Senior im Pflegeheim Homann in Tostedt
104-Jähriger überlebt zwei Weltkriege und bietet jetzt Corona die Stirn
bim. Tostedt. Otto Vokrap ist ein außergewöhnlicher Zeitzeuge: Auch wenn er zum Ende des Ersten Weltkrieges und beim Ausbruch der Spanischen Grippe (1918 bis 1920) noch ein Kind und nicht selbst infiziert war, so hat der 104-Jährige dennoch zwei Weltkriege und eine todbringende Pandemie überlebt. Jetzt wurde er im Tostedter Seniorenwohn- und Pflegeheim Homann gegen COVID-19 geimpft und bietet der aktuellen Pandemie die Stirn.
Am 24. Oktober 1916 in Reitendorf im Sudetenland geboren, wuchs Otto Vokrap als jüngstes von fünf Geschwistern auf. Als er sechs Jahre jung war, starb sein Vater, seine Mutter brachte die Familie fortan mit Näharbeiten durch. Mit 23 Jahren wurde Otto Vokrap zum Wehrdienst eingezogen. Der gelernte Elektriker wurde zum Fernmelder ausgebildet und in Polen, Frankreich und Russland eingesetzt. Nach seiner Flucht über die Ostsee kam er in englische Kriegsgefangenschaft. Schon dort zeigte er sein Talent als "Macher", wie seine Kinder Doris (66), Gisbert (62), Reinhard (60) und Winfried (59) ihn kennen, und organisierte mit einem späteren Nachbarn alles für den täglichen Bedarf.
Apropos Nachbar: Otto Vokrap baute 1952 als einer der Ersten sein Eigenheim in der Neu Wulmstorfer Heidesiedlung und engagierte sich in dem gleichnamigen Grundeigentümerverein. Wie Zeit seines Lebens, nahm er beim Hausbau alles selbst in die Hand. Außerdem engagierte er sich vielfach ehrenamtlich - als Ratsherr für die Wähler-Gemeinschaft Neu Wulmstorf und mit seiner Frau Martha im DRK, in dem er u.a. die Radfahrer-Gruppe leitete.
Der charmante Senior, der seit 1994 verwitwet ist und inzwischen drei Enkel sowie bald vier Urenkel hat, ist noch sehr rüstig: Bis zu seinem 102. Lebensjahr fuhr er selbst Auto, bis vor 15 Monaten lebte er eigenständig in seinem Haus in Neu Wulmstorf - bis zu einem Sturz, nach dem er nicht mehr so mobil ist und ins Tostedter Pflegeheim kam und damit näher zu seiner Tochter Doris als enge Bezugsperson.
"Seine größte Sorge, als er ins Pflegeheim kam, war, dass ihm das Essen nicht schmeckt, weil er bislang selbst gekocht hat. Doch das Essen schmeckt ihm!", berichtet Sohn Gisbert Vokrap. Und: "Er hat den Schalk im Nacken." Zu seinem 100. Geburtstag wurde Otto Vokrap von einer Reporterin gefragt, was denn das Beste an dem hohen Alter sei, und der Senior erklärte: "Man lernt nur jüngere Frauen kennen." Auch beim Fototermin mit dem WOCHENBLATT im Beisein von Heimleitung und Pflegefachkraft freut er sich über den Damenbesuch.
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