tanklöschfahrzeug, ein Unimog, Baujahr 1957, das die Feuerwehr in Eigenleistung bezahlte.
Ab 1990 war Carsten Bellmann für zwölf Jahre Ortsbrandmeiter. 1991 wurde ein TLF8/8 mit 2.400 Litern Wasser an Bord in Dienst gestellt. 1995 übernahm die Feuerwehr Heidenau ein gebrauchtes LF8 von der Feuerwehr Welle. Ein neues LF8/6 traf im Jahr 2000 ein.
2002 übernahm Wilfried Kröger das "Zepter" als Ortsbrandmeister für 18 Jahre. Im gleichen Jahr 2002 wurde das Gerätehaus modernisiert und so hergerichtet, wie es sich heute noch darstellt.
2008 wurde das 75-jährige Jubiläum im Heidenauer Hof gefeiert.
2017 erhielt die Heidenauer Wehr ein gebrauchtes Mannschaftstransportfahrzeug, das vom Hersteller abgeholt wurde.
2019 wurde das neue TLF 4.000 in Dienst gestellt mit vielen Möglichkeiten für die heutigen Anforderungen für die Feuerwehreinsätze. 2020 übernahm Ole Kröger das Amt des Ortsbrandmeisters von seinem Vater Wilfried.