Überschwemmungen in Tostedt
Kanalnetze und Rückhaltebecken reichten nicht

Bei der Straßensanierung der Lohberger Straße wurde offenbar  ein zu kleiner Durchmesser für die Bachunterführung gewählt | Foto: privat
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Überflutete Straßen und voll Wasser gelaufene Keller - das Unwetter mit starken Regenfällen am vergangenen Donnerstag sorgte insbesondere in der Samtgemeinde Tostedt für heftige Überschwemmungen. Am Bahnhof und im Gewerbegebiet Zinnhütte war "Land unter". Auch u.a. in Otter mit dem Hollsteggraben und Todtglüsingen mit der Todtglüsinger Beek gab es hohe Wasserstände. Beide Bäche führten plötzlich so viel Wasser wie kleine Flüsse. Anwohner fragen sich, ob handwerkliche Fehler zu dem Problem beigetragen haben.

Hintergrund: Im Zuge der erst kürzlich abgeschlossenen Erneuerung der Lohberger Straße (Kreisstraße 57) waren ein 6.000 Quadratmeter großes Regenrückhaltebecken, ein neuer Regenwasserkanal und neben die Todtglüsinger Beek Stahlspundwände gebaut worden. Letztere sollten gegen Überschwemmungen bei starken Regenfällen helfen.

Bei der Straßensanierung der Lohberger Straße wurde offenbar  ein zu kleiner Durchmesser für die Bachunterführung gewählt | Foto: privat
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Bach wuchs schwallartig
zum kleinen Fluss

"Wir als Anwohner der Lohberger Straße, direkt am Bach, mussten erleben, wie nach zwei Stunden Regen plötzlich der Bach schwallartig anwuchs. Dieses Ausmaß hat es auch nach Bekunden der älteren Bewohner noch nicht gegeben", sagt ein Anwohner. "Es ist mehr als ersichtlich, dass bei der Straßensanierung der Lohberger Straße ein zu kleiner Durchmesser für die Bachunterführung gewählt wurde. Gerade in Zeiten häufiger vorkommender Starkregen ist es nicht nachvollziehbar, dass der Durchmesser so gewählt wurde."

Die Todtglüsinger Beek, rechts die ummauerte Spundwand bei den Bauarbeiten an der K57 vor zwei Jahren. Die Spundwand sollte eigentlich vor Überschwemmungen schützen | Foto: bim
  • Die Todtglüsinger Beek, rechts die ummauerte Spundwand bei den Bauarbeiten an der K57 vor zwei Jahren. Die Spundwand sollte eigentlich vor Überschwemmungen schützen
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Beim Ortstermin während des Ausbaus der K57 (Lohberger Straße) in Todtglüsingen hieß es vor zwei Jahren, dass gegen künftige Überschwemmungen bei starken Regenfällen die in die Straße eingebrachten Stahlspundwände und das 6.000 Quadratmeter große Regenrückhaltebecken, das das gefilterte Wasser dosiert in die Beek leitet, helfen sollen. In Tostedt gibt es laut Bauabteilung 14 Regenrückhaltebecken, das im Bereich Niedersachsenstraße/Am Bahnhof sei ebenso groß.

Die Regenrückhaltebecken, so erläutert Kreissprecher Bernhard Frosdorfer, seien allerdings nicht dazu da, das Wasser der bei Starkregen anschwellenden Bäche in den Dörfern aufzunehmen. Vielmehr dienten die RRB dazu, das Oberflächenwasser der Straße zu sammeln. Und der Durchlass unter der Kreisstraße 57 in Todtglüsingen sei im Zuge der kürzlich abgeschlossenen Bauarbeiten um 33 Prozent vergrößert worden.

Rohre konnten Wassermassen
nicht mehr aufnehmen

Der Anwohner der K57 hat auch noch eine weitere Erklärung dafür, dass die Todtglüsinger Beek derart viel Wasser führte: "Das Bahnhofsgelände war zu einem See geworden, da die Oberflächenentwässerung aufgrund verstopfter Straßenabläufe nicht mehr funktionierte und Wasser nicht ablaufen konnte. Dann, so wurde mir aus vertrauensvoller Quelle berichtet, wurden die Schlammbehälter aus den Abläufen herausgenommen und das Wasser floss schlagartig ab in die Todtglüsinger Beek. Das führte dazu, dass die bestehenden Rohre, welche den Bach unterirdisch unter den Straßen entlang führen, die gewaltigen Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnten und es zu Überschwemmungen ungeahnten Ausmaßes kam." Der Todtglüsinger meint, dass ein häufigeres Reinigen der Schlammbehälter, insbesondere im Bereich des Bahnhofs, geeignet sein könnte, derartige Hochwasser zu verhindern, weil das Wasser gleichmäßig abgeleitet werde.

Regenschwall führt
Blattwerk und Schmutz mit

Dazu erläutert Tostedts Erster Samtgemeinderat Stefan Walnsch: "Im direkten Zusammenhang mit Starkregen kommt es sehr häufig zu starken Windböen, manchmal auch zu Hagelschlag. Dies führt dann oftmals dazu, dass der erste Regenschwall sehr viel Blattwerk und Schmutz (u.a. aus den Gossen) mit sich führt und Straßenabläufe, die womöglich vorher sauber waren, verstopft werden. Durch Anlieger, Bauhof und Feuerwehr werden diese nach und nach 'gezogen' und gereinigt. Dann läuft das Wasser von dem jeweiligen Straßenabschnitt natürlich schwallartig ab. Dies betrifft nahezu alle örtlichen Bereiche."

Straßen als zusätzlicher
"Rückhalteraum"

Ursächlich für die Überschwemmungen am Donnerstag sei in der Zinnhütte auch nicht ein unterdimensioniertes Kanalnetz gewesen, sondern ein Regenereignis, auf das die Kanalnetze und Rückhaltebecken nicht ausgelegt seien. "Für solche Starkregenereignisse lassen sich mit vertretbarem Aufwand die Kanalnetze nicht dimensionieren. Nahezu alle Regenrückhaltebecken waren aufgrund der Wassermassen vollgelaufen. Ziel künftiger Planungen ist es deshalb, auch Überflutungen mit einzukalkulieren und die Straßen so zu bauen, dass sie bei Extremereignissen möglichst schadlos zum zusätzlichen 'Rückhalteraum' werden können", so Walnsch.

Überflutete Straßen in Tostedt / Bahnverkehr teils unterbrochen
Bei der Straßensanierung der Lohberger Straße wurde offenbar  ein zu kleiner Durchmesser für die Bachunterführung gewählt | Foto: privat
Die Todtglüsinger Beek, rechts die ummauerte Spundwand bei den Bauarbeiten an der K57 vor zwei Jahren. Die Spundwand sollte eigentlich vor Überschwemmungen schützen | Foto: bim
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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