Tostedt
Kameraüberwachung am Bahnhof könnte Täter abschrecken
bim. Tostedt. Es ist eine Tat, die einfach fassungslos macht: Ein Mensch, der einem mutmaßlichen Opfer in einer Streitsituation helfen möchte, wird angegriffen und schwer verletzt. So ereignete es sich am Tostedter Bahnhof, als ein 44-jähriger Streitschlichter krankenhausreif geprügelt und die Treppe hinabgestoßen wurde (das WOCHENBLATT berichtete). Der Mann aus der Samtgemeinde Tostedt erlitt zahlreiche Hämatome am Kopf, das Sprunggelenk des linken Fußes ist lädiert, der rechte Fuß derzeit nicht zu gebrauchen. "Ich hoffe, dass man meinen rechten Fuß operieren kann", erklärte der 44-Jährige dem WOCHENBLATT. Um sich und seine Familie zu schützen, will er verständlicherweise anonym bleiben.
Was genau ist am späten Dienstagabend, 14. Juni, geschehen? Der Tostedter schildert den Vorfall wie folgt: "Ich war nach der Arbeit auf dem Heimweg im Metronom. Im Abteil 3 saß ein Jugendlicher, ca. 16 bis 17 Jahre alt, an einem Vierertisch. Auf einmal setzte sich ein 25- bis 30-jähriger Mann mit einem E-Roller dazu, begann herumzugrölen und schlug dem Jüngeren ins Gesicht. Ich steckte früher einmal in Hamburg in einer ähnlichen Situation, in der ich mir Hilfe gewünscht hätte. Ich bin dann aufgestanden und habe mich schräg gegenüber hingesetzt, um Präsenz zu zeigen und dem Jugendlichen das Gefühl zu geben, dass er nicht alleine ist. Nach ein paar Sekunden nahm der Mann mit dem E-Roller das wahr und spuckte in meine Richtung. Ich habe das ignoriert. Dann setzte er sich ganz dreist zu mir und sagte, er würde den Jüngeren schon länger kennen und dass mich das nichts angeht. Am Tostedter Bahnhof bin ich mit ca. 30 weiteren Leuten aus dem Zug ausgestiegen. Als ich auf Höhe des Fahrkartenautomaten war, habe ich plötzlich eine Faust auf die Schläfe bekommen. Ich lief zurück zur Treppe. Der Mann malträtierte meinen Hinterkopf. Ich rannte die Treppe hoch, um aus der Situation herauszukommen. Dann hat er mich die Treppe hinuntergeworfen. Dabei wurde u.a. mein Fuß komplett aus dem Beingelenk ausgerenkt. Er hämmerte mir immer wieder an den Kopf. Zuletzt versuchte er, mich an der Jacke hochzzuziehen und vor den Zug zu werfen. Davon hat ihn der Jüngere aus dem Abteil abgehalten. Dann stand jemand neben mir und fragte, ob er einen Krankenwagen oder die Polizei rufen solle."
Der Täter habe auf ihn eingeschlagen und eingetreten, als er bereits am Boden lag, berichtet der 44-Jährige weiter. Was ihn außer dem Angriff geschockt hat: "Zwei Drittel der Leute sind an mir vorbeigegangen, während er auf der Treppe auf mich eingeschlagen hat. Ich verlange von niemandem, dass er sich in Gefahr bringt. Aber es hätte doch da schon jemand Hilfe oder die Polizei rufen können."
Der 44-Jährige wünscht sich nun, dass am Tostedter Bahnhof Kameras installiert werden. Das könnte auf manche Täter abschreckend wirken.
Ob das geschieht, ist allerdings fraglich. Zuständig wäre die Deutsche Bahn. Laut einer Bahnsprecherin treffen DB und Bundespolizei nach bahnbetrieblichen und polizeifachlichen Kriterien die Auswahl der Bahnhöfe des Videoprogramms. Dabei spielten Fahrgastfrequenz, die Anzahl von Zughalten und die polizeiliche Statistik eine Rolle.
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